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Comic-Besprechung - Miracleman 4: Das goldene Zeitalter

Geschichten:
Miracleman 4: Das goldene Zeitalter (Miracleman 1-6)
Autor: Neil Gaiman, Zeichner / Inker: Mark Buckingham, Colorist: Mark Buckingham, D`Israeli


Story:
Aus den Überresten des zerstörten Londons erwuchs eine schöne neue Welt über die der mächtige Superheld Miracleman wie ein Gott regiert. Doch ist dieses für die Menschen ein Segen oder ein Fluch? Verschiedene Personen versuchen mit der Situation klar zu kommen und geraten physisch wie auch psychisch an die Grenzen der Belastbarkeit.

Meinung:
Der vierte Teil von der britischen Serie Miracleman wird hier erstmals auf Deutsch veröffentlicht. Was an sich schon eine erstaunliche Tatsache ist, denn die Erzählung ist schon 25 Jahre alt. Aber es gab damals immer wieder rechtliche Probleme, was auch mit der Figur selber zu tun hat, finanzielle Schwierigkeiten (der Verlag ging zwischenzeitlich in Konkurs) und kreative Unstimmigkeiten. Bis heute ist es den Verlagen etwa untersagt in den Veröffentlichungen darauf hinzuweisen, dass niemand geringeres als Alan Moore die frühen Storys geschrieben hat und etwa in der deutschen Veröffentlichung schlicht „Der Autor“ genannt wird.

Das lässt aber noch keine Rückschlüsse darauf zu, warum diese Storyline so lange auf eine Veröffentlichung hierzulande warten musste. Denn zumindest Moore war nicht mehr daran beteiligt. Es ist eher zu vermuten, dass aufgrund der ganzen Querelen die Figur hier nie sonderlich bekannt geworden ist, dementsprechend ein verlegerisches Risiko vorlag und der neue Handlungsstrang von dato unbekannten Neulingen gestaltet worden ist. Die ironischerweise heutzutage zu den Superstars der Comics gehören und fast einen solchen Status wie Alan Moore besitzen. In manchen Kreisen zumindest. Die Rede ist einerseits von Neil Gaiman der kurze Zeit später seine Sandman-Serie beginnen sollte und andererseits Mark Buckingham der spätestens als Zeichner und Mitschöpfer von Fables einen Starstatus hat. Doch Miracleman 4 entstand am Beginn der Karriere der beiden Männer. Gaiman wurde übrigens damals von Alan Moore höchstpersönlich als Nachfolger für die Serie empfohlen.

Und wie man es heutzutage von Gaiman her kennt, ist auch hier schon ein gänzlich anderer Ansatz zu finden. Vor allem wenn man bedenkt, dass es sich im Grunde um eine Superheldengeschichte handelt. Der Titelheld kommt hier aber nur selten vor. Der Gegner ist besiegt, siehe Teil 3, und aus den Trümmern des Kampfes ging eine neue Welt hervor, über die Miracleman und seine Heldenfamilie wie Götter wachen. Eigentlich logisch, dass nicht mehr die Helden im Mittelpunkt stehen, denn sie sind viel zu mächtig als das es eine packende Geschichte geben könnte. Dafür müsste man dann so starke Gegner entwerfen, dass bei einem Kampf die ganze Erde untergehen würde. Vielmehr geht es hier um den Umgang von den Menschen mit der Situation. Die Psychologie steht im Vordergrund und wird in unterschiedlichen Kapiteln auf unterschiedliche Art und Weise beleuchtet, wobei sich da durchaus Ironie durchzieht. Da wird Miracleman etwa als Gott verehrt, kann aber nicht die Wünsche eines der Charaktere erfüllen, da dafür seine Macht nicht ausreicht. Und seine Frau dient als sexuelles Idealbild einer Frau welche dem einsamen Mann den Blick auf andere Frauen abseits des Ideals verstellt. Und immer wieder schwebt im Hintergrund die Warnung, dass man vorsichtig sein solle, was man sich wünscht.

Wobei das Kernthema aller Erzählungen, die erst am Ende eine grobe inhaltliche Klammer bekommen, die Hoffnung ist. Wie passend, und gewollt, das der Titel auch Bezug nimmt auf die optimistische Periode der Superhelden. Das Golden Age. Damals konnte man noch träumen und alles war vielversprechend. Technik wurde per se positiv gewertet und die Superhelden schienen einfach die besseren Menschen zu sein, die ihre Ideale auslebten und alle Feinde der Lebensart besiegten. Doch in Miracleman schleicht sich trotzdem ein Unbehagen ein und offenbart schon in den kleinen Wendungen und symbolischen Szenen, dass dieses ein schönes Ideal ist, aber letztlich ein Selbstbetrug.

Mark Buckingham zeigt sich hier schon sehr vielseitig und jedes Kapitel ist in einem anderen Stil gehalten. Vor allem werden alle Panelgrenzen gesprengt und dem jeweiligen Tonus und der Story angepasst. Auch Zitate finden ihren Weg hinein, etwa in dem Kapitel wo ein Klon von Andy Warhol eine tragende Rolle spielt und auf jeder Seite Werke von Warhol vorkommen oder zitiert werden. So etwa ein Monolog in dem jedes Panel in einer anderen Farbe erscheint und so das Prinzip der Siebdruckserien von Warhol verwendet.

Insgesamt ergibt das eine sehr faszinierende Lektüre, die aber in der konsequenten Verweigerung von Klischees und Stereotypen sowie einer durchgängigen Dramaturgie teilweise auch etwas anstrengend werden kann.


Fazit:
Eine faszinierende Lektüre die mehr Wert legt auf Psychologie denn auf Superheldenaction und schildert wie normale Menschen mit der Situation umgehen. Das ist faszinierend, wenngleich manchmal auch etwas sperrig da ein roter Faden fehlt.


Miracleman 4: Das goldene Zeitalter - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Miracleman 4: Das goldene Zeitalter

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 39

ISBN 10:
3957984467

ISBN 13:
978-3957984463

176 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • dichte Psychologie
  • Vermeidung Klischees
  • unterschiedliche Zeichenstile
  • überraschende Themen
Negativ aufgefallen
  • es fehlt ein roter Faden
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 21.08.2016
Kategorie: Hefte
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