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Comic-Besprechung - Der Traum von Olympia

Geschichten:
„Die Geschichte von Samia Yusuf Omar“
Autor und Zeichner:
Reinhard Kleist

Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Im Sommer 2014 erschien „Der Traum von Olympia“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und schon die wenigen Panels fesselten ungemein. Das Schicksal der somalischen Olympiasportlerin Samia Yusuf Omar, die in ihrer Heimat keine Zukunft für sich mehr sieht und daher nach Europa aufbricht, lässt den Leser nicht mehr so schnell los. Damals waren es nur jeweils einzelne Episoden, die der Leser zu Gesicht bekam. Nun liegt der Comic in gebundener und überarbeiteter Fassung bei Carlsen vor.
Reinhard Kleist nimmt sich hier das Thema der Boatpeople an. Er reduziert die Flüchtlingsströme aus Afrika nach Europa auf eine Person. Samia Yusuf Omar ist eine Frau, der man sicherlich nicht vorwerfen kann, als Wirtschaftsflüchtling nach Europa zu kommen (wie es immer wieder als Argument der Befürworter einer Festung Europa genutzt wird). Stattdessen war Omar eine Person, für deren Entwicklung es in Mogadischu keine Zukunft mehr gab. Eine zerstörte Infrastruktur, islamistische Al-Shabaab-Milizen auf den Straßen und keinerlei Trainingsmöglichkeiten für eine Sportlerin. Und genau dies war Samia Yusuf Omar, eine Sportlerin, die sich nach ihrem Auftritt bei den olympischen Spielen in Peking nun auf London vorbereiten wollte. Doch ohne Geld, zudem als Frau, bekommt sie nicht die Unterstützung, die sich benötigt. Folglich sieht sie nur noch die Flucht nach Europa als einzigen Ausweg.

Reinhard Kleist hat sich folglich eine mehr oder weniger prominente Person aus Afrika herausgegriffen und stellt anhand ihres Lebens und ihrer Flucht die erschreckenden Bedingungen der Flüchtlinge dar. Dabei zeigt er die junge Frau als Teil der Gesellschaft. Sie hilft ihrer Mutter beim Überleben, kümmert sich um die Kinder ihrer bereits nach Finnland geflohenen Schwester und verarbeitet nebenbei den gewaltsamen Tod des Vaters. Viel Lebenswertes scheint es im krisengeschüttelten und führungslosen Somalia anscheinend nicht zu geben. Der Autor zeigt in vielen Panels, wie wichtig der Sport für Omar war.
Nach gut 50 Seiten ist hiermit jedoch Schluss. Die junge Frau begibt sich auf die Reise nach Tripolis und dann nach Italien. Kleist hat sich folglich viel Zeit genommen die Lebensumstände in Mogadischu darzustellen. Es soll symbolisieren, dass Omar hier nicht vorschnell die Flinte ins Korn wirft, sondern dass es einfach keinen anderen Ausweg mehr für sie gab.
Im weiteren Verlauf des Comics schildert der Autor durch kurze Rückblicke von anderen Flüchtlingen noch andere Ansätze für die Flucht. Sei es die fehlende Arbeit, die von den Flotten der Industrienationen leergefischten Gewässer oder einfach die Mär vom Paradies Europa, verschiedene Beweggründe kommen hier zusammen.

Die eigentliche Flucht wird als Martyrium dargestellt. Die Flüchtlinge werden abgezockt, ausgeraubt und bedroht. Ein Wunder, dass diese Personen es überhaupt bis zur Küste schaffen. Der Leser leidet mit der jungen Frau, wobei nicht unbedingt viel Spannung in der Handlung verpackt wurde. Das Ende der Sportlerin ist bekannt. Sie ertrinkt vor der italienischen Küste. Folglich ist dem Leser auch bewusst, dass sie es irgendwie auf ein Boot schaffen wird. Dennoch schockieren die Umstände, wie sie dahin kommt. Der Autor stellt den Ablauf sehr sachlich vor, er stellt die Ereignisse so dar, wie er sie recherchiert hat. Zwischen Gut oder Böse wird im Grunde genommen nicht unterschieden.

Die durchgängig schwarz/weißen Grafiken ist der Leser von Reinhard Kleist mittlerweile gewohnt. Sie wurden auf ein Minimum reduziert und zeigen nur selten aufwendige Hintergründe und Umgebungen. Im Mittelpunkt stehen die Figuren. Lediglich in großformatigen Panels zeigt der Zeichner dann auch die zerstörte Umgebung in Mogadischu oder Tripolis oder als Gegensatz dazu, die aufgewühlte See. Für die Erzählung sind die Darstellungen bewusst dezent gewählt, denn sie lenken nicht von der Thematik ab, sondern dienen eher als Mittel zum Zweck. Wer sieht, wie leer es um die junge Frau herum aussieht, wird schnell begreifen, dass es dort nicht viel zu verlieren gibt.

Mit „Der Traum von Olympia“ hat Reinhard Kleist der Flüchtlingsproblematik ein Gesicht gegeben. Er zeigt, dass es viele verschiedene und zuweilen sehr persönliche Gründe gibt, sich auf den Weg in Richtung Europa zu machen. Und er schildert dies anhand einer Person, deren Schicksal nachdenklich stimmt. Dass er dabei sehr sachlich bleibt und sich rein auf das Leben der Sportlerin Samia Yusuf Omar konzentriert, ist der große Pluspunkt bei diesem Comic. Damit gibt er dem Leser die Möglichkeit sich weiter mit der Thematik zu befassen, ohne dass er Lösungsansätze oder sogar dem moralischen Fingerzeig vorgibt. Ganz stark!

Der Traum von Olympia - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Der Traum von Olympia

Autor der Besprechung:
Christian Recklies

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 17,90

ISBN 13:
978-3551736390

152 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • kurzweilige Erzählung
  • schildert nachvollziehbar die Beweggründe hinter den Flüchtlingsströmen
  • zurückhaltende Grafiken passen gut zum Konzept des Comics
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 20.03.2015
Kategorie: One Shots
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