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Comic-Besprechung - Der Mann der Lucky Luke erschoss

Geschichten:
Text und Zeichnungen: Matthieu Bonhomme

Story:
Bonhomme liefert einen ganz klassischen Western-Plot. Eine Kleinstadt irgendwo im Westen der Vereinigten Staaten befindet sich im Würgegriff einiger Gesetzloser. Die Einwohner sind nicht Manns genug, um sich gegen ihre Peiniger zu wehren und bitten den Mann der schneller schießt als sein Schatten um Hilfe. Wie in jedem anständigen Western sieht sich Lucky Luke alleine einer ganzen Meute von Verbrechern gegenüber. Natürlich steckt auch der Sheriff mit ihnen unter einer Decke.


Meinung:
Der Einstieg ist verstörend. Im ersten Panel fällt ein Schuss, die Bilder zoomen an den Ort des Geschehens heran, bis der Leser im vierten Panel einen Mann im Matsch liegen sieht: weißer Hut, gelbes Hemd und schwarze Weste. Lucky Luke? 
Geistiger Vater hinter diesem Einstieg und gleichzeitig Zeichner des Bandes, ist der 1973 in Paris geborene Matthieu Bonhomme. Hierzulande ist der Künstler noch eher unbekannt, obwohl er mit „Der Marquis von Anaon“ (Salleck Publications) eine oftmals unterschätzte Serie ersonnen hat.
Bonhomme führt uns Lucky Luke vor, wie wir ihn noch nie gesehen haben. Er ist in einem realistischen Stil gezeichnet. Lucky Luke, die Parodie des Western, ist von seiner Bühne geklettert und befindet sich jetzt selbst mitten im Wilden Western – dem Genre, das er eigentlich nur mit einem Augenzwinkern betrachtet hat. 
So werden etwa Duelle bei Bonhomme nicht mehr als spielerische Angelegenheit gezeigt. Das Duell wird nicht reduziert auf den fakt, dass am Ende die Gegner des Mannes in gelbem Hemd und schwarzer Weste im Dreck liegen, während sein eigener Colt nur qualmt. Bei Morris – und seinen Nachfolgern – hat der Leser das eigentliche Duell nie gesehen. Rauchende Colts, ein blamierter Verbrecher und ein strahlender Held – mehr bekam man nicht zu sehen. Wenn sich zwei Männer bei Bonhomme auf einer staubigen Straße gegenüber stehen, wird nicht gelacht, sondern einer stirbt im Dreck.
Bonhommes Zeichenstil ist aber mehr als nur realistisch. Er ist grandios. Seine Panels in denen Lucky Luke im strömenden Regen in die Stadt einreitet, sind von einer dermaßen hohen Intensität, dass man jedes als Druck an seine Wohnzimmerwand hängen möchte.
Eine Frage bleibt allerdings während des gesamten Lesevergnügens schwer zu beantworten: Handelt es sich bei dem Comic von Bonhomme um eine Hommage? Also um die Würdigung von Lucky Luke? Oder um eine Parodie? Denn es spricht für die Klasse des Albums, dass bei aller realistischer Darstellung kleinere Seitenhiebe auf das Original und den Western im Allgemeinen nicht ausbleiben. So erfährt der Leser endlich, wieso Lucky Luke das Rauchen aufgegeben hat. Die Tabakknappheit zwingt ihn zur Zurückhaltung. Und selbst das Kalumet des Indianerhäuptlings muss kalt bleiben, weil ein Erdrutsch sämtliche Vorräte des Häuptlings vernichtet hat. Ein anderes Beispiel ist die Prominenz von Lucky Luke. Als er aus der Stadt reitet, um seine Gegner zu stellen, wird er von eine Schaar Kinder begleitet, die wissen wollen, wie er die Daltons zur Strecke gebracht hat und ob er tatsächlich Phil Steel umgelegt hat. Lucky Luke der Popheld!
Daneben werden aber auch Parodien auf andere Lichtgestalten des Wilden Westens gegeben: Sein Compagnon Doc Wednesday trägt unleugbar die Züge von Doc Holiday, dem Weggefährten der Earps. Dies liegt nicht nur in der Namensgleichheit begründet, sondern vor allem in den Hustenanfällen, die sowohl Wednesday als auch Holiday begleiten.
Aber egal, ob Hommage oder Parodie, Morris wäre in jedem Fall entzückt gewesen. Im Vorwort zum Band Rocky Luke (Alpha-Comic-Verlag) schreibt er: „Es ist für einen Autor schmeichelhaft parodiert zu werden. Es bedeutet, dass sein Werk berühmt (oder berüchtigt) ist, denn die Parodie setzt beim Leser voraus, dass er das Original kennt“.


Fazit:
„Der Mann der Lucky Luke erschoss“ ist eine großartige Verneigung vor einem der schönsten europäischen Western-Comics. In intensiven Bildern wird eine Geschichte erzählt, die viel Raum für Würdigung und Parodie bietet. Der Band hat das Zeug zum Klassiker! Für Februar 2017 ist der zweite Lucky Luke Hommage-Band von Guillaume Bouzard angekündigt. das wird spannend!


Der Mann der Lucky Luke erschoss  - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Der Mann der Lucky Luke erschoss

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Egmont Comic Collection

Preis:
€ 15

ISBN 13:
978-3-7704-3925-6

64 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Atmophärisch Dichte Panels
  • Betagter Comicheld einmal aus anderem Blickwinkel
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 08.11.2016
Kategorie: Alben
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