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Comic-Besprechung - Black Widow: Bd. 1: Schuld und Sühne

Geschichten:
All-New Marvel NOW! Point One 1 (III), Black Widow (2014) 1-6:
Autor: Nathan Edmondson, Zeichner, Tusche, Farben: Phil Noto, Übersetzung: Carolin Hidalgo

Story:
Natasha Romanova war in ihrem Leben viele Dinge: Geheimagent für diverse Seiten, Superheldin und Mitglied der Avengers. Doch jetzt will sie versuchen, mit ihrer Vergangenheit ins Reine zu kommen.

Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Das Marvel-Film-Universum hat vielen Figuren zu Prominenz verholfen. Sei es Iron Man, Captain America oder War Machine: Entweder ihre eigenen Serien wurden mehr in den Vordergrund gerückt, oder sie erhielten nach längerer Zeit eine eigene Comicreihe.

Auch Black Widow gehört zu diesen Charakteren. Wobei die von Scarlett Johansosn dargestellte Figur in einem besonderen Fokus stand. Denn nicht nur war sie die einzige Frau in einer Riege von Männern. Als einzige Superheldin der ersten und überwiegend auch zweiten Marvel-Filmphase wurde alles, was sie tat und wie sie charakterisiert wurde, kritisch unter die Lupe genommen. Die gute Nachricht war, dass an der Darstellung an sich nichts zu verbessern war.

Nur wie sah es in den Comics an sich aus? Da gab es einen eklatanten Mangel an Auftritten. Zwar tauchte sie hier und da in einigen Serien auf. Eine Soloserie hatte die ehemalige Spionin allerdings lange nicht. Bis sie 2010 ihre erste richtige Ongoingserie erhielt. Die wurde von Majorie M. Liu geschrieben und von Daniel Acuna illustriert wurde. Jedoch war bereits nach acht Ausgaben und einem Kreativteamwechsel nach der Nummer 5 Schluss mit Soloabenteuern von Marvels Vorzeigespionin.

Doch Marvel ist kein Comicverlag, der sich von einem Misserfolg abschrecken lässt. Manchmal kommt es auf die richtige Kombination an, den richtigen Autoren und den richtigen Zeichner. Und so kam es 2014 zu einer neuen Black Widow-Reihe, die sich im Vergleich zum Vorgänger wesentlich besser schlug. In den USA lief sie 20 Ausgaben lang. Und jede einzelne wurde vom selben Kreativteam erschaffen.

Nathan Edmondson schrieb die Geschichten. Und Phil Noto illustrierte sie. 20 Ausgaben lang keinen Wechsel, keinen Filler oder gar eine Verzögerung! Das ist eine enorme Leistung, die heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist.

Doch wer ist das Kreativteam überhaupt? Nathan Edmondson ist eine der Neuentdeckungen der letzten Jahre. Mit seinen bei Image erschienen Serien "Olympus" und "Who is Jake Ellis" sorgte er für Aufsehen. Beide Titel sollen übrigens verfilmt werden. Danach schrieb er für DC Comics die "Grifter"-Reihe, die im Rahmen von New 52 herauskam. Bei Marvel verfasste er zunächst einzelne Geschichten unter anderem für die Anthologie-Reihe "A+X", ehe er Co-Autor von Brian Wood bei "Ultimate Comics: X-Men" wurde. Black Widow wurde anschließend gemeinsam mit »The Punisher« zu seinen ersten eigenen Marvel-Solo-Reihen.

Phil Noto ist studierter Illustrator. Zehn Jahre lang war er Animationszeichner bei Disney und arbeitete an so namenhaften Filmen wie "Der König der Löwen" und "Lilo & Stitch" mit. Seit 2001 ist er in der Comicbranche tätig und illustrierte mit seinem markanten Stil diverse Cover und Serien, wie zum Beispiel "Angel & Faith", "Jonah Hex" oder "X-23".

Natasha Romanova hat eine düstere Vergangenheit. Sie war lange Zeit als Geheimagentin aktiv und hat währenddessen viele Leute umgebracht oder in Gefahr gebracht. Jetzt, als Teilzeitsuperheldin, versucht sie für damals Buße zu tun. Sie hat ein Netzwerk aufgebaut, das diese Leute, die durch ihre Taten in Mitleidenschaft gezogen worden, unterstützt. Und um es zu finanzieren nimmt sie Aufträge an, in denen sie Menschen zur Strecke bringt, die Böses getan haben.

Doch schon bald wird sie eine Verschwörung verwickelt. Etwas oder jemand hat Pläne und schreckt auch nicht davor zurück, Leute umzubringen, die bereits in der Obhut von S.H.I.E.L.D. sind. Ist der bekannte Geheimdienst etwa von Feinden unterwandert?

Von Beginn setzt Nathan Edmdondson den Tonfall der Geschichte fest. Hier sind keine Superhelden zu Werke. Hier erlebt man normale Menschen. Charaktere wie Captain America oder Iron Man werden am Rande erwähnt. Doch sie tauchen in der Story nicht auf. Zwar treten in der zweiten Hälfte des Bandes auch Figuren auf, die an Superschurken erinnern. Nur sie könnten genauso gut aus einer James Bond-Story entstammen, da sie wie die Story an sich realistisch dargestellt werden.

Die Geschichte an sich gehört jedoch einzig und allein Natasha Romanova. Und diese wird hier im Comic nicht als Superheldin charakterisiert, sondern mehr als Superagentin. Sie ist jemand mit einer düsteren Vergangenheit. Sie hat Leute auf dem Gewissen und ist bereit auch aktuell immer noch zu töten, wenn es gerechtfertigt ist. Und dennoch nimmt sie nicht einfach so Leben. Sie hat sich selber hohe Hürden gesetzt, was im Laufe des Bandes wiederholt deutlich wird.

