Emilio, ehemaliger Leiter einer Bankfiliale, wird zunehmend gebrechlich und weiß nicht mehr immer, wo er sich gerade befindet. Unfähig und Unwillens sich weiter um seinen Vater zu kümmern, bringt ihn sein Sohn in ein Altersheim, in dem Emilio die Schrecken des Alters und Demenz kennenlernen muss. Doch dann beginnt erst das Schlimme: Ihm wird Alzheimer diagnostiziert.

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Comic-Besprechung - Kopf in den Wolken

Geschichten:

Kopf in den Wolken

Autor / Zeichner / Colorist: Paco Roca



Story:

Emilio, ehemaliger Leiter einer Bankfiliale, wird zunehmend gebrechlich und weiß nicht mehr immer, wo er sich gerade befindet. Unfähig und Unwillens sich weiter um seinen Vater zu kümmern, bringt ihn sein Sohn in ein Altersheim, in dem Emilio die Schrecken des Alters und Demenz kennenlernen muss. Doch dann beginnt erst das Schlimme: Ihm wird Alzheimer diagnostiziert.



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Was die Krankheit Alzheimer für die Betroffenen bedeutet, mag man sich kaum vorstellen. Wie soll man das auch nachempfinden, wenn sich die Persönlichkeit Stück für Stück auflöst, einfach weil man sich nicht mehr an sich erinnern kann und nach und nach alles verschwindet und selbst die einfachsten Dinge wie Essen zu einer enormen Herausforderung werden?  Zudem ist es schwer für jeden der nicht mit solcherart Erkrankten zu tun hatte, sich ein Bild von der erschütternden Krankheit zu machen. Alzheimer ist ein Begriff, der Angst auslöst, aber nur diejenigen welche Angehörige haben oder in Pflegeberufen arbeiten, wissen wirklich darum, was die desaströse Krankheit ausrichtet. Oder was die jeweiligen Stufen der fortschreitenden Entwicklung des geistigen Verfalls ausmacht.

Insofern ist es schon mutig und etwas Besonderes, das mit "Kopf in den Wolken" eine Graphic  Novel erscheint, deren Held an Alzheimer erkrankt ist und man ihm auf seinen Lebens- und Leidensweg folgt. Als Unterstützung zu dem Band kann man auch den aktuell erschienen Ardalén von Prado lesen, da dort die Macht der Erinnerungen schön herausgearbeitet wird. Wenn man direkt im Anschluss "Kopf in den Wolken" liest, ist man bis in das Innerste Mark erschüttert. Dabei erzählt Paco Roca nicht auf den Effekt gezielt. Er will den Leser nicht nur aufklären, nicht nur schockieren, sondern ein schwieriges und unangenehmes Thema unterhaltsam darbieten. Was nach einem unauflösbaren Widerspruch klingt, ist ihm aber kongenial gelungen.

Mit viel Einfühlungsvermögen und Empathie schildert Paco Roca das Leben in einem Altersheim und die Demenz. Vor allem die hervorragenden graphischen Einfälle bringen einem das alles näher. Nicht nur die Stimmung zwischen Fatalismus und Aufbegehren der Bewohner  ist grandios getroffen, sondern auch das Verharren in den glücklichen Momenten der Vergangenheit, da ja nichts in der Zukunft mehr auf einen wartet, aber auch die immer noch vorhandene Sexualität, die Lebenslügen, die prägenden Charakterzüge der alten Menschen: Alles wird mit Witz und Ironie erzählt ohne das dieses jemals auf Kosten der Bewohner geht. All die Hoffnungslosigkeit wird getroffen und in nur wenigen Panels kann man die Apathie schmerzhaft nachvollziehen, aber auch die immer wieder aufkeimende Lebenslust. Der Band strotzt nachgerade vor guten Ideen, fast auf jeder Seite sind solche zu finden. So wird sichtbar gemacht, was andere glauben zu sehen oder wo sie sich meinen zu befinden. Ist das nicht manchmal angesichts der Realität viel erfreulicher? Und damit auch für den Leser tröstend. Manchmal wird auch aufgezeigt, was das Gehirn meint zu sehen. Oder eben nicht mehr. Vor allem die Sequenzen des zunehmend dementer werdenden Helden aus seiner streng subjektiven Perspektive sind erschütternd. Etwa bei einem Krankheitsschub, als ihm ein Ball in die Hand gegeben wird. Er soll ihn  weitergeben, versteht aber die Aufforderung nicht und auch der Leser stutzt, weil das Objekt „Ball“ hier eine andere textliche Bezeichnung erhält. Man selbst muss sich bemühen das wieder einzuordnen und so kann man den hilflosen Moment des Kranken unmittelbar machempfinden. Und die letzte Szene dieser genialen Graphic Novel hängt einem noch lange nach. Zu Recht ein preisgekröntes Werk. Und absolute Pflichtlektüre.



Fazit:

Kongenial gelingt es Paco Roca, das Leben in einem Altersheim einzufangen und was die letzten Stadien für alte Menschen ausmachen. Zudem wird die schreckliche Krankheit Alzheimer für den Leser nachvollziehbar gemacht. Trotz des schwierigen und bewegenden Themas entbehrt  der Band nicht der Unterhaltung. Ein moderner Klassiker und Pflichtlektüre.



Kopf in den Wolken - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Kopf in den Wolken

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Reprodukt

Preis:
€ 18

ISBN 10:
3943143716

ISBN 13:
978-3943143713

104 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Krankheit nachvollziehbar gemacht
  • Stimmung Altersheim getroffen
  • kongeniale graphische Einfälle
  • voller Wärme und Witz erzählt
  • bewegend
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 23.09.2013
Kategorie: Rezensionen
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