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Comic-Besprechung - Golem im Emmental

Geschichten:
Golem im Emmental:
Benedikt Eppenberger, Gregor Gilg, Barbara Schrag

Story:

An einem Sommertag im Jahr 1832 kommt ein Mann in das Berner Emmental. Er schleppt eine Kiste mit sich herum. Schon bald lernt die junge Witwe Hanni Wüthrich kennen und lieben. Wodurch ein Totentanz sondergleichen beginnt.



Meinung:

"Golem im Emmental" ist eine Geschichte, deren Titel zunächst einmal an Mystik und Fantasie erinnert. Schließlich ist die Figur des Golems eine Gestalt eben aus der Welt der Mythen und Legenden. Doch je mehr man sich mit dem Band von Benedikt Eppenberger, Gregor Gilg und Barbara Scharg beschäftigt, desto deutlicher wird, dass es sich hier vielmehr um einen mystisch verbrämten Western handelt.

Es ist das Jahr 1832, als ein Mann, der eine Kiste mit sich schleppt in das Berner Berner Emmental kommt. Sein Ziel ist die junge Witwe Hanni Wüthrich, von der er sich erhofft, dass sie eine Schuld bei ihm bezahlt. Doch stattdessen wird er Zeuge, wie der sadistische Grossbauer Wüthrich und der verliebte Vikar sie bedrängen. Und schon bald sind sie alle Teil eines teuflischen Tanzes, bei dem sie alle nur verlieren können.

Wer jetzt bei dem Titel "Golem im Emmental" erwartet, dass diese mystische Figur im Zentrum der Handlung steht, der wird enttäuscht sein. Die Figur taucht natürlich in der Erzählung auf. Doch ist sie nur eine Randfigur, um die die Handlung sich noch nicht mal dreht.

Stattdessen ist diese Graphic Novel eher ein Western, nur eben nicht in Amerika platziert, sondern in der Schweiz. Trotzdem hat der Band viele Gemeinsamkeiten mit den so beliebten Geschichten aus den USA. Vor allem mit den moderneren Genre-Vertretern. Denn da wie dort hat man es mit einem einsamen Menschen zu tun, der eines Tages auf ein Unrecht stößt und versucht, es mit seinen Mitteln zu verhindern.

In diesem Falle ist es der Mendel, der im Auftrag seines Rabbis eigentlich auf dem Weg nach Amerika ist, aber vorher noch eine Schuld beim Wüthrich eintreiben will. Und dort erlebt er, wie die tapfere Witwe von allen Seiten bedrängt wird. Der Vikar will sie und der Bruder ihres Mannes ebenfalls. Das Problem ist, dass beide keine gerechten Männer sind.

Und es kommt, wie es kommen muss, quasi. Mendel verliebt sich in die Witwe und hilft ihr. Wodurch eine eskalierende Situation nur noch schneller eskaliert.

Denn "Golem im Emmental" ist ebenfalls eine Tragödie. Die Story kann nur schlecht enden, es gibt kein Happy End! Am Ende ist es so, dass die Bösen siegen und die Guten verlieren. Was natürlich ein Schlag ins Kontor ist, aber einfach zur Story und zur Atmosphäre des Buches passt.

Dabei besticht die Geschichte vor allem durch ihre Charakterisierungen. Überall herrscht ein latenter Rassismus, weil der Mendel ein Jude ist. Wobei klar gemacht wird, dass dieses Vorurteil nur ein Mittel zum Zweck ist, um den Mendel loszuwerden, der dem Ziel des Vikars, an die Witwe Wüthrich zu kommen, im Weg steht. Und auch später wird der Rassismus als plumpes Werkzeug genutzt, damit die Bösen an ihr Ziel gelangen. Besser lässt sich nicht beweisen, wie blöd und idiotisch solche Vorurteile sind, die dann noch nicht mal hinterfragt werden.

Eine weitere faszinierende Figur ist der Vikar, der ein klares Interesse an der Witwe hat und den Mendel auch gerne aus dem Weg hätte. Doch gleichzeitig ist er aber auch ein Opfer, da er gegenüber dem sadistischen Wüthrich nicht fähig ist, Rückgrat zu besitzen. Sollte man deshalb mit ihm Mitleid haben? Das fällt schwer.

Die Illustrationen von Gregor Gilg fangen die düstere Atmosphäre der Geschichte perfekt ein. Seine Figuren sind nicht realistisch, sondern schon fast holzschnittartig. Doch dafür können die Gesichter überzeugen, in denen er jede Not und jede Lebenserfahrung sichtbar hineingezeichnet hat.

Und so ist "Golem im Emmental" ein "Klassiker", den man lesen sollte.



Fazit:

"Golem im Emmental" ist ein mystisch angehauchter Western, der kein Happy End kennt. Geschickt greift das Kreativteam auf, wie idiotisch Rassismus ist und wie leicht sich solche Vorurteile von üblen Menschen missbraucht werden können. Die Charakterisierung ist dabei vortrefflich, wie man zum Beispiel am Vikar bemerkt. Und die Illustrationen von Gregor Gilg zeigen, wie hart das Leben mit den Menschen mitspielen kann.



Golem im Emmental - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Golem im Emmental

Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen

Verlag:
Edition Moderne

Preis:
€ 29,00

ISBN 13:
978-3-03731-152-3

304 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Mystisch angehauchter Western in der Schweiz
  • Großartige Charakterisierungen
  • Kein Happy End
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 02.11.2016
Kategorie: One Shots
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