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Comic-Besprechung - Genosse Superman

Geschichten:
Superman: Red Son 1 - 3
Autor:
Mark Millar
Zeichner: Dave Johnson, Andrew Robinson, Kilian Plunkett, Walden Wong
Farben: Paul Mounts

Story:
Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein, es ist der sozialistisch-marxistische Supermann, der über die Weite von Mütterchen Russlands fliegt. Umtreibt den Stählernen Dostojewskis schweres Gemüt? Nicht wirklich. Doch für die Vereinigten Staaten ist er eine echte Bedrohung und ausgerechnet Lex Luthor ist der Einzige, der fähig ist gegenüber dem Kommunismus eine Brandmauer zu ziehen. Doch hinter Supermans Agenda steckt mit der Zeit mehr als nur die Verwirklichung einer klassenlosen Gesellschaft. Er will die ganze Welt (vor sich selbst) beschützen, selbst wenn diese unter seinem behütenden Mäntelchen erstickt. Wie kann dieses Alien noch gestoppt werden?


Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Genosse Superman, für das im Klang konsequentere "Supermann" hat es bei Panini leider nicht gereicht, wurde bereits 2004 mit einem etwas markigeren Cover in DC Premium 29 auf den deutschen Markt geworfen. Ob die Ukraine-Krise der Anlass für die Neuauflage war, kann berechtigterweise bezweifelt werden. Ansonsten ist es nie zu spät einen Klassiker wieder zu veröffentlichen. Gerade wenn es sich um die bekannte Geschichte von Mark Millar handelt in der Kal-El nicht im beschaulichen Hinterland Amerikas landet, sondern bei Mütterchen Russland aufwächst. Genosse Superman reiht sich damit ein in die immer wieder ergiebigen Elseworld-Geschichten, die altbekannte Charaktere in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen.

Dank Grant Morrisons Multiversity (demnächst bei Panini) wissen wir denn auch, dass Millars Elseworld-Geschichte sich als Earth 30 in den großen DC-Kosmos einordnet. Wäre ja gar nicht angegangen Superman: Red Son ganz unbürokratisch für sich stehen zu lassen. Trotzdem bleibt der Klassiker weiter für sich alleine stehen. Deshalb gleich den großen Kotau vor Millars Geschichte machen, die 2004 eine Eisner Award-Nominierung einheimste und viel Lob erntete? Die Idee ist bestechend und bietet viel Potential. Im besten Falle hinterfragt man vielleicht sogar den altbekannten Superman, durchschaut sein propagandistisches Potential und gewinnt ganz neue Perspektiven.

Zumindest wird aus Genosse Superman nicht einfach ein Die Roten Rächer (Weissblechs weltbeste Comics 13 - wieder eine uneingeschränkte Empfehlung aus dem Weissblech Verlag), also eine Parodie oder Satire. Millar dreht nicht einfach die Prämissen um, sondern webt eine ganz neue Weltgeschichte zusammen. Zugegebenermaßen stört dies zu Beginn etwas, denn Superman scheint trotz der gänzlich anderen Herkunft der Pfadfinder geblieben zu sein, der er bereits in einer anderen Welt bei den Kents war.

Millar nutzt die Möglichkeit des Elseworld nicht so sehr einen gänzlich neuen Superman zu erkunden, sondern einen ganz bestimmten Aspekt von Supermans Charakter, der in veränderter Umgebung hat reifen können. Und, was letztlich ebenso Teil dieses Gedankenspieles ist, vielleicht gar in Kansas hätte hervortreten können. Unabhängig von Ideologien versucht Superman das richtige zu tun und die Welt vor sich selbst zu beschützen. Unter kommunistischer Prägung wird dieser generell vorhandene Zug in Kal-El allerdings enorm potenziert. Vom klassischen Beschützer wird er zum Übervater, der nach und nach die Geschicke eines Landes und schließlich der ganzen Welt an sich reißt. Sein neues Instrument, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen, heißt Kontrolle, wobei er im weiteren Verlauf selbst vor Gedankenkontrolle zurückschreckt. Alles zum Wohle des Ganzen.

