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Comic-Besprechung - Manara Werkausgabe 14: Jolanda de Almaviva

Geschichten:
Manara Werkausgabe 14: Jolanda de Almaviva
Autor: Roberto Renzi, Zeichner / Colorist: Milo Manara


Story:
Jolanda de Almaviva ist eine junge Frau, die als Piratin die Weltmeere unsicher macht. Zusammen mit ihrer wagemutigen Crew und ihrem Freund Jean de Lafayette will sie sich eine kleine Pause gönnen, doch des Nachts schleichen sich geheimnisvolle Männer an Bord und entführen Jolanda und zwei ihrer Freundinnen. Während sich Jolanda in den Fängen eines grausamen Tyrannen sieht, beginnen ihre Freunde einen verzweifelten Befreiungskampf.


Meinung:
Mit dem vierzehnten Teil der Manara-Werkausgabe liegt ein ganz besonderer Band vor. Das ist zwar jede Veröffentlichung von Manara, der zu Recht einer der bekanntesten Comiczeichner ist und auch Leuten abseits der Szene bekannt ist.

Nein, was den Band zu einem ganz besonderen macht ist hauptsächlich die Tatsache, dass Jolanda de Almaviva bislang noch nie auf Deutsch erschienen ist. Zum anderen ist dieses ein Frühwerk, welches Manara im Nachhinein etwas peinlich ist. Wobei dazu kein Grund besteht. Sicher, er hat noch nicht seinen Stil gefunden und gerade was die Erzählstruktur angeht, hapert es etwas. Das gibt er selber auch freimütig zu. Nach Manaras Meinung sind die einzelnen Seiten qualitativ arg schwankend und gerade bei den Szenenwechseln holpert es etwas und ist nicht flüssig zu lesen. Was daran liegt, dass es nicht sein eigenes Skript war welches ihm vorlag und er innerhalb kürzester Zeit eine Vielzahl von Seiten abzuliefern hatte (100 Seiten in 14 Tagen!). Denn diese Serie erschien 1974 und 1975 in Italien in einer Heftreihe welche für erotische Fortsetzungsserien stand und hier Manara einen seiner ersten professionellen Jobs als kommenden Zeichner bot. Da hatte er natürlich noch nicht viel Auswahl und so erklärt es sich auch, dass die Handlung unmittelbar einsetzt und ein offenes Ende hat, da die Geschichte von anderen Zeichnern fortgeführt worden war.

Man kann Manara in manchen der selbstkritischen Punkte Recht geben, wobei die Suche nach dem Stil noch relativ deutlich ist. Relativ, weil zentrale Merkmale schon vorhanden sind: die wunderschönen Frauen voller Anmut und auch die Figurendynamik, wozu er allein die Körpersprache nutzt und keine Speedlines. Gewöhnungsbedürftig ist hier vor allem die Leserichtung, was dem Originalformat geschuldet ist. In den damaligen Heften waren auf jeder Seite nur zwei Panels vorhanden, meist senkrecht nebeneinander angeordnet, mal ein ganzseitiges Einzelpanel, was dazu führt, das man hier jede einzelne Seite mehr oder weniger in vier Blöcken zu lesen hat. Zwei Panels oben links auf der Seite, dann die zwei Panels oben rechts, dann diejenigen unten links und dann unten rechts. Wenn man sie gewohnt linear lesen will, führt man selber zusätzliche inhaltliche Brüche herbei.

Apropos Brüche: nicht nur für Manara ist diese Geschichte erstaunlich brutal. Er hat zwar auch in anderen Serien und Erzählungen nicht auf Gewalt verzichtet (Der Mann aus Papier, Ein indianischer Sommer), aber hier geht es schon in Richtung Splatter und Menschen werden verbrannt, ihrer Gliedmaßen beraubt und in die Luft gesprengt. Auch die Sexszenen haben oft was von einer Vergewaltigung oder zumindest Nötigung und beide Elemente sehen sich sehr in der Exploitationrichtung, welche man in den 1970ern so oft vorgefunden hat.

Ansonsten bringen aber beide, Sex und Gewalt, nur etwas deutlicher zum Vorschein, was man immer schon, nur manchmal dezenter verpackt, in den Abenteuerstoffen finden konnte. Sei es nun Tarzan, Rittergeschichten oder eben Piratenabenteuer: die Grundlagen für explizite Szenen waren immer schon gelegt, aber nur angedeutet oder symbolisch verpackt. Und in der Tat kommen hier viele Stereotypen wieder vor, so dass man manchmal meint ein Sammelsurium von Klischees und Stereotypen zu sehen, wobei man sich als Autor respektive Zeichner bereitwillig auf eine Trashebene begibt und einfach simplen Spaß bereiten will. Da tritt ein Musketier neben einem Wikinger auf und dienen einem Tyrannen der Dschingis Khan nachempfunden ist. Schildkröten ähneln mehr Dinosauriern und die afrikanisch anmutenden Rebellen bedienen sich Blasrohre wie sie die Indios besitzen. Da werden munter Elemente durcheinandergeschmissen und man traut manchmal seinen Augen kaum. Es herrscht eine gewisse Naivität vor, deren Unbekümmertheit sich auch bei den Darstellungen der Gewalt und des Sex äußern (der aber nie pornographisch wird). In allem herrscht aber ein solch enormes Tempo vor und die Szenenwechsel sind so rapide schnell das sich ein Ereignis an das nächste reiht. Wer also nichts gegen Pulp, Trash und überbordende Gewalt hat und ein erotisch aufgeladenes (durchaus witzig eingebaute Entblätterungsszenen inklusive) Ambiente lesen will, ist hier also genau richtig. Und wer Manara mag, natürlich erst recht.

Fazit:
Dieses Frühwerk ist nicht gerade eine der besten Erzählungen von Manara, aber ein temporeiches, brutales, erotisches Sammelsurium von Stereotypen, welches Pulp- und Trashfans verzücken dürfte.

Manara Werkausgabe 14: Jolanda de Almaviva - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Manara Werkausgabe 14: Jolanda de Almaviva

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 29,99

ISBN 10:
3957981077

ISBN 13:
978-3957981073

176 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Ansammlung von Stereotypen
  • anmutige Frauen
  • enorm hohes Tempo
  • Action und Naivität
Negativ aufgefallen
  • Stilsuche
  • keine flüssigen Übergänge
  • manche Lücken in der Story
  • Leserichtung
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 21.11.2014
Kategorie: Rezensionen
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