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Comic-Besprechung - Entführt

Geschichten:
Entführt

Autor: Hernan Migoya
Zeichner: Joan Marin


Story:
Die peruanische Stadt Lima ist gefährlich. Eines Morgens muss das auch die Studentin Melina erfahren: auf dem Weg zur Uni, um dort eine Prüfung zu absolvieren wird sie entführt und in den Kofferraum eines Autos gesperrt. Fortan entspannt sich ein Nervenkrieg zwischen der Entführten, deren Familie und den Tätern sowie der Polizei.


Meinung:
Der Graphic Novel Entführt gelingt ein kleines Kunststück. Denn einerseits gibt es einen soliden Thriller zu erzählen, wobei es tunlichst vermieden wird in Genrekonventionen zu verharren. Das liegt zum einen an der mehrperspektivischen Gestaltung und nicht an einer einseitigen. Wenn es nämlich nur um die Cops gehen würde, wie sie das Entführungsopfer suchen und anhand der Indizien den Tätern immer näher und näher kämen, während Melina langsam die Zeit ausgeht, so wäre es vielleicht spannend und temporeich geworden, hätte sich aber nur in den üblichen Bahnen bewegt. Autor Hernan Migoya geht da einen anderen Weg: so steht die Jagd hier nicht im Vordergrund, was natürlich die Krimifreunde enttäuschen könnte. Stattdessen, was einer der größten Pluspunkte des Bandes ist, steht die Reaktion der Menschen auf den Tatbestand an sich im Vordergrund.

Und zwar die Reaktion aller Seiten. So sieht man, was das Opfer empfindet und ihre Familie, aber auch die Verbrecher und Polizisten, sowie andere, die damit konfrontiert werden. So liegen bei allen Seiten die Nerven blank: bei der Entführten die Hilflosigkeit und die Angst. Die Familie hat natürlich auch Angst und sie fühlen sich ausgeliefert und zwischen verschiedenen Interessen hin und her gerissen. Auch die Verbrecher haben Angst. Und zwar nicht nur der Entdeckung, sondern auch weil sie feststellen müssen, dass sie nicht alles kontrollieren können. Da unterschiedliche Sichtweisen eingenommen werden und alles berücksichtigt wird, werden natürlich auch gesellschaftliche Aspekte gestreift. Dabei wird nicht auf Klischees zurückgegriffen (die Verbrecher sind eigentlich ganz nett, haben aber in der Gesellschaftsschicht keine andere Chance), sondern daher werden eher die Motive abgeleitet und wie man sich so verhält wie man es tut. Dabei liegt kein pädagogischer Tonfall zu Grunde, sondern ein sehr nüchterner Blick.

Womit man bei dem zweiten Kunststück angelangt ist. Denn Entführt ist nicht nur ein Thriller, sondern auch eine Reportage. Die Ehefrau des Autors war das Opfer um das es geht und so ist der Band auch eine Reportage und eine Form der Autobiographie. Was aber nicht immer zusammen passen will. Denn der nüchterne journalistische Blick und das Beachten der Fakten verhindert eine Emotionalisierung.

Stellenweise gelingen einige sehr gute graphische Ideen, wenn prägnant auf die Seelenlage des Opfers Bezug genommen wird. Bei anderen Charakteren ist der Blick sehr nüchtern ausgefallen. Hier merkt man deutlich, dass das Innenleben des Opfers dem Autor sehr viel mehr bekannt ist. Stilistisch sind die Charaktere etwas schwer auseinanderzuhalten. Und so gelingt es dem Band auch zwei weitere Aspekte zu vereinen, die manchmal nur schwer zusammen passen: Spannung und Kälte. Der Kriminalfall ist spannend, aber da es um eine Reportage und einen wahren Fall geht, verhindert der Respekt gegenüber den Menschen die emotionale Anteilnahme. Dennoch ist er einen Blick wert.


Fazit:
Ein kleines Kunststück, was sowohl zum Vor- als auch zum Nachteil wird. Denn die Mischung aus Thriller und Reportage lebt von den vielen verschiedenen Perspektiven, wobei diese auch eine direkte emotionale Beteiligung erschweren. Dennoch spannend und mit einigen sehr guten graphischen Ideen versehen.

Entführt - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Entführt

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 24,95

ISBN 10:
3862016595

ISBN 13:
978-3862016594

247 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Spannung und Dramatik
  • einige gute graphische Ideen
  • viele verschiedene Perspektiven
Negativ aufgefallen
  • teilweise zu nüchterner Blick
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 26.12.2013
Kategorie: One Shots
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