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Comic-Besprechung - Manara Werkausgabe 13: X-Men - Frauen auf der Flucht

Geschichten:
Manara Werkausgabe 13: X-Men - Frauen auf der Flucht (X-Men: Gals on the run)

Autor: Chris Claremont
Zeichner / Colorist: Milo Manara


Story:
Die weiblichen Teammitglieder der X-Men, Rogue, Storm, Psylocke und Kitty Pryde wollten eigentlich nur einmal Urlaub machen. Doch bei einem Angriff auf das Urlaubsdomizil wird die Gefährtin Marvel Girl entführt. Selbstverständlich soll sie gerettet werden, doch wie sollen das die Freundinnen anstellen, wenn auf einmal ihre Kräfte verschwunden sind?


Meinung:
Manara und Superhelden? Das klingt nach einem großen Widerspruch. Schließlich steht Milo Manara als eine Art Paradebeispiel für den europäischen Comic. Nicht nur was den Zeichenstil betrifft, sondern vor allem auch inhaltlich. Manara ist nicht nur ein Meister der dezenten Erotik, sondern scheute sich auch nicht manchmal pornographische Elemente einzubauen. Etwas, was den Superhelden bislang völlig fern war und nur in den letzten Jahren manchmal dezent vorkam. Manara hatte immer aber auch ein Faible für etwas surreale Stoffe, was man nicht nur in den Anfangswerken um Giuseppe Bergmann bemerken konnte, sondern was vor allem in der Kollaboration mit Fellini allzu deutlich wurde. Manchmal wurde das schon fast zu schräg und die Dramaturgie war post-linear, was die Erotik noch mehr in das Reich der Träume verwies. Also ist Manara eigentlich überhaupt nicht mit den Superhelden zusammenzubringen.

Aber ist das wirklich der Fall?  Die Helden sind ja schon seit ihrem ersten Auftauchen sehr eng und gerade die Frauen dort sehr knapp bekleidet. Die Kostüme sind oftmals nichts Weiteres als eine zweite Haut und verbergen kaum etwas. So manche weiblichen Kostümträger sind dort ein Sexualobjekt: Catwoman etwa und Black Widow. Gerade in den letzten Jahren hatten diese ein Dekolleté, was manchmal entsprechende Einblicke erahnen ließ und der Kostümierung schon fast Hohn sprach (etwa bei Power Girl). Aber nicht nur diese. Heldinnen wie Sheena, das Jungle Girl, She-Hulk und in dem Grenzbereich zum Superheldenmainstream wie etwa die Bomb Queen legten ganz andere Maßstäbe an die Bekleidungsvorschriften und vor allem Huntress in der Batmansaga im Kampf gegen die Predatoren war schon fast Sex pur. Aber auch in den sexuell vermeintlich braven Superstorys waren auch die Posen eindeutig erotisch definiert. War ein weiblicher Held ausgeknockt, so lag sie oftmals dezent drapiert herum, wobei die männliche Phantasie nicht mehr viel brauchte, um Sex mit der Stellung zu assoziieren. Vor allem in den letzten Jahren wurde das immer deutlicher, was vielen allerdings wohl nicht bewusst war. Allein schon die Diskussion um den Sex zwischen Catwoman und Batman in der neuen Catwomanserie beweist das.

Warum also nicht Manara für eine Superheldengeschichte engagieren? Er zeichnet schließlich die schönsten Frauen. Schöne Frauen, die gleichzeitig auch immer stark waren und selbst als Objekt, wie in Außer Kontrolle, noch eine gewisse Macht und vor allem Stärke hatten. In anderen Bänden hatten sie immer die treibende Kraft inne und die Männer waren manchmal schon fast Beiwerk. Der Schritt zu einer übermenschlichen Stärke ist da nur klein. Und die Posen, die Manara oft benutzt und sexuell aufgeladen sind, kann er gut mit den kämpferischen Posen der Akteure im Heldengenre verbinden, wenngleich er in dem hier enthaltenen Interview zugibt, das er mit der Dynamik der amerikanischen Comics Schwierigkeiten hatte. Nicht sie zu lesen, sondern sie graphisch umzusetzen. Das merkt man seiner Geschichte um die X-Men Frauen auch stellenweise an, kann so aber beide Tugenden (die Posen mit der Action) verbinden, wenngleich leider nicht verschmelzen.

Natürlich ist die Erotik hier etwas zurückgedrängt und rein dezent. Nacktheit gibt es nicht und Sex erst recht nicht (nur angedeutet, worin eine Sequenz sehr dem Filmcode für Erotik der 1950er entspricht; wir haben schließlich eine amerikanische Produktion vor uns), aber dennoch ist die Story von Mastermind Chris Claremont nur ein Vehikel für die wunderschönen Zeichnungen (was in der Tat so beabsichtigt war, da Manara geködert werden musste). Auch das passt zu der schöpferischen Tradition des Superstars da Manaras eigene Werke auch oftmals in der Dramaturgie haken und einzig und allein dem Primat des Bildes unterlagen, was in gewisser Hinsicht eine sehr europäische Herangehensweise ist, indem sie eine gewisse Markteffizienz und damit schnelle Herstellung im Sinne von Teamwork verleugnet. Auch hier ist die Story nicht immer logisch und hat einige inhaltliche Sprünge. Zudem fragt man sich bisweilen was das ganze eigentlich soll. Aber angesichts der Zeichnungen ist das egal und das Abenteuer hat seinen Platz in der Werkausgabe mehr als verdient.

Wie auch die anderen Werkausgaben hat diese einige Extras, wobei sie etwas enttäuschen. Die Vorworte und das Interview geben einige interessante Einblicke, aber angesichts des schmalen Umfangs der eigentlichen Erzählung ist es etwas hilflos, einfach noch einmal das ganze Ding in der unkolorierten und unbetexteten Tuschefassung abzudrucken. Quasi als die Unplugged-Version. Das wird aber durch den Abdruck aller Cover welche Manara für Marvel gestaltet hat, etwas abgemildert und verdeutlicht wieder einmal wie sexuell konnotiert eigentlich die Superheldinnen sind. Zudem werden einige Skriptseiten von Claremont abgedruckt die in ihrer Detailversessenheit erstaunen und einen Einblick in die Entstehung von Comics allgemein geben.

Vielleicht nicht der stärkste Band der Reihe, aber nicht nur für Manarafans wird hier ein interessanter Einblick gegeben.


Fazit:
Sowohl der Umfang der Story als auch die Dramaturgie enttäuschen etwas. Die Geschichte holpert etwas und ist nicht immer logisch, unterliegt aber eindeutig dem Primat der wunderschönen Zeichnungen. Interessant ist die Verdeutlichung der schon immer vorhandenen sexuellen Konnotationen von weiblichen Superhelden.

Manara Werkausgabe 13: X-Men - Frauen auf der Flucht - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Manara Werkausgabe 13: X-Men - Frauen auf der Flucht

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 24,99

ISBN 10:
3862019683

ISBN 13:
978-3862019687

128 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Zeichnungen
  • Reflexion über Sex bei Superhelden
  • Witz und Charme
Negativ aufgefallen
  • Story als Vehikel
  • einige Sprünge und nicht immer logisch
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 15.04.2014
Kategorie: Milo Manara
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