Das lässt diesen Comic auch so besonders wirken. Klar, Natasha trägt im Laufe der Geschichte natürlich ihr Markenzeichen, ihr schwarzes Kostüm. Doch fühlt sich das weniger als Notwendigkeit des Genres an, als vielmehr, weil die Story es so verlangt. Denn in allererster Linie ist "Black Widow" eine Spionagegeschichte.

Und zwar eine verdammt gute. Nathan Edmondson lässt sich Zeit, die Story aufzubauen. Die ersten vier Geschichten sind noch für sich stehend. Erst mit der fünften, die deutsche Übersetzung der vierten US-Ausgabe, beginnt er damit, einen Plot einzuführen, der die zukünftigen Kapitel bestimmen wird. Erst als er eine mysteriöse Verschwörung einführt, die auch vor S.H.I.E.L.D. nicht haltmacht, bemerkt man, dass die vorherigen Kapitel hauptsächlich dazu dienten, die Persönlichkeit und den Status Quo von Black Widow dem Leser behutsam näher zu bringen.

Diese Verschwörung wird übrigens auf eine gelungene Art und Weise dargestellt. Es wirkt nicht wie der Konflikt Hydra gegen S.H.I.E.L.D. viel mehr scheinen hier andere Kräfte am Werk zu sein. Und welche das sind, das kann man kaum erwarten in den nächsten Bänden zu lesen.

Natasha ist so etwas wie eine gequälte Seele. Sie lässt niemanden an sich heran, aus Angst verletzt zu werden oder jemanden zu verletzen. Selbst eine Schwarze Katze, mit der sie sich quasi anfreundet, darf nicht in ihre Wohnung hinein. Und doch fährt der Autor nicht die Mitleidsschiene. Er lässt die Einsamkeit nicht zu einem bestimmenden Element werden, sondern belässt es als einen von vielen Bestandteilen der Persönlichkeit von Natasha.

Denn schließlich hat sie Menschen um sich herum. Da ist ihr Anwalt Isaiah, der ihr die Aufträge besorgt. Gleichzeitig scheint er mehr zu sein als ein simpler Rechtsvertreter. Wiuederholt gibt es Andeutungen, dass da mehr ist, dass auch er nicht davor zurückschreckt, andere umzubringen, wenn es notwendig ist. Oder die Informationshändlerin Tori Raven, die einen mondänen Eindruck abgibt und Informationen an den Bestbietenden verkauft, oder? Oder die Nachbarn von Natasha, wo die Ehefrau von ihrem Ehemann verprügelt wird.

All diese Charaktere sorgen dafür, dass Natasha zwar alleine agiert. Doch gleichzeitig ist sie eben nicht in einem luftleeren Raum! Wodurch die Geschichte geerdet daher kommt.

Und trotzdem ist sie Teil des Marvel Universums. Dafür sorgen die Auftritte von Maria Hill sowie ein kleines, inoffizielles Crossover mit der "Hawkeye-Serie". Diese eine Szene muss man übrigens gelesen haben, weil sie einfach nur wunderbar lustig ist.

Die Story ist allerdings nur ein Grund für die Faszination dieses Comics. Der andere sind die Illustrationen von Phil Noto. Er drückt mit seinem einzigartigen Stil der Reihe quasi seinen Stempel auf. Seine Figuren sind Menschen, sie bewegen sich wie Menschen und gestikulieren wie Menschen. Seine Natasha ist zwar schön, aber kein Sexobjekt, wie sie so manch anderer Künstler dargestellt hat. Er scheut sich nicht davor, sie mit blauen Flecken zu zeigen. Seine Hintergründe deutet er meistens mit wenigen Strichen oder Farbflächen an. Was ausreichend genug ist, damit die Handlung eine Art Kulisse hat. Ohne diese prägnanten Illustrationen von Phil Noto wäre diese Serie überhaupt nichts!

Wer auf Marvel-Spionage-Action steht, der wird um "Black Widow" nicht Drumherum kommen. Es ist ein "Klassiker" und ein "Splashhit".


Fazit:
Der Titel des ersten »Black Widow«-Bandes, »Schuld und Sühne« ist Programm. Nathan Edmondson zeigt eine Natasha Romanova, die eine Teilzeitsuperheldin ist und den anderen Teil ihrer Zeit damit verbringt, Böse Menschen umzubringen und damit das Geld für ein Netzwerk zu verdienen, die wegen ihrer Taten gelitten haben. Der Autor versteht sich darauf, die Titelheldin zwar als einsam zu zeigen. Aber gleichzeitig ist die Einsamkeit nicht essentieller Bestandteil der Figur. Er lässt sich Zeit mit der Story, führt den Leser erst ausführlich in den Status Quo des Charakters ein. Und beginnt dann ab dem vierten Kapitel eine sehr gute Story, mit einer verwickelten Verschwörung zu schreiben. Dazu auch noch die super Illustrationen von Phil Noto und man hat einen erstklassigen Comic vor sich.

Black Widow: Bd. 1: Schuld und Sühne - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Black Widow: Bd. 1: Schuld und Sühne

Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen

Verlag:
Panini

Preis:
€ 16,99

ISBN 13:
978-3957981608

148 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Packend geschrieben
  • Black Widow als Teilzeitspionin
  • Phil Notos Illustrationen
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 28.09.2015
Kategorie: Black Widow
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