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Comic-Besprechung - Im Eisland 1

Geschichten:
"Band 1: Die Franklin Expedition"
Autorin und Zeichnerin: Kristina Gehrmann


Zwischen 1845 und 2014 liegen exakt 169 Jahre. Genauso lange haben Forscher gebraucht, um ein Schiff der verschollenen Franklin Expedition wieder zu finden. Die Truppe der Royal Navy war im Frühjahr 1845 mit zwei Schiffen aufgebrochen, um die legendäre Nordwestpassage der Arktis zu durchqueren. Geschafft haben sie es nicht.
Kristina Gehrmann beschreibt nun in einer auf drei Ausgaben angelegten Graphic Novel den Verlauf der Reise, angefangen beim hoffnungsvollen Start und schlussendlich bis zum geheimnisvollen Verschwinden der Schiffe.

Im vorliegenden Band werden der Aufbruch und die ersten Schiffsmeilen geschildert. Die Autorin nimmt sich viel Zeit zur Vorstellung der einzelnen Figuren, sie arbeitet Abhängigkeiten heraus und macht die Stellung der Figuren in der Erzählung klar. Dabei setzt sie den Fokus anfangs auf das erste Opfer der Expedition, dem Oberheizer der HMS Terror John Torrington. Er starb an Schwindsucht und Lungenentzündung. John Torrington wird zu Beginn des Comics mit seiner Freundin gezeigt, wo er das Versprechen abgibt, auf jeden Fall lebendig zurück zu kommen. Als Leser weiß man zwar im Vorfeld, dass die Reise komplett scheitert, dennoch klammert man sich willens an dieses Versprechen. Torrington wird von Gehrmann als erstes zu Grabe getragen.

Mit diesem Wechsel von der Haupt- zur Nebenfigur tritt mehr und mehr der Captain der HMS Terror in den Vordergrund. Grozier wird hier als depressiver Charakter dargestellt, der bereits zu Beginn der Reise ahnt, dass diese kein gutes Ende nehmen wird. Am Ende des Bandes wird aus einem original Brief zitiert, wo er beschreibt, wie schwierig die Lage zu werden scheint. Durch diese ziemlich realistischen Einschätzungen wird Kapitän Grozier nun zur Bezugsperson des Lesers. Aufgrund seiner Erfahrung werden Heldentaten oder richtungsweisende Befehle erwartet. Doch in diesem Band versinkt der Charakter immer mehr in die Depression. Es bleibt abzuwarten, ob die Figur sich im weiteren Verlauf der Handlung noch einmal erhebt.

Der Namensgeber Sir John Franklin spielt zusammen mit einem jungen unerfahrenen Commander bislang eher eine untergeordnete Rolle. Die Autorin verpasst den beiden Charakteren eine gewisse Naivität in Bezug auf die Gefährlichkeit der Arktis, so dass man sich als Leser fragen muss, woher diese Menschen die Befähigung erhalten haben, die Reise zu leiten.

Es wird somit deutlich, dass im ersten Band noch alles ziemlich entspannt ist und sich nur wenige Sorgenfalten bei den handelnden Personen bilden. Angesichts der wenig vorhandenen Action und gänzlich fehlender Spannungsrahmen ist die Beschäftigung mit den einzelnen Figuren der richtige Ansatz, um die erste Etappe der Reise dem Leser schmackhaft zu machen. Gerade mit dem ersten Tod wird klar, dass eine feste Bindung an einen Charakter nicht das Ziel der Autorin ist. Vielmehr steht anschließend wieder die gesamte Besatzung unter Beobachtung und immer wieder wird deutlich, wie sorgenlos und naiv mit der drohenden Gefahr durch das Eis umgegangen wird.

Die grafische Seite der Graphic Novel überrascht durch einen am Manga angelehnten Zeichenstil. Stupsnasen, kleine Münder und der dynamische Seitenaufriss, wo oftmals die Panels ineinander verschachtelt sind bzw. sich überlappen. Doch gerade bei Massenszenen oder wenn die Admiralität gezeigt wird, setzt die Künstlerin stark auf Details, was dem Leser einen guten Überblick über das Leben der Menschen auf einem Schiff gibt. Dazu wird am Ende noch ein doppelseitiger Schnitt durch die HMS Terror abgedruckt, wo der Aufbau des Schiffes dargestellt wird.
Komplett in schwarz/weiß muss die Künstlerin viel mit Kontrasten arbeiten. Hierfür verwendet sie diverse Grautöne und das gewohnte Spiel mit Licht und Schatten. Leider werden viele Hintergründe einfach Weiß gehalten, was zwar den Blick klar auf die dargestellte Handlung richtet, fürs Auge aber wenig bereithält. Hier wäre eine Hintergrundgestaltung durchaus angebracht, gerade um den Lesefluss etwas zu entschleunigen und den Leser mehr zum Betrachter werden zu lassen.

Der erste Band kann folglich inhaltlich durchweg überzeugen. Mit dem Wissen, dass die Reise nicht gut endet, wird zwar im Vorfeld Spannung heraus genommen, doch die Autorin ignoriert diesen Umstand und setzt auf eine emotionale Bindung zu den Figuren. Dies zieht den Leser tief hinein in die eisige Geschichte. Die grafische Seite könnte zwar noch etwas komplexer sein, dennoch ist „Im Eisland“ eine überaus empfehlenswerte Produktion, die schnell fesselt und nicht mehr los lässt.

Im Eisland 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Im Eisland 1

Autor der Besprechung:
Christian Recklies

Verlag:
Hinstorff Verlag

Preis:
€ 16,99

ISBN 13:
978-3356019018

224 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • interessante Thematik
  • Start der Reise wird detailreich beschrieben
  • Figuren stehen im Mittelpunkt der Geschichte
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(4 Stimmen)
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Rezension vom: 09.04.2015
Kategorie: Im Eisland
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