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Comic-Besprechung - Bärenkönig
Geschichten:Bärenkönig (Roi Ours)
Autor, Zeichner: MOBIDC, Übersetzer: Thomas Schöner
Story:
Xipil der Kaimanengöttin geopfert werden. Doch der Bärenkönig ist damit nicht einverstanden und befreit sie. Von nun an ist sie allerdings heimatlos, denn in ihrem Dorf wird sie verachtet und soll getötet werden.
Meinung:
"Bärenkönig" ist ein Comic, wie es ihn nur selten gibt. Ein modernes Märchen, mit Sex und Gewalt. Und einer Story, die einen zum Nachdenken bringt, weil sie so unglaublich viele verschiedene Aussagen zu beinhalten scheint. Kurz, MOBIDIC scheint ein Meisterwerk gelungen zu sein.
Es handelt sich dabei um ein Pseudonym einer mexikanischstämmigen Künstlerin. Aktuell lebt sie in Brüssel, wo sie hingezogen ist, um Trickfilm zu studieren. "Bärenkönig" ist ihr Debütwerk.
Xipil ist eine junge Frau, die von ihrem Dorf auserkoren worden ist, um der Kaimanengöttin geopfert zu werden. Doch dann wird sie stattdessen vom Bärenkönig befreit. Er hat etwas gegen die Menschenopfer und nimmt sie sogar bei sich auf, als sie von ihrem Volk verstoßen wird. Damit beginnt für ihn und das Reich der Tiergötter allerdings eine brutale Periode der Veränderung.
"Bärenkönig" ist eine Erzählung, die nichts für schwache Gemüter ist. Es geht hier teilweise brutal zur Sache. Und es ist klar, dass nicht jede Figur das Ende erlebt.
Vordergründig geht es dabei um die Frage, ob Traditionen etwas Gutes sind. Denn das Chaos, das in dieser Story geschieht, wird eben dadurch ausgelöst, dass der Bärenkönig gegen die Tradition verstößt, und Xipil befreit. Und da sie deshalb in ihrem Dorf eine Verstoßene geworden ist, nimmt er sie bei sich auf, obwohl sie wenig von den Riten und Traditionen weiß, die bei den Tiergöttern gelten. Und scheinbar auch nicht richtig bereit ist, sich auf diese einzulassen oder sie zu lernen. Wodurch sie das Chaos nur noch mehr vergrößert.
Doch ist sie dadurch die Böse? Ist sie eine Art Eva, die für die Vertreibung aus dem Paradies sorgt, um das bekannteste religiöse Motiv zu bemühen? Muss man sie deswegen nicht mögen?
Wer auf diese Fragen einfache Antworten erweist, der hat mit diesem Band einen Fehlgriff getan. Denn MOBIDIC will es dem Leser nicht einfach machen. Sie will ihm zeigen, dass das Leben und die Ursachen mitunter komplex sein können. Und sie wird zum Beispiel klar gemacht, Xipil in ihrem Dorf insgeheim wenig Achtung genießt. Weil sie eine Frau ist, wie eine starke Szene am Ende klar macht.
Ebenso wird deutlich, dass wenn man zu sehr auf Traditionen beharrt, dies ebenfalls nicht gut ist. Denn eine Tradition, die Menschenopfer verlangt, ist nicht gut. Genauso wenig gut ist es, wenn man darauf beharrt und hofft, dass ein solches Ritus durchgesetzt wird, damit alles weiterhin seinen festen Gang nehmen kann. Denn nicht immer funktioniert das und kann sogar ins Gegenteil umschlagen.
Und was ist die beste Lösung? Gibt es nicht! MOBIDIC lässt den Leser am Ende alleine damit, mit dem Kopf voller Fragen und keinen Antworten. Was gut ist, da eine simple Lösung dieser Story nicht gut getan hätte.
Man lernt viele interessante Figuren in der Geschichte kennen. Xipil wird als Frau dargestellt, die allzu menschlich ist, was ihre starke, aber ebenfalls ihre schwache Seite ist. Der Bärenkönig wird als gutmütig und naiv dargestellt und ist trotzdem eine wichtige, charismatische Figur. Und die Kaimanengöttin? Sie ist neben den anderen Menschen der Charakter, der noch am ehesten ein Gegenspieler, ein Antagonist wäre. Doch selbst hier sorgt MOBIDIC für viele Szenen, die diese Darstellung abschwächt und sie zu einer realistischen Figur macht.
Dass die Autorin und Künstlerin Animation studiert hat, merkt man dem Band positiv an. Teilweise haben die Seiten so etwas wie eine Art Disney-Flair, ohne jedoch Gefahr zu laufen, naiv und damit ein falsches Abbild der brutalen Realität zu zeigen. Hinzu kommt auch noch, dass die Künstlerin ihre Seiten mit jeder Menge Details ausstattet. So wirkt die Welt, in der der Comic stattfindet lebendig und realistisch.
Man sollte diesen Band auf jeden Fall kaufen. Es lohnt sich, denn der Band ist ein "Klassiker" und ein "Splashhit".
Fazit:
Mit "Bärenkönig" präsentiert der Popcom-Verlag einen Comic, der keine leichte Kost bietet. Die Künstlerin und Autorin MOBIDIC liefert eine vielschichtige Story, die viele Fragen aufwirft, aber auf die es keine einfachen Antworten gibt. Deutlich macht die Schöpferin des Bandes, dass es keine beste Lösung gibt. Die Figuren sind dabei interessant und realistisch dargestellt. Die Illustrationen sind sehr detailliert und haben einen gewissen Disney-Flair, ohne allerdings naiv zu wirken.
Bärenkönig
Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen
Verlag:
Tokyopop GmbH
Preis:
€ 16,95
ISBN 13:
978-3-8420-2330-7
112 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Vielschichtige Story
- Kein eindeutiges Gut oder Böse
- Detaillierte Zeichnungen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(2 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 03.06.2016 | ||||||
Kategorie: | One Shots | ||||||
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Leseprobe | |||||||
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