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Comic-Besprechung - Alicia Im Wahren Leben

Geschichten:
Alicia im wahren Leben

Autorin: Isabel Franc
Zeichnerin: Susanna Martin


Story:
Alicia ist eine erfolgreiche Journalistin deren größte Herausforderung darin besteht, die Abgabetermine einzuhalten und die mit einer Dreiecksbeziehung hantiert. Doch dann kommt der große Schock, als sie erfährt, dass sie Brustkrebs hat und die Amputation der Brust unumgänglich ist. Was folgt ist ein Leidensweg aufgrund der Chemotherapie, aber auch die Hilfe von ihren Freundinnen und wie es gelingen kann, mit der Krankheit umzugehen.

Meinung:
Alicia im wahren Leben trägt schon im Titel eine mehr als deutliche Anspielung. Alicia ist das spanische Namensäquivalent zu dem englischen Namen Alice und wenn der Realitätsgehalt im Titel extra betont wird, so ist es konträr zu Alice im Wunderland zu verstehen. Wunder gibt es nicht und es wird einem nichts geschenkt. Im wahren Leben gibt es Katastrophen und traumatische Erfahrungen, die nicht einfach so verschwinden oder wegzuzaubern sind.  Einer dieser Katastrophen nimmt sich diese Graphic Novel an: dem Brustkrebs.

Es ist ein sehr wichtiges Thema und bislang wurde das Thema Krebs nicht oft in einem Comic behandelt. Es gibt zwar viele Graphic Novels, welche die Trauerbewältigung generell thematisieren, aber nur wenige über die Krankheit selber. In den letzten Jahren gab es da aber zwei die besonders zu erwähnen sind: Cancer Woman und das hervorragende Meisterwerk Stiche. Eigentlich ist es kein Wunder, dass das Thema so selten angepackt wird, da auch von der Leserseite da einige Berührungsängste herrschen dürften. Krebs ist ein Wort, welches sofort bei jedem Assoziationen der negativsten Art auslöst. Welche verhindern könnten, dass man sich dieses Buches annimmt. Was schade wäre. Trotz einiger Schwächen geht es hier nämlich nicht um den Krebs an sich oder  um Aufklärung, sondern um den Umgang mit der Krankheit.

Wobei es erstaunlich und schade ist, das gerade die Szenen mit der Diagnose so kurz und knapp und nüchtern ausfallen. Es ist nicht gerade verständlich, warum das so der Fall ist, da es sich doch um eine zutiefst traumatische Erfahrung handelt. Aber vielleicht liegt es ja gerade daran. Möglicherweise ist die Autorin Isabel Franc noch so traumatisiert von der Diagnose, dass es ihr unmöglich war, dieses zu behandeln. Wobei es gerade dann hätte thematisiert werden müssen, um anderen in der Lage zu helfen oder sie zumindest zu unterstützen. Ebenso bedauerlich sind die kurze Abhandlung der OP und alles, was damit zu tun hat. Das diese beiden Aspekte zu kurz kommen ist bedauerlich, gibt aber der Bewältigung der Krebskrankheit mehr Raum.

Wobei es unumgänglich ist auf einen speziellen Punkt des Buches aufmerksam zu machen: die Autorin ist lesbisch (und die Graphic Novel gewann einige Preise innerhalb der Szene). Nun ist es ziemlich egal, ob nun lesbische oder heterosexuelle Frauen an Brustkrebs erkranken. Beides ist tragisch, aber wenn man um diese Perspektive weiß, kann man zwei Aspekte besser verstehen. Erstens treten keine Männer auf und zweitens kommt auch deren Blickwinkel nicht vor. Das wäre, zumindest für den männlichen Leser, ein wichtiger Punkt gewesen, wie Männer mit einer solchen Erkrankung der Partnerin umgehen, da schließlich auch das äußere massiv beeinträchtigt wird. Es mag ja ein Vorurteil sein, das sich lesbische Frauen weniger um ihr Äußeres kümmern, da sie nicht um Männer werben (müssen), aber das der Punkt der Ästhetik des weiblichen Körpers so wenig von der Außenperspektive her vorkommt ist erstaunlich. Der Punkt ist zwar auch in der Graphic Novel zentral, aber eher aus der Perspektive der Heldin selber und weniger aus der der Umwelt. Viele heterosexuelle Frauen scheinen sich vom äußeren eher von anderen bestätigen zu lassen. Was macht das psychisch mit ihnen aus, wenn das wegfällt, oder zumindest stark beeinträchtigt wird? Wie würde etwa ein Model mit der Brustamputation umgehen? Aber nicht nur dieser Berufsstand muss einem Schönheitsideal entsprechen und es gehört zu den Stärken des Bandes, das dieses thematisiert wird. Wenn auch nur kurz. Wie leider so vieles nur kurz  angerissen wird.

So ist eine der Stärken auch eine der Schwächen. Es gelingt vieles sehr verdichtet zu erzählen und in einer Szene ein komplexes Thema zu behandeln. Wobei, auf der Soll-Seite, dann eben vieles zu kurz kommt. Immerhin wird hier aufgezeigt, wie man mit der Erkrankung umgehen kann und das es ein Leben danach gibt. Wobei dann die individuelle Charakterstärke entscheidend zu sein vermag und auch wie sicher das jeweilige soziale Netzwerk ist. Was ist aber mit denen, die das alles nicht besitzen? Natürlich ist da die individuelle Persönlichkeit prägend und auch wenn hier kein Ratgeber geschaffen wird, sondern Mut zugesprochen werden sollte, so ist es doch fraglich, ob sich andere da wieder erkennen können.

Zu den Stärken gehört die Ironie, ja der Witz, was der cartoonartige Stil gut wiedergibt. Er hält sich zurück und verallgemeinert so.



Fazit:
Ein wichtiges Thema etwas unbefriedigend präsentiert. Brustkrebs ist eine traumatisierende Erfahrung und es ist lobenswert, dass hier der Umgang mit der Krankheit geschildert wird. Leider wird vieles nur angerissen und kommt damit zu kurz. Und aufgrund der Perspektive ist es fraglich, ob jeder Leser bei der Lektüre etwas für sich mitnehmen kann. Dennoch sollte man einen Blick hinein werfen.



Alicia Im Wahren Leben - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Alicia Im Wahren Leben

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 19,95

ISBN 10:
3862014789

ISBN 13:
978-3862014781

148 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Thema
  • leichter Umgang mit traumatischer Erfahrung
  • zeigt auf, das es