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Comic-Besprechung - Ringo Gesamtausgabe 1

Geschichten:
Ringo Gesamtausgabe 1
Der lange Weg nach Santa Fe

Autor / Zeichner: William Vance, Colorist: Petra

Der Schwur von Gettysburg
Autor: Jacques Acar, Zeichner: William Vance, Colorist: Petra

Story:
Ringo arbeitet für Wells Fargo und ist für die Sicherheit der Postkutschen verantwortlich. Doch skrupellose Gangster scheuen auch nicht davor zurück, Indianer aufzuhetzen, um an das Gold zu kommen. Doch das Ehrgefühl von Ringo ist so groß, dass er auch einem einstmals verfeindeten Offizier der Südstaaten hilft, erlittenes Unrecht wieder gut zu machen.


Meinung:
William Vance ist nicht nur einer der größten und bekanntesten Zeichner im franko-belgischen Raum, sondern sicher auch einer der produktivsten. Viele der von ihm gezeichneten Serien gehören mittlerweile zu den großen Klassikern und können nicht nur von der künstlerischen Seite her überzeugen, sondern waren und sind auch kommerziell erfolgreich. Wahre Evergreens. Und was findet man nicht so alles in seinem Portfolio: Historienabenteuer (Bruce J. Hawker), Thriller (XIII), Science-Fiction (Bob Morane) und Abenteuer (Bruno Brazil). Was viele wohl nicht mehr wissen, ist die Tatsache, dass Vance auch Western gezeichnet hat. Vorhang auf für Ringo.

Der deutsche Leser kommt dann auch gleich in den Genuss einer zweibändigen Gesamtausgabe. Aber schon bevor man richtig zu lesen beginnt, fallen zwei Aspekte auf. Zum einen ist der erste Band der Gesamtausgabe recht dünn. Was daran liegt, dass der Serie Ringo nicht so viel Platz beschieden ist und es schlicht nicht genug Stoff gibt. Im Grunde hätte man auch eine dickere Ausgabe lancieren können und dann den Zyklus komplett gehabt. Zum anderen fehlt im Vergleich zu anderen Integralen oder Gesamtausgaben leider ein redaktioneller Beitrag. Dieser wäre schon interessant gewesen. Allein schon um die Serie im Oeuvre von Vance einordnen zu können und warum dem Zyklus kein langes Leben beschert war.

Im ersten Integral des Zyklus kommen so auch nur zwei albenlange Abenteuer vor. Wahrscheinlich damit noch Stoff für den zweiten angekündigten Band bleibt. Bei der Durchsicht macht sich aber leider eine Ahnung breit, warum Ringo offensichtlich kein großer Erfolg beschieden worden war und der Charakter fast schon in Vergessenheit geraten ist. Schonungslos ehrlich formuliert: wäre Ringo von einem anderen als Vance gezeichnet worden, hätte man ihm wohl kaum ein Integral spendiert.

Der Held ist nämlich mittlerweile ziemlich anachronistisch und wirkt ziemlich hausbacken. Man könnte nun einwenden, dass er schlicht schlecht gealtert ist. Das stimmt aber nicht, denn schon zur Entstehungszeit war er ein Fremdläufer. Die Serie startete in den 1960ern. Also in dem Jahrzehnt, in dem sich der zynische und gewalttätige Italowestern auf seinem Höhepunkt befand. Der strahlende Held amerikanischer Prägung hatte ausgedient und das amerikanische Westernkino zog vorsichtig nach. Der Anti-Held war geboren und die edlen Ritter mit Cowboyhüten hatten ausgedient. Oder wie Clint Eastwood es einmal sagte: „Ich bin der Held. Aber ich schieße den Bösen in den Rücken.“  Da wirkt Ringo wie ein Pfadfinder dessen Wesen aus heutiger Sicht sehr naiv wirkt. Was durchaus unfreiwillig komisch wirken kann. Gut, der Held wurde für ein Jugendmagazin entworfen und so kann man keine gewalttätigen Geschichten und zynische Helden erwarten. Aber Ringo ist noch viel zu sehr dem Stil, Gestus und moralischer Wertvorstellungen der 1950er verbunden, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Er ist schlicht viel zu brav. So entwaffnet er in einer Szene die Schurken nur. Was später Konsequenzen hat, denn so können seine Gegner ihren Plan ausführen, welcher vielen Menschen das Leben kostet. Das Ringo das früher hätte verhindern können, wird aber nicht thematisiert. Dieser Westernheld scheint insgesamt auch nur auf Indianer tödlich zu schießen, was unverhohlen rassistisch ist.

Für Nostalgiker ist das durchaus geeignet und auch wenn die Serie naiv und zahm ist, so ist sie doch recht elegant gezeichnet. Aber was insbesondere für einen Westerncomic auffällig ist, durchaus zum Nachteil, ist die Tatsache, dass Vance hier erstaunlich oft die Hintergründe vernachlässigt.

Aber vielleicht sind das alles ja auch nur Geburtswehen und die späteren Geschichten besser.


Fazit:
Der Held war schon damals anachronistisch und bieder, aber die Zeichnungen sind wie gehabt sehr elegant. Aber überzeugen zu können, ist die Serie zu naiv und zu brav. Nur für Nostalgiker.

Ringo Gesamtausgabe 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Ringo Gesamtausgabe 1

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Splitter

Preis:
€ 22,80

ISBN 10:
3958393403

ISBN 13:
978-3958393400

96 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • elegante Zeichnungen
Negativ aufgefallen
  • Held ist anachronistisch
  • Naivität
  • rassistische Anflüge
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 17.12.2016
Kategorie: Alben
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