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Comic-Besprechung - Essai

Geschichten:
Essai (L'Essai)
Autor, Zeichner: Nicolas Debon, Übersetzung: Tanja Krämling

Story:

Essai: Ein Traum, eine Illusion. Eine Gemeinschaft, in der es keinen Höheren gibt, in der alle gleichberechtigt sind. Und das am Ende schließlich scheitert.



Meinung:

In ihren Grundprinzipien sind die Ideen, die hinter dem Kommunismus oder dem Anarchismus stecken, nachvollziehbar und verlockend. Jeder ist jedem gleichgestellt und eine höhere Autorität ist nicht vorhanden. Doch wann immer es an die Umsetzung geht, scheitert das Projekt. Das zeigt besonders schön "Essai", ein Album, dass von Nicolas Debon geschrieben und gezeichnet wurde.

Essai basiert auf wahren Begebenheiten. Es ist die Geschichte einer Idee, eines Ideals, dass der Franzose Fortuné 1903 in die Tat umsetzen will. Er lässt ein Stück Land kaufen und beginnt dort zunächst alleine und dann später mit einigen Genossen eine Siedlung zu bauen, die auf den anarchistischen Idealen basiert. Kann diese Utopie in der Realität funktionieren und überleben?

Das ist auch die essentielle Frage, um die es in diesem Album geht. Und in der Tat sieht es zu Beginn auch gut aus. Die ersten Monate zeigen, welche Faszination die Idee dieses Dorfes ausübt. Und zwar sowohl auf Männer und Frauen.

Und so ist einer der signifikantesten Momente in der ersten Hälfte von "Essai", als Adrienne ankommt. Eine Frau, die an die Ideale der "Freien Menschen", wie die Anarchisten sich auch bezeichnen, glaubt. Und die sich auch gut einbringt, in diese Dorf.

Nicolas Debon beschreibt in den ersten Monaten ein wahres Idyll. Eine Gegend, in der die Natur den Menschen herausfordert, aber dessen Mühen auch belohnt. Das wird durch Worte und Taten deutlich gemacht. Etwa, wenn zu Beginn Fortuné begeistert einen Schmetterling beobachtet, wie der sich frei durch die Luft bewegt.

Fortunè ist dabei auch gleichzeitig das primäre Sprachrohr der Ideale der Anarchisten. Wann immer er kann, schildert seine Pläne und seine ideologischen Vorstellungen. Er ist das unbestrittene Oberhaupt dieser Gemeinschaft. Er glaubt voll und ganz an die Ideen des Anarchismus.

Dabei gibt es auch einige Szenen, in denen man als Leser aus einer moderneren Zeit nicht weiß, was man davon halten soll. So beschreibt Fortunè, wie sein Bruder ein Attentat verübt, bei dem gottseidank keine Menschen ums Leben gekommen sind. Und ehe er guillotiniert wird, hält er noch eine Brandrede. Man merkt, dass dieses Ereignis Fortunè beeindruckt hat, auch wenn er selbst es nüchtern schildert. Aber er verurteilt es nicht.

Überhaupt macht Fortunè im Laufe des Albums eine Wandlung durch, die einem nicht gefällt. Im Prinzip läuft es am Ende darauf hinaus, dass er seine Ideale unter den historischen Umständen zu sehr bewahren will und diese Erwartungshaltung dann auch auf andere überträgt, die diese Hürde natürlich nicht meistern können. Es gibt eine Szene gegen Ende des Albums, wo dies thematisiert wird und wo man über seine Reaktion erschrocken ist, weil sie übertrieben und schrecklich ist.

Allerdings muss man auch sagen, dass diese Charakterwandlung zu plötzlich kommt. Nicoloas Debon bemüht sich zwar, sie korrekt aufzubauen. Doch am Ende hat man den Eindruck, dass hier noch ein paar mehr Szenen nicht geschadet hätten, um die Wandlung glaubwürdig wirken zu lassen. Denn so wirkt sie zu plötzlich.

Nicoals Debons Zeichnungen erinnern an impressionistische Gemälde. Immer wieder baut er Splashpages ein, in denen er einfach nur ein Szenario darstellt und so vor allem die Farben wirken lässt. Die Menschen stellt er als eine Ansammlung Farben dar, ohne Outlines und mit Gesichtern, die stark reduziert wirken und trotzdem unterscheidbar.

Am Ende ist dies eine Geschichte, die zwar faszinierend ist, aber vor allem am Ende zu wünschen übrig lässt. Deshalb "Reinschauen".



Fazit:

Nicolas Debon stellt in "Essai" die Geschichte einer Siedlung zu Beginn des 20. Jahrhunderts dar. In dieser Story geht es dabei um die Ideale des Anarchismus und die Verkörperung dieser durch Fortuné. Man lernt viel über diese Gesellschaftsform und kann ihre Faszination verstehen. Auch wenn auch die Schattenseiten nicht verschwiegen werden. Was schade ist, ist die Entwicklung die Fortuné durchmacht. Denn diese wird nicht oder nur gering aufgebaut und wirkt daher etwas sehr plötzlich.



Essai - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Essai

Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 19,99

ISBN 13:
978-3-551-72817-3

96 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Grandiose Illustrationen, die impressionistisch wirken
  • Man erfährt einiges über die Anarchie
Negativ aufgefallen
  • Charakterisierung von Fortunè am Ende, bzw. der Aufbau des gleichen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 19.12.2016
Kategorie: One Shots
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