Recht perfide, wenn Millar Superman nicht einfach auf Kommunismus dreht, sondern durch den Kommunismus einen auch in der bekannten Variante vorhandenen Charakterzug in sein Extrem treibt. Wenn dann auf der anderen Seite, also den vermeintlich guten U.S.A. ausgerechnet Lex Luthor die Verteidigung seines Vaterlandes übernimmt, fällt es einem nicht wirklich schwer die Seiten zu wechseln. Einen wirklich über die gesamte Länge des Bandes tragenden Charakter kann Genosse Superman dann auch nicht aufweisen. Das der Comic dennoch funktioniert, lässt sich vermutlich direkt auf Millars fähiges Händchen zurückführen. Im Gegenzug nutzt er aber wieder eine Standardplots, die bei Erscheinen von Superman: Red Son noch neu in Millars Werkzeugkasten waren, inzwischen aber etwas Rost angesetzt haben.

Millar bewegt sich nah am schlichten Alternativwelt-Schaulaufen. Wie sieht Batman in dieser Welt aus? Gibt es einen oder gar mehrere Green Lantern? Hat sich die Insel der Amazonen auch dem Kommunismus beziehungsweise der Kontrolle von Superman gebeugt? Dankenswerterweise werden die Figuren dabei nicht bloß als Staffage genutzt, sondern haben wichtige Rollen im Kampf gegen Superman. Selbst ein Gegen-Superman wird von den Amerikanern, sprich Lex Luthor entwickelt. Der böse Kniff daran ist, hier ist nicht von Captain Marvel die Rede, sondern von Bizarro. Für diese Art von Ironie ist Millar immer zu haben. Aber das war bereits abzusehen, als ausgerechnet (ein weiterhin mehr als arroganter und selbstgerechter) Lex Luthor als Verteidiger Amerikas die Bühne betritt.

Wenn man Genosse Superman etwas vorwerfen kann, dass die Geschichte an sich manchmal etwas behäbig und schwerfällig daherkommt. Als schnelle Lektüre nebenbei eignet sie sich nicht. Darüber können auch die interessanten alternativen Pfade dieser Erde 30 nicht hinwegtäuschen. Dennoch bleibt die Geschichte in sich stimmig, nutzt viele der klassischen Motive der Supermanhistorie (in abgewandelter Weise selbstverständlich) und kommt am Ende auch zu einem runden Schluss, der ebenfalls ein wenig Selbstironie in sich birgt.

Gelockt wird man mit Dave Johnson, der mit seinen markanten Covern für diverse Serien und Verlage immer wieder zu begeistern weiß. Weniger Atem bringt er für ein ganzes Heft, geschweige denn eine ganze Heftserie auf und sei sie auch bloß dreiteilig. Wie bei einem Staffellauf muss dann auch Kilian Plunkett immer wieder mittendrin übernehmen. Tatsächlich bemerken tut man die Wechsel kaum, wobei gar nicht mal wild kopiert oder angepasst wurde. Vielmehr scheinen die beiden Künstler ohnehin einen ähnlichen Stil zu haben und unterscheiden sich hauptsächlich in einer differenzierteren Herangehensweise, wie es auch die Skizzengalerie am Ende verdeutlicht. Wie genau dann übrigens auch Alex Ross Arbeiten in dieses Skizzenbuch Eingang finden, lässt Genosse Superman allerdings völlig offen.

Über die Qualität der Zeichnungen selbst lässt sich erstaunlich wenig sagen. Überdurchschnittliche solide Kost, die eindeutig düsterer angelegt ist. Die Designs der alternativen Figuren überzeugen, insgesamt bietet Genosse Superman auf graphischer Ebene aber wenig Überraschendes. Es fällt allenfalls auf, dass sich Johnson/Plunkett bei ihren Zeichnungen wenig Raum lassen. Alles wirkt sehr komprimiert und dicht, sei es in den Bildern selbst oder über die Anordnung der Panele, die sich regelmäßig überlagern oder teilweise verdecken. Vermutlich wirkt sich hier der Coverartist aus.


Fazit:
Genosse Superman überzeugt durch eine gute Prämisse und interessante Konstellationen in dieser Alternativwelt. Supermans Wandlung zum Helikoptervater der ganzen Welt ist dabei nicht nur überzeugend, sondern lässt auch den bekannten Superman in einem ganz anderen Licht erscheinen. Wenn auch gelegentlich etwas zäh zu lesen, zählt Genosse Superman zu Recht zu einem Klassiker der Elseworld-Geschichten, den selbst Kostverschmäher Supermans ihr eigen nennen sollten.


Genosse Superman - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Genosse Superman

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 16,99

ISBN 13:
978-3-95798-094-6

172 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Alternativwelt-Klassiker
  • Superman ganz anders?
  • Anspieleungen auf Superman-Historie
Negativ aufgefallen
  • teilweise zäh zu lesen
  • solide Zeichnungen allerdings ohne Highlights
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 03.07.2015
Kategorie: One Shots
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