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Comic-Besprechung - Doppelgänger

Geschichten:
Doppelgänger

Autor: Corbeyran, Christophe Bec
Zeichner: Christophe Bec
Colorist: Sebastien Gerard


Story:
Germain Maltret wohnt der Beerdigung seiner Mutter bei als er einen Schreck bekommt. Vor ihm steht ein Mann der genauso aussieht wie er. Wer ist dieser Mann? Germain macht sich auf die Suche nach einer Erklärung und muss erkennen das hinter einer Fassade oft ungewöhnliches lauert.


Meinung:
Was ist eigentlich das beängstigende an einem Doppelgänger? Es ist kein Dämon, Vampir oder ein anderweitiges Monster, welches uns mit Klauen und Fängen hetzt, sondern im Grunde nur ein  fleischgewordenes Spiegelbild. Soll man sich vor sich selbst fürchten ohne einen triftigen psychologischen Grund dafür zu haben?

Wenn man sich auf die Spurensuche des Motivs begibt, so landet man recht schnell in der deutschen Romantik und bei Autoren wie etwa E.T.A. Hoffmann. Dieses Konzept des Doppelgängers ist ein deutsches und zwar so sehr das es in anderen Sprachen kein Äquivalent dafür gibt, sondern nur der deutsche Name dann dafür gebraucht wird. Man kann das Konzept im Verbund der Aufklärung sehen und dem wachsenden Humanismus für die die individuelle Entfaltung zu einem besseren, aufgeklärten und freien Menschen im Vordergrund stand (was vor allem vor dem Hintergrund des historisch politischen Umfeldes zu erklären ist). Da muss es in der Tat beängstigend gewesen sein, dass man eben nicht als Individuum einzigartig ist, sondern ein Duplikat vorkommen kann. Das konnte als Sublimation der Triebe gelten, als Sündenbock oder als Spiegelbild für die eigenen Sünden.

Jedenfalls ist die zu nutzende Symbolik breit gestreut und man konnte gespannt sein was die mit Mysterien vertrauten Comicschöpfer Bec und Corbeyran damit anstellen würden. In der modernen Zeit wo es angesichts realer Gräueltaten in aktuellen kriegerischen Konflikten und in Medien mit splatterbehafteten Monstren eine Art Abstumpfungseffekt bezüglich Gewalttaten zu kommen droht, ist gerade die Benutzung des Konzepts des Doppelgängers sehr altmodisch. Wie bei den Autoren üblich wird hier aber ein faszinierendes Mysterium aufgebaut, wobei oftmals die Auflösung in anderen Serien dann etwas enttäuschte.

Hier ist aber das Konzept des Doppelgängers ein gelungener Kniff, der die Tradition geschickt mit modernen Themen zu verknüpfen weiß. Hier darf da nicht zu viel verraten werden, denn ansonsten würde man die Wendungen enthüllen, welche ja Ziel der ganzen ersten Hälfte des Bandes ist, um dann zu einer ebensolchen überraschenden Finalwendung zu führen.

Auch wenn thematisch einiges hier neu angerührt wird, so sind es die Themen an sich nicht, sondern bedient sich eines Genrefundus, wobei die Spannung und Unvorhersehbarkeit unter anderem dadurch hergestellt wird, das auf Bildklischees vollkommen verzichtet wird. Als Reminiszenz an die Vorläufer gibt es Elemente wie das verfallende Herrenhaus, welches deutlich zu der deutschen Romantik herüberwinkt, aber ansonsten wird man manchmal durch die Bilder schön in die Irre geführt, da man einiges dann nicht so erwartet wie es dann kommt. In dunklen Vollmondnächten erwartet man schon fast ein Monster, aber hier taucht es nicht auf. Jedenfalls nicht dann, sondern in einem unerwarteten Ambiente. Auch wenn gegen Ende nicht alles sehr logisch erscheint und einige Handlungselemente fehlerhaft zu sein scheinen, so ist es doch eine spannende Lektüre.

Der zeichnerische Stil ist typisch und macht wieder deutlich, dass Dynamik nicht unbedingt das große Ding von Bec ist und die Panels in Action immer irgendwie für sich stehen. Das führt dann auch dazu, dass die Gesichter in emotional aufgewühlten Szenen oft fratzenhaft wirken. Aber angesichts des Naturalismus und der geschickten Panelaufteilung nimmt man das gerne in Kauf, da man von der Wort-Bildkombination und der Story in den Band gesogen wird. Auch wenn man dann manches an Logik zurücklassen muss.


Fazit:
Ein altmodisches und eigentlich nicht sonderlich furchteinflößendes Konzept wird modern und spannend aufbereitet, wobei gerade der Verzicht auf Bildklischees die Wendungen vorbereitet. Nicht immer logisch, aber spannend und unterhaltsam.

Doppelgänger - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Doppelgänger

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 19,80

ISBN 10:
3868697454

ISBN 13:
978-3868697452

96 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • altes Konzept modernisiert
  • Spannung
  • Verzicht auf Bildklischees
  • viele unerwartete Wendungen
Negativ aufgefallen
  • nicht immer alles logisch
  • manchmal fehlt Dynamik in den Bildern
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 29.09.2014
Kategorie: Alben
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