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Comic-Besprechung - Perico

Geschichten:
Perico
Autor: Régis Hautière, Zeichner: Philippe Berthet, Colorist: Dominique David


Story:
Joaquin ist Dienstbote in einem Nachtclub in Havanna. Sein Vater ist ein verkrüppelter Frührentner und sein Bruder hat sich den Rebellen um Fidel Castro angeschlossen, so dass er allein den Lebensunterhalt verdienen kann. Dummerweise verliebt er sich langsam in die neue Sängerin Livia und als sein Bruder ihm einen Vorschlag macht, einen Gangster auszurauben, setzt das Ereignisse in Gang die viele Leben kosten werden und ihn auf eine waghalsige Reise schicken.


Meinung:
Der Titel mag einem sehr spanisch vorkommen. Was es natürlich auch ist. Perico bedeutet „Papagei“. Nun hat das Federtier hier aber keine Rolle und kommt noch nicht einmal vor. Warum also dieses Tier als Titel? Das wird im Inhalt mal erklärt: Perico ist der Spitzname für Kokser, da nämlich der erste Effekt des frisch geschnupften Kokains in der Nase zwickt als ob einem ein Papagei hineingebissen hat. Ob das jemand mal ausprobiert hat, wird nicht erläutert. Dennoch ist es gewagt diese Graphic Novel so zu nennen, da es nur in einer einzigen ganz bestimmten Szene eine besondere Bedeutung hat, die dann aber auch die Story umkippen lässt und die zentralste Wendung einläutet. Die hier natürlich noch nicht verraten werden soll.

Auf jeden Fall liegt hier von der inhaltlichen Stilistik her ein typischer Noir Krimi vor, der völlig zu Recht unter demselben Verlagsprogramm läuft. Wesentlicher Bestandteil aller Noirs besteht darin das ein Mann sich in einem gefährlichen Geflecht wiederfindet in das er meist unschuldig (oder durch eine Frau) reingeraten ist. Hier ist er sowohl unschuldig als auch durch eine Frau getrieben. Alle Versuche der Gefahr zu entkommen und die Fallstricke zu zerschneiden, lassen die Figuren nur noch tiefer in den Morast und in die Gewalt rutschen. So weit, so gut, so bekannt. Berthet und Hautière gelingen es dabei, die Helden tiefschichtig in einer Grauzone anzusiedeln und doch das Kunststück hinzukriegen, das man mit ihnen mitfiebert und sie dem Leser trotz aller Schwächen sympathisch sind und man ihnen wirklich wünscht, das ihre Pläne gelingen mögen. Es geht einem einfach nahe und es ist sogar gar nicht genau zu erkennen, wie es den Autoren gelingt, die Leser so auf die Seite zu ziehen. Es wird nie auf die Tränendrüse gedrückt. Zwar besitzen alle eine elende Vergangenheit und den Traum von einer besseren Zukunft, weswegen man ihnen das Glück gönnt, aber die Erzählperspektive wird immer wieder aufgebrochen und so rückt man auch ein bisschen auf Distanz während zeitgleich räumlich getrennte Ereignisse berichtet werden. Zwar sind die Figuren sehr glatt und schön gezeichnet aber in der graphisch rudimentären Gestaltung ist Schönheit nicht der einzige Grund aus dem einem Figuren sympathisch werden. Andere Charaktere nämlich sind ebenso idealisiert hübsch dargestellt, allerdings nicht auf der Seite des Lesers. Da es sich dann um die Gangster handelt, bei denen tunlichst manche optischen Klischees vermieden werden. Hier liegt also ein kleines Mysterium vor.

Aber nicht aufgrund der gefühlten Nähe ist der Band sehr spannend, sondern auch weil er ein hohes Tempo mit einem gut ausgewogenen Actionanteil besitzt. Das wird mit einem Road Movie verbunden und da die Helden auf der Flucht sind und von skrupellosen Gangstern gejagt werden stellt sich auch dem Leser immer wieder die Frage, wem man hier überhaupt trauen darf. So sind auch die Szenen im vorrevolutionären Kuba durchaus mehr als reine exotische Kulisse. Denn historische Gegebenheiten werden nahtlos mit der Handlung verknüpft.

Graphisch ist alles sehr aufgeräumt, wobei besonders die Struktur und die Aufteilung der Panels sehr geschickt sind. Äußerst effektiv wird mit Andeutungen, Soundwörtern, Erzählperspektiven und Gesten gearbeitet. Auch die Kolorierung ist sehr schön ausgefallen, welche auf die graphische Stilistik des Noir weitgehend verzichtet. Stattdessen ist alles in Sonne und Helligkeit gebadet, so dass man selber schon beim Ansehen ins Schwitzen kommt. Das mag den Leser zunächst überraschen, da diese Helligkeit, die Schönheit so vollkommen mit der düsteren und brutalen Handlung kontrastiert. Aber wie heißt es so schön in dem Band selber: Dort wo viel Sonne ist, ist auch viel Raum für den Schatten.


Fazit:
Ein spannender, rasanter, allerdings auch sehr glatt gestalteter Band, der sehr gut zu unterhalten und den Leser auch emotional zu fesseln weiß.

Perico - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Perico

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 24,80

ISBN 10:
3943808688

ISBN 13:
978-3-943808-68-1

128 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Dynamik und Spannung
  • geschickte Panelaufteilung
  • emotionale Einbindung des Lesers
  • Einflechtung historischer Gegebenheiten
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 27.04.2015
Kategorie: Alben
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