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Comic-Besprechung - Das versteckte Kind

Geschichten:
Das versteckte Kind

Autor: Loic Dauvillier
Zeichner: Marc Lizano
Colorist: Greg Salsedo


Story:
Dounia lebt ein ganz normales Leben. Eines Morgens näht allerdings ihr Vater ihr einen Sheriffstern an die Jacke. Zunächst ist sie deswegen ganz entzückt, wundert sich aber über die ablehnende Haltung ihrer Mitschüler ihr gegenüber. Mit der Zeit bekommt sie immer mehr mit, wie sich die Stimmung in dem Land unter der Nazibesatzung ändert. Dounia und ihre Eltern geraten als Juden in Lebensgefahr.


Meinung:
Angesichts einer Graphic Novel welche den Holocaust thematisiert, stellen sich dem Betrachter schon vor Beginn des Lesens zwei Fragen: ist es adäquat den Holocaust abzubilden und darf man überhaupt ein Comic kritisieren welches sich dieses Themas annimmt?

Es herrscht immer ein Unbehagen vor, sobald man sich den dunklen Jahren deutscher Geschichte und deren medialer Aufarbeitung nähert. Insofern muss man beide oben gestellten Fragen mit „Ja“ beantworten, wobei sich beide Antworten zwangsläufig auseinander ergeben.

Ja, es ist adäquat den Holocaust auch in einem Comic abzubilden. Maus hat das bewiesen und den Weg geebnet, obwohl damals wegen der Darstellungsform her heftig kritisiert, aber man muss alle Möglichkeiten ausschöpfen, um diese Schrecknisse nie wieder vergessen werden zu lassen. Somit richtet man sich an ein Publikum, das anhand dieser Erzählung an den Stoff herangeführt werden kann.

Daraus ergibt sich als zweite Antwort ein „Ja“. Man darf, ja muss sogar, einen solchen Comic kritisieren, da die Gefahr droht, nicht nur in Comics, dass inhaltlich eine gefährliche Schieflage entsteht und es wichtig ist, wie der Stoff für das jeweilige Publikum aufbereitet worden ist. Dennoch tut man sich schwer damit, bei aller aufklärerischen Intention diesen Band zu kritisieren. Denn eine Kritik an dem Erzeugnis kann auch als Kritik an der Schilderung des Stoffes interpretiert werden. Die Aufarbeitung des Dritten Reiches darf nicht beendet werden und mit Das versteckte Kind werden eindeutig Kinder angesprochen. In der Hinsicht ist das alles sehr gelungen, denn der Stil ist eindeutig auf jüngere Kinder gerichtet. Die überdimensionalen Köpfe richten einen Fokus ein und spielen mit dem Kindchenschema. Ansonsten ist der Strich sehr reduziert und beschränkt sich auf das wesentliche, um den Lesefluss nicht zu stoppen und Abweichungen zu vermeiden. Das geht schon fast in Richtung einer naiven Darstellungsform, kann aber doch vor allem mit der Szene in der sich die Heldin in einem Schrank versteckt, sehr beeindruckend sein.

Womit schon die beste Szene angesprochen worden ist. Graphisch tut sich nämlich nicht mehr viel und das Primat liegt eindeutig auf dem Text, was wieder dem Zielpublikum etwas entgegenkommt. Grausamkeiten fehlen, was einerseits für die jüngeren Leser geeignet ist, da man die Kinderseelen nicht zu sehr beanspruchen darf, andererseits aber die Intention verfehlt. Wie soll man aufklären, wenn man das schlimmste verschweigt? So werden die Bedrohungen viel zu abstrakt, um wirklich ein Entsetzen auslösen zu können. Man soll das keinesfalls so verstehen, dass der Rezensent mehr Action gehabt hätte. Deutlichkeit wäre gut gewesen, denn der Band verfällt in eine Idylle in der Zeit in der die Heldin auf dem Land Unterschlupf bekommt. Allein die Demütigungen in der Schule zeugen von dem Rassenwahn. Nach der spannenden und beeindruckenden Flucht, die viel zu kurz ausfällt, beherrschen dann die pastoralen Stimmungen die Bilder. Das kann man damit erklären, dass sich die Erzählung auf eine wahre Geschichte stützt und wenn die Protagonistin nichts davon mitbekommen hat, was die Nazis taten, dann kann man sie auch nicht zeigen. Aber das ist die Crux, da eine Einbettung fehlt und somit ist die Shoa viel zu abstrakt für das Zielpublikum. Damit verkommt das versteckte Kind nur zu einer weiteren Erzählung aus der Zeit, wobei das Beste darin besteht, das Kinder hoffentlich nach der Lektüre anfangen Fragen zu stellen und mehr wissen wollen. Aber als eigenständige Graphic Novel ist das unbefriedigend.


Fazit:
Eine Graphic Novel über den Holocaust kann oft zwiespältig werden. Hier richtet man sich eindeutig an ein junges Lesepublikum, was auch anhand des Zeichenstils deutlich wird. Allerdings sind die Schrecken der Nazizeit für Jüngere viel zu abstrakt ausgefallen und man versteigt sich in eine ländliche Idylle.

Das versteckte Kind - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Das versteckte Kind

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 16,99

ISBN 10:
3862017745

ISBN 13:
978-3862017744

80 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • jüngere Leser werden zum Fragenstellen animiert
  • eine beeindruckende Szene
Negativ aufgefallen
  • zu abstrakt in der Schilderung der Gefahr
  • Primat des Textes
  • pastorale Stimmungen und Abgleiten in ein Idyll
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 18.04.2014
Kategorie: One Shots
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