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Comic-Besprechung - Fatale

Geschichten:
Fatale
Autor: Jean-Patrick Manchette, Doug Headline
Zeichner / Colorist: Max Cabanes


Story:
Eine junge Frau die sich Aimee Joubert nennt, kommt in die kleine Stadt Bléville, um sich dort angeblich niederzulassen. Schnell bekommt sie Zugang zu der High Society des Ortes und nimmt die enormen Spannungen zwischen den verschiedenen Honoratioren wahr. Was sie für ihren Plan gut nutzen kann, der aber einige Leichen nach sich ziehen wird.


Meinung:
Bei der vorliegenden Graphic Novel handelt es sich um eine Romanadaption für die der französische Schriftsteller Patrick Manchette die Vorlage gegeben hat. Das ist nicht das erste Mal, denn auch schon der Star Tardi hat mehrere Krimis von ihm als Comic gestaltet. So etwa Der Schnüffler, Killer stellen sich nicht vor und Zum Abschuss freigegeben. Die Adaption von Fatale hat allerdings nun Max Cabanes zeichnerisch umgesetzt, der einen sehr viel realistischeren Stil als Tardi benutzt und keine Verfremdungseffekte verwendet und damit für die breitere Masse zugänglich ist. Bearbeitet wurde der Text von Doug Headline.

Hier wie dort ist auch diese Geschichte recht blutig ausgefallen und neben Anleihen an klassischen Krimis der amerikanischen hard-boiled-Prägung wie bei den Bänden, welche Tardi gestaltet hat, sind hier vor allem Anleihen an die femmes fatales zu finden. Schließlich ist nicht nur der Titel eine Bezugnahme darauf und bezieht sich assoziativ mit Fatale auf das zweite Wort, sondern bedeutet auch für sich genommen „tödlich“. Und das ist hier sehr passend. Die undurchdringliche Heldin, aus deren Perspektive hier alles erzählt wird, bleibt geheimnisvoll und das vermag die Spannung schön aufzubauen, da man nie weiß, was sie plant. Denn auch wenn sie in nahezu jeder Szene vorkommt, so bleiben dem Leser doch ihre Gedanken verschlossen. Es ist seit den ersten Seiten klar, dass sie eine Verbrecherin ist, aber die Hintergründe der ersten Tat sind unklar und so fragt man sich insgeheim, ob der Mord nicht durch einen Akt der Rache gerechtfertigt gewesen sein mag. Man fällt quasi mit seiner Unschuldsvermutung auf die schöne Frau herein und obwohl man es besser weiß, unterstellt man ihr gute Absichten. Und liegt falsch. Insofern ist es in doppelter Hinsicht sehr geschickt, eine weibliche Verbrecherin als Hauptfigur einzuführen. Denn zum einen bringt man als männlicher Leser einer weiblichen Hauptfigur generell schon Sympathie entgegen und zweitens kommt einem die Figur aus deren Perspektive erzählt wird immer am nächsten und bietet damit eine Identifikationsfläche.

Diese Frau ist aber tödlich, wobei sie im Gegensatz zu den klassischen Frauenfiguren des Film Noir nicht ihre weiblichen Reize einsetzt, sondern sehr viel offensiver vorgeht. Aber sie benutzt nicht ihren Körper. Ihre Schönheit wird nur dazu genutzt, um Zugang zu der High Society der Stadt zu bekommen. In dieser Gesellschaft sucht sie dann nach Bruchstellen, wo sie, symbolisch gesehen, den Hebel ansetzen kann, um ihren Plan umzusetzen. Gerade diese Analyse der Protagonistin ist auch eine Soziologie des Autors, dem somit der Krimi erlaubt, soziale und politische Strukturen zu untersuchen. Man kann den Krimi somit als Lehrstück sehen, fällt aber in diesem Fall recht klischeehaft aus. Gerade in der Rollenverteilung entdeckt man nichts Weiteres als eine Berufsgruppierung, die in jedem dörflich angesiedelten Drama oder Actionrahmen vorkommt. Die Honoratioren sind die üblichen Verdächtigen: der Arzt, der Anwalt, der Industrielle, der ortsansässige Adlige, etc. Hier hätte man etwas mehr draus machen können, aber vielleicht sind diese Elemente weggefallen, um die Handlung für den Comic straffen zu können.

Dem entgegen spricht der inflationäre Gebrauch des Off-Kommentars, der zum größten Teil überflüssig ist oder nur das wiederholt, was eh in den Zeichnungen zu sehen ist. Vielleicht soll das eine Referenz an den Ursprung, also den Roman, ergeben, behindert aber nur eine eigenständige Adaption. Oft sprechen die Zeichnungen nämlich auch für sich selbst und Cabanes gelingen sehr stimmungsvolle Bilder, die eine spannungsgeladene Atmosphäre ergeben ohne sich der graphischen Klischees zu bedienen. Zudem gibt er in seinen Panels seinen Figuren immer eine zusätzliche Note, welche im Text nicht vorkommt. Da wird überflüssigerweise eine ekstatische  Reaktion der Heldin beschrieben, aber Cabanes zeichnet ihr noch eine Träne ein, welche gleichzeitig die Verzweiflung deutlich macht. Das verleiht der Figur mehr Tiefe als der Text. Jedenfalls tut der zeichnerische Realismus der Geschichte sehr gut und vor allem auch die Farbgebung ist sehr gelungen.


Fazit:
Ein spannender und actiongeladener Krimi, basierend auf einem Roman von Manchette, mit einer sehr gelungenen graphischen Umsetzung, der aber unter einem ausufernden Off-Kommentar leidet und manche soziologischen Potentiale vernachlässigt.

Fatale - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Fatale

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 24,80

ISBN 10:
3943808556

ISBN 13:
978-3943808551

136 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • hervorragende graphische Umsetzung
  • Farbgebung
  • Action und Spannung
Negativ aufgefallen
  • ausufernder Off-Kommentar
  • soziologisches Potential nicht genutzt
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 30.11.2014
Kategorie: Alben
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