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Comic-Besprechung - Bizu Gesamtausgabe 1

Geschichten:
Text und Zeichnungen: Jean-Claude Fournier

Story:
Er gilt als der unterschätze und gleichzeitig ungeliebte Spirou-Zeichner: Jean-Claude Fournier. Als der Franzose 1968 die Serie vom genialen Andrè Franquin übernahm, war die Überraschung in der Comicgemeinde groß. Franquin war der absolute Starzeichner des Magazins und Fournier hatte gerade im Jahr zuvor seinen ersten Comic in dem Magazin veröffentlicht: die Abenteuer von Bizu. Die ECC legt jetzt den ersten von zwei Bänden einer umfangreichen Gesamtausgabe vor.


Meinung:
Das Werk von Jean-Claude Fournier wurde im deutschsprachigen Raum bisher steifmütterlich behandelt. Neben den Spirou-Bänden gab es lediglich ein Sammelsurium seiner Arbeiten in schöner Aufmachung bei Salleck Publications und gelegentliche Veröffentlichungen in Anthologien und Zeitschriften. Und das völlig zu unrecht. Denn der 1943 in Frankreich geborene Künstler gehört zu den Großen seiner Zunft. Davon legt besonders seine Figur „Bizu“ Zeugnis ab.
Eine vernünftig edierte und schöne Gesamtausgabe des sympathischen Helden aus der Bretagne wäre deshalb schon seit langer Zeit von Nöten. Bei dem nun vorliegenden ersten Band dieses Projektes weiß der Freund von Fourniers Comics allerdings nicht, ob er sich wirklich freuen oder enttäuscht sein soll. Denn wie so oft in Deutschland, ist die hiesige Ausgabe an das französische Original gebunden. Und bei Bizu, wie auch bei einigen anderen Gesamtausgaben – beispielsweise „Tanguy und Levandure“ aus dem gleichen Verlag – stellt sich immer dann das Problem, wenn die Rechte an einer Serie bei mehreren Verlagen liegen.
Bei Bizu hat sich Dupuis dazu entschlossen eine Gesamtausgabe herauszubringen. Hier sind auch die meisten der Geschichten erschienen. Aber eben nicht alle. Denn Mitte der 1980er-Jahre erschienen mit „Le Signe d’Ys“ und „Le Fils de Fa Dièse“ zwei Bizu-Alben im Verlag Fleurus, die nicht in der Gesamtausgabe von Dupuis und damit auch nicht in der von der ECC enthalten sind. Das ist sehr schade. 
Dem gegenüber steht der Vorteil der vorliegenden Gesamtausgabe: Dass nämlich das Hauptwerk Fourniers nun endlich zumindest größtenteils auf Deutsch erhältlich ist. An der Figur Bizu lässt sich die Entwicklung des Zeichners und Szenaristen Fournier hervorragend nachvollziehen. Seine ersten Gags kommen mitunter behäbig und konstruiert daher. Denn dies ist noch nicht sein Stil. Gerade bei den ersten Bizu Geschichten merkt man, dass Franquin mit Rat und Tat zur Seite stand. Es ist ein Genuss mit anzusehen, wie Fournier im Lauf seiner Serie an Selbstbewusstsein gewinnt und seinen eigenen Stil findet.
Apropos „ein Genuss mit anzusehen“: Die zweite Sünde, die die Franzosen an dem grandiosen Werk von Fournier vollbracht haben, bezieht sich auf die Wiedergabe der Geschichten. Es wurde nichts verbessert, nichts bearbeitet. Wenn beispielsweise die 1974 entstandenen Geschichte „La harpe sauvage“ („Die wilde Harfe“) in der Version des Spirou-Magazins wiedergegeben wird, was zur Folge hat, dass auf einer Seite der Gesamtausgabe vier Magazinseiten zum Abdruck kommen, dann kann man natürlich sagen, dass es authentisch ist. Man kann aber auch sagen, dass es absolut unleserlich ist und jedem Optiker die Dollarzeichen in seine Augen treiben wird. Hier und da hätte den Geschichten vor Abdruck ein wenig redaktionelle Mühe gut getan. Mitunter wirken die Geschichten einfach lieblos hintereinander geheftet. Hinzu kommt dann noch eine mindere Druckqualität, da auf jedes Nachbearbeiten in der französischen Originalausgabe verzichtet wurde. Das sind Momente, in denen jedem deutschen Comicleser schmerzlich bewusst wird, dass Projekte wie die Bizu-Gesamtausgabe in unserem Land ohne ausländische Kooperation einfach nicht zu stemmen sind – wirklich sehr schade.
Weniger lieblos, sondern hingegen höchst informativ gestaltet sich dagegen das redaktionelle Vorwort. Hier ist man aus dem Haus Egmont auch schon peinlicheres gewohnt, denkt man beispielsweise an die Goscinny/Uderzo-Ausgaben (etwa „Pitt Pistol“ oder „Luc Junior“), bei denen im peinlichen Plauderton stets von „unseren“ Helden (gemeint waren die Protagonisten der jeweiligen Comics) und „unseren Freunden“ (gemeint waren in diesem Fall das Zeichner/Texter-Duo) die Rede war. Peinlich und anbiedernd, was glücklicherweise bei der Bizu-Gesamtausgabe nicht vorkommt. Im Gegenteil: Der geneigte Leser erfährt dort viel über Fournier und sein Schaffen. Über seine Probleme beim Spirou-Magazin und wie er Franquin kennen und dieser in schätzen gelernt hat. 



Fazit:
Eine wirklich überfällige Gesamtausgabe zum Hauptwerk des großartigen Fournier. Leider wurde die Chance eine echte Übersicht über die drollige Figur zu liefern von dem französischen Originalverlag versäumt. Dennoch ist es eine wichtige Veröffentlichung für den deutschen Leser und jeder, der schon immer mal etwas tiefer in Fourniers Werk eintauchen wollte, dem sei diese Ausgabe ans Herz gelegt.


Bizu Gesamtausgabe 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Bizu Gesamtausgabe 1

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Egmont Comic Collection

Preis:
€ 34,99

ISBN 13:
978-3-7704-3884-6

240 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Informativer redaktioneller Teil
  • Abdruck sämtliches Dupuis-Material
  • Ein französischer Klassiker kann erschlossen werden
Negativ aufgefallen
  • Nicht vollständig
  • Teilweise schlechte Druckqualität
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 20.07.2016
Kategorie: Alben
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