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Comic-Besprechung - Junker

Geschichten:
„Ein preußischer Blues“
Autor und Zeichner: Simon Spruyt

Preußen vor dem ersten Weltkrieg. Während im Hintergrund bereits das Säbelrasseln beginnt, wird in der Gesellschaft noch der deutsch-französische Krieg verarbeitet. Autor Simon Spruyt entführt den Leser in eine Zeit, die von militärischen Drill, Patriotismus und Aufopferung für das Land geprägt ist. Im Mittelpunkt der Geschichte steht das alte preußische Adelsgeschlecht von Schlitt. Die Mutter ist an Tuberkulose erkrankt, der Vater ein hochdekorierter Kriegsinvalide und für die beiden Söhne steht nun die militärische Ausbildung an. Während der Ältere im Drill der Garnison aufgeht und den Namen mit Stolz trägt, ist der Jüngere, Ludwig, ein Träumer. Selbst der Einzug in die militärische Akademie führt nur zu einer leichten Öffnung des Jungen für alltägliche Dinge.

Es wird schnell klar, dass Ludwig aufgrund der Schwerbehinderung seines Vaters traumatisiert ist. Immer wieder wird im Buch die Verletzung des Vaters thematisiert. Dabei werden viele Widersprüche der damaligen Zeit offensichtlich. So erleidet der Vater seinen Beinverlust bei einem Angriff gegen den technisch dank einem Maschinengewehr hoch überlegenen französischen Gegner. Der Vater, aufgrund seiner Behinderung zum Nichtstun verdammt, muss zusehen, wie das eigene Vermögen der von Schlitts sich nach und nach verflüchtigt. Der Adel verarmt. Hinzu kommt noch die kranke Mutter, welche nie den gesellschaftlichen Abstieg überwunden hat und immer noch glaubt, dass das Volk dem Adel zu dienen hat. Die Zeiten ändern sich und Teile der oberen Schicht kommen dabei unter die Räder.

So begleitet der Leser einen Jungen, der enttäuscht ist von der Vergangenheit und nicht so recht weiß, auf was er sich in der Zukunft freuen soll. Die militärische Ausbildung überlebt er dank seiner ausgezeichneten Schießkünste und seiner Herkunft ohne viel Stress. Dies ist wiederrum ein Punkt, wo der Junge zu wenig gefordert wird. Er verläuft sich in seinen Tagträumen und langsam aber sicher staut sich ein Hass auf bestimmte Personen auf. Simon Spruyt zeichnet in seinem 2014 als bester niederländischer Comic ausgezeichneten Werk folglich ein eher düsteres Bild von Preußen kurz vor dem ersten Weltkrieg, wobei er sich aber auf die Familie von Schlitt konzentriert. Dennoch sind die wichtigsten Komponenten hier austauschbar, so dass dieser Bezug auch auf viele anderen Zeiten und Personen zutreffen dürfte.

Aufgrund einer detailarmen Grafik, mit vielen großformatigen Zeichnungen und einer durchgängig fehlenden Hintergrundgestaltung ist die Geschichte relativ schnell abgearbeitet. Die alles beherrschenden Gedankengänge von Ludwig werden imposant in Szene gesetzt, sorgen aber nicht für lange Textanordnungen. So ist "Junker" ein Comic weniger Worte, der die Story eher über die Grafik abarbeitet.
Um den Schwerpunkt durchgängig bei den von Schlitts zu halten, werden alle anderen Begleitpersonen mit einem Smiley anstatt einem Gesicht dargestellt. Dies zeigt deutlich die Isolation der Hauptfiguren und sorgt für einige makabre Momente.

„Junker“ ist folglich ein ungewöhnlicher Comic mit einer interessanten Story über den Vorabend des ersten Weltkrieges. Die experimentelle einfarbige Grafik und der wenige Text sorgen jedoch für eine schnelle Abarbeitung des Inhalts, so dass leider keine feste Bindung zu den Figuren aufkommt. Somit ist der Comic zwar unterhaltsam, eine tiefgründige Beschäftigung mit der Geschichte findet hier jedoch nicht statt. 

Junker - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Junker

Autor der Besprechung:
Christian Recklies

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 24,99

ISBN 13:
978-3-551-76320-4

192 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • interessanter Blick auf den preußischen Adel vor dem 1. WK
  • überraschende Wendung als Grande Finale
Negativ aufgefallen
  • wenig Text, Handlung bietet kaum Tiefgang
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 28.04.2016
Kategorie: One Shots
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