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Comic-Besprechung - Hexe Total

Geschichten:
Hexe Total
Autor/Zeichner:
Simon Hanselmann

Story:
Das Leben einer Hexe im 21. Jahrhundert ist schon etwas anderes. Vor allem, wenn man Drogen hat. Megg und ihr Kater Mogg sind eine mit ausreichend Drogen versorgte Schicksalsgemeinschaft, die durch ihren gemeinsamen Freund Eule ebenso bereichert wird, wie durch Werewolf Jones, Roboter oder Jack. Ihr Leben dreht sich fast nur um den nächsten Kick und selbst Ausreißer, wie gelegentlich Eule, werden schnell wieder mit ein paar Flaschen Bier eingefangen. So ein Leben hat wenige Aufs, dafür sehr viele Abs. Man begleitend die zugekokste, besoffene oder bekiffte Bande durch ihr Leben, zwischen Rausch, bösen Trips, Partys, Depressionen, bedeutungslosem Sex, Prügeleien und vielem mehr und merkt bald, dass so eine Verlierer-Kömodie irgendwann gar nicht mehr lustig ist.


Meinung:
Hexe total - total zugedröhnt zumindest. Im Bücherregal könnte der Band neben den Kindercomics beispielsweise des Reprodukt oder Carlsen Verlages stehen, ohne weiter aufzufallen. Die rosarot angelaufenen Augen der beiden Figuren auf dem Cover - Megg und ihre Katze Mogg - sollten ein erstes Warnsignal sein, ein Blick auf das Rückcover so und so, bis dann die erste Seite alles klärt und der Band erstmal ein paar Regalreihen höher gestellt wird.

Megg, Mogg Eule und ihre Freunde ziehen so ziemlich alles durch, was man sich denken kann. Alkohol ist da noch das Harmloseste. Absolut breite Typen zu beobachten, kann dabei sehr komisch werden, weil sie so gar nichts mehr hinbekommen. Big Lebowski war schließlich auch lustig und in Hexe Total wird auch nichts ausgelassen. Denn auch untereinander verarschen sich die Freunde, was zu immer skurrileren Situationen führt. Stoner-Komödie nennt man so etwas heute.

Eine durchgängige Geschichte fehlt und würde das Erzählen zu sehr einengen. eine gute Wahl von Macher Simon Hanselmann also den Episodenstil zu wählen. Kleine Häppchen mit immer wieder neuen Absurditäten und drogenschwangeren Geschichtchen. Nach eigenen Angaben machte Hanselmann selbst einige Erfahrungen mit Drogen und wer so etwas sagt, meint meist mehr als Ottonormalverbraucher. In gewissem Sinne spürt man dies auch aufscheinen. Wie die Freunde immer wieder im Rausch versinken, versuchen wieder auf die Spur zu kommen, sogar das Ableben von Freunden betrauern, die auf immer dem weißen Kaninchen gefolgt sind.

Man schaut den Freunden beim Scheitern zu und amüsiert sich vielleicht köstlich. Schnell ist da die Schwelle überschritten, wo man sich im Grunde am Leid der Figuren, und seien es auch nur fiktive, anthropomorphe Gestalten, gewissermaßen ergötzt. Der Leser wird zum Voyeur und beobachtet die Charaktere, wie sie in ihre Abgründe stürzen. Ihr Leben ist kein sinnloser Kreis, sondern eine Spirale, die leider nur eine Richtung kennt, solange die Geschwindigkeit mit der man auf ihr reitet, von der Menge an Drogen bestimmt wird, die man sich in den Körper schießt.

So manches mal möchte einem das Schmunzeln vergehen, wenn mal so nebenbei und manchmal recht subtil Grenzen überschritten werden. Vergewaltigung von Freunden? Joah, wozu sind denn Freunde da. Minderjährige verführen? Kein Problem, wenn der Pegel stimmt. Erniedrigung, sexuelle Belästigung, Brutalität, seelische Grausamkeiten ... wozu sind denn Freunde da? Und am Ende bleibt alles beim Alten, man selbst im Sumpf stecken, wenn nicht gar ein paar Zentimeter wieder tiefer.

Die schlichten Zeichnungen täuschen über die ernsten Tiefen hinweg. Die Bilder sind auf Schulhofniveau gehalten, mit schlichten Arbeitsmittel erstellt, verraten aber durchaus kreative Ideen bei der Umsetzung. Das Kippen des Bildes im Suff, die Wechsel ins Schaurige, wenn die Depressionen nach oben brodeln und die einfache Welt in einen Albtraum verwandeln. Simon Hanselmann hat schon gute Ideen, um graphische Höchstleistungen geht es ihm aber nicht in Mindesten. Ob man es glauben will oder nicht, die Charaktere stehen im Mittelpunkt, ihr täglicher Kampf mit sich selbst, ihrer Sucht und der Realität in der sie sich nun einmal befinden. Ihre Inspiration mögen die Figuren aus einer alten Kinderserie geschöpft haben, Hanselmann hat sie jedoch zu etwas ganz eigenem gemacht

Auch das mag man glauben oder eben nicht, aber Hanselmann hat seine Charaktere ins Herz geschlossen. Mögen die kurzen Episoden anfangs als Ventil neben anderer Arbeit gedient und die humorige Note überwiegt haben, dringt später immer mehr persönliches hervor und die düstere Unterströmung, die zu Beginn schon zu erahnen war, nimmt konkretere Formen an. Sollte es einen zweiten Band geben, darf man gespannt sein, wie er sich gegenüber dem ersten entwickeln wird. Vermutlich wird man den leichten Kifferhumor dann schon etwas angestrengter suchen müssen.

Ein vordergründig sich lustig und mit infantilem Humor präsentierender Comic, der irgendwann dahin geht, wo es anfängt weh zu tun. Wer sich an zugedröhnten Charakteren ergötzen will, ist hier im Grunde auf Dauer falsch. Denn Simon Hanselmann hält mit den Schattenseiten nicht hinter dem Berg und so wird Hexe Total dann irgendwann sehr Ernst und der Leser wird sich eines zunehmend beklemmenden Gefühls nicht erwehren können.


Fazit:
Lustig geht anders. Simon Hanselmann gelingt in Hexe Total das Kunststück seine zugedröhnten Charaktere nicht in dümmlichen Witzchen untergehen zu lassen, sondern ihnen einen Ernst und auch eine Würde zu verleihen, die man ihnen nicht zugetraut hätte. Dadurch kann er sich mit den unschönen Seiten des Lebens seiner Figuren auseinandersetzen und statt Oberflächlichkeiten abzubilden, die Tiefen weiter ausloten. So unangenehm sie auch sein mögen.


Hexe Total - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Hexe Total

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Avant Verlag

Preis:
€ 24,95

ISBN 13:
978-3-945034-20-0

176 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Stoner-Komödie mit Tiefgang
  • komplexe Figuren
Negativ aufgefallen
  • recht stolzer Preis
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 24.04.2015
Kategorie: Alben
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