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Comic-Besprechung - Hieronymus Bosch

Geschichten:
Hieronymus Bosch
Autor / Zeichner / Colorist: Marcel Ruijters


Story:
Im Jahre 1482 arbeitet Hieronymus van Aken in der Malerwerkstatt seines älteren Bruders. Zusammen mit dem jüngsten schlagen sie sich gerade mal so durch. Erst als Hieronymus den neuen Baumeister der Kathedrale kennenlernt und die steinernen Monsterfratzen betrachtet, kommt ihm eine Idee für eine neue Stilrichtung die ihn unter dem Namen Hieronymus Bosch unsterblich machen wird.


Meinung:
Hieronymus Bosch ist eine Graphic Novel die in den Niederlanden mit einem renommierten Preis, dem Stripschaprijs, gewürdigt worden ist, aber nicht als eine Biographie im engeren Sinne über den bekannten Maler zu bezeichnen ist. Eine Biographie hangelt sich meist an den Daten des Portraitierten entlang, um anhand des Lebens seine Werke zu interpretieren, die gesellschaftlichen und historischen Umstände zu betrachten die nie ohne Einflüsse sein können. Schließlich wird oft auch eine Interpretation geboten und eine Betrachtung des jeweils Vorgestellten. Idealerweise jedenfalls.

Doch was macht man mit Berühmtheiten von denen nicht so viel bekannt ist? Es gibt etwa Schriftsteller wie B. Traven die aus sich selber und ihrem Leben ein Geheimnis machen. Doch das ist selten. Viel häufiger findet man sich vor dem historischen Nebel gestellt. Sprich: die Vergangenheit verschleiert den Blick und  viele Zeugnisse sind nicht mehr zu finden. So verhält es sich mit dem niederländischen Maler Hieronymus Bosch, der vor allem für seine Visionen aus der Hölle berühmt ist. Wobei der Begriff Visionen aus der Hölle auch sehr übertrieben ist. So ist dieses nur der erste offenkundige Eindruck, bei dem die meisten Betrachter denn auch verharren mögen. Man kann leicht übersehen, dass es nicht nur eine christlich geprägte Weltsicht ist, die sich hier warnend und belehrend dem Betrachter präsentiert, sondern auch eine scharfe Satire. Schon Dante ließ in seiner Göttlichen Komödie Zeitgenossen und  historische Personen in der Hölle schmoren und kommentierte damit provokativ die Politik. Bosch liefert auch Satire und so mancher Zeitgenosse dürfte wohl bekannte Personen und Ereignisse wieder gefunden haben.

Aber das ist schwer einzuordnen, denn es ist nicht vieles über Bosch bekannt. Selbst die Daten seiner Geburt und seines Todes sind nicht gesichert. Manches weiß man anhand von überlieferten Briefen und amtlichen Dokumenten wie etwa den Sterbeurkunden seiner Brüder und anderer Verwandte. Aber das ist mager und liefert wenig Verlässliches über den Charakter und kann so auch nicht eine gesicherte Grundlage für die Interpretation der Bilder liefern.

Was man aber weiß, da aus vielen Versatzstücken ein einigermaßen zuverlässiges Bild zusammengesetzt werden kann, ist, wie die hochmittelalterliche Gesellschaft und die Lebensumstände in den Niederlanden aussahen. Wie schon erwähnt sind diese Einflüsse definitiv bei Bosch vorhanden. So ist auch diese Graphic Novel eher als eine Annäherung zu verstehen und Marcel Ruijters geht genau den richtigen Weg, indem er zwar in manchen Bereichen die reine Spekulation in Kauf nimmt, aber sich ansonsten voll auf die Lebensumstände und weniger auf das Leben an sich konzentriert. Somit werden nämlich mögliche Inspirationsquellen des Malers thematisiert die dann wieder eine Interpretationshilfe darstellen und damit einen Umkehrschluss auf den Charakter erlauben. Vor allem werden hier also ein Sitten- und ein Gesellschaftsbild des Spätmittelalters entworfen, was an sich schon faszinierend ist. Was zudem die größte Stärke darstellt. Denn der Charakter bleibt etwas nebulös, aber immerhin bietet Ruijters einen Schlüssel zum Verständnis der Bilder. Was eine ganze Generation von Kunstkritikern nicht leisten konnte und die ganze Erzählung wieder sehr interessant macht. So mancher Leser muss sich aber wohl etwas an den Stil gewöhnen, der bisweilen stark an Hunt Emerson erinnert. Diese Verzerrungen die an das Expressive grenzen passen zwar zu den Thematiken von Boschs Bildern, sind aber alles andere als gefällig.


Fazit:
Ein faszinierendes Sittengemälde mit gewöhnungsbedürftigen Zeichnungen welches einem den Maler selber zwar nicht näher bringt, aber Interpretationsansätze für seine Werke liefert.

Hieronymus Bosch - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Hieronymus Bosch

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Avant Verlag

Preis:
€ 24,95

ISBN 10:
3945034361

ISBN 13:
978-3945034361

160 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Sittengemälde
  • Schlüssel zum Verständnis der Bilder
  • historische Bezugnahmen
  • Witz
Negativ aufgefallen
  • Charakter bleibt einem fern
  • gewöhnungsbedürftiger Stil
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 04.05.2016
Kategorie: Alben
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