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Comic-Besprechung - Drei Steine

Geschichten:
Drei Steine
Autor, Zeichner, Colorist: Nils Oskamp

Story:

Nils Oskamp ist in den 80er Jahren ein Schüler auf einer Dortmunder Realschule. Dort wird er mit rechtem Gedankengut konfrontiert. Und beschließt, dagegen anzugehen.



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Dank der Flüchtlingswelle, der AfD, der NSU und Pegida ist das Thema Fremdenhass und Rechtsextremismus so aktuell wie eh und je. Wobei viele glauben, dass diese Problematik nur im Osten von Deutschland verortet sei. Ein Trugschluss, da auch im Westen Menschen Leben, die rechtem Gedankengut nachhängen. Nils Oskamp erzählt in seinem autobiographischen Comic "Drei Steine" darüber, wie er in seiner Kindheit mit solchen Leuten zu tun hatte.

Der Autor wurde 1969 in Bochum geboren und wuchs in Dortmund auf. Seit seiner frühsten Kindheit wollte er Zeichner werden. Und er konnte seinen Wunsch nach einem Diplom mit dem Schwerpunkt Illustration 1996 in die Tat umsetzen. 1999 machte er sich selbständig.

Worum geht es in "Drei Steine". Woher kommt der Name? Was hat er für eine Bedeutung?

Der Name kommt daher, dass Nils als Jugendlicher auf einem jüdischen Friedhof drei solcher Steine mitgenommen hat. Diese prägten dann seine Jugend. Denn wann immer es zu einem bedeutenden Ereignis in seinem Leben kam, setzte er sie ein.

Dabei war seine Jugend alles andere als einfach. Er ging auf eine Realschule, die nach Wilhelm Busch, dem Stammvater der Deutschen Comics, benannt war. Und wo diese illustrierten Erzählungen doch verboten waren. Dafür machte sich rechtes Gedankengut in der Schule breit.

Nils Oskamp schildert seinen Kampf gegen dieses Gedankengut. Es gleicht einer Auseinandersetzung mit Windmühlen, denn er findet kaum Unterstützung. Seine Lehrer sind entweder selber braun oder begriffsstutzig. Seine Eltern haben kein Ohr für ihn, sondern setzen ihn im Gegensatz sogar noch wegen seiner angeblich schlechten schulischen Leistungen unter Druck, ohne sich anzuhören, wieso diese so schlecht sind. Und die öffentlichen Behörden erweisen sich als untauglich.

Die einzige Unterstützung, die er hat, ist sein Freund Thomas, der ihm einige Kampfregeln zur Selbstverteidigung beibringt. Doch auch der kann nicht immer da sein. Was besonders gegen Ende der Story dramatisch bemerkbar wird.

Die Story wird nicht einfach zu lesen sein. Einfach, weil dieser Mangel an Unterstützung so unfassbar ist. Und doch ist es so geschehen sein.

Und dabei ist dies nicht der einzige Grund, weshalb man bei der Erzählung schwer schlucken muss. Da ist zum einen die schier groteske Art, mit der das rechte Gedankengut damals so offensichtlich verbreitet wurde. Dass selbst Lehrer so offenkundig über viele Jahrzehnte hinweg braune Propaganda verbreiten konnten, ohne dass es jemanden gestört hat. Oder das Nazis so sichtbar durch die Straßen ziehen konnten.

Der andere Grund ist die Gewaltspirale, in die Nils Oskamp gerät. Es ist bekannt, dass die Nationalsozialisten Andersdenkende nicht sonderlich schätzen. Und das wird in dieser Story besonders deutlich gemacht. Kann sich Nils zu Beginn noch mit seinem Judo wehren, ist er schon bald ein Opfer der unfair kämpfenden Nazis, die vor allem ihn in der Überzahl und mit unfairen Mitteln angreifen. Und da er keine Unterstützung durch Erwachsene oder andere Personen erhält, wiegt dieser Faktor noch deutlich schwerer!

Klugerweise hat sich Nils Oskamp für einen realistischen Stil entschieden. Man kann im hinteren Teil des Bandes sehen, dass er teilweise mit einem Zeichenstil gespielt hat, der sich mehr in Richtung Asterix und Co. orientiert. Doch das wäre der Message seines Bandes nicht bekommen. Auch die Kolorierung unterstützt diesen Comic. In der Gegenwart sind es warme Brauntöne, in der Vergangenheit eher kalte Blaugraue Farbtöne. Und diese Monochrome Darstellung wird nur dann unterbrochen, wenn die Farbe Rot ins Spiel kommt, was ihren Einsatz umso präsenter wirken lässt.

"Drei Steine" gibt es in zwei Editionen. Einmal die reguläre Hardcover-Version, die man im Handel kaufen kann. Und eine etwas abgespeckte Version für den Schulunterricht. In letzterer fehlen einige Comicseiten, aber es fehlt nichts an dem Sekundärmaterial. Was auch gut so ist, da vor allem letzteres besonders stark ist. Es wird nämlich unter anderem erzählt, wie stark die Dortmunder Naziszene ist. Ein beeindruckendes und bedrückendes Sekundärmaterial.

"Drei Steine" ist ein Weltklassealbum. Die Erinnerung von Nils Oskamp ist erstklassig geworden und verdient die "Klassiker"-Wertung und den "Splashhit".



Fazit:

"Drei Steine" ist die autobiographische Aufarbeitung der Realschulzeit von Nils Oskamp und seiner Begegnung mit den Nazis. Es ist kein einfaches Album, da der Autor und Illustrator den Leser nicht verschont. Wiederholt macht er deutlich, wie allein gelassen er damals im Prinzip war, da kein Erwachsener und nur sein bester Freund ihn damals unterstützen. Die Spirale der Gewalt, in die er gerät, bleibt dabei einem im Kopf hängen. Die Illustrationen sind erstklassig. Und das Sekundärmaterial hervorragend. Unbedingt zuschlagen.



Drei Steine - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Drei Steine

Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen

Verlag:
Panini

Preis:
€ 19,99

ISBN 13:
978-3957986467

160 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Bedrückend
  • Hervorragende Illustrationen
  • Sekundärmaterial
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1.71
(7 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 18.08.2016
Kategorie: One Shots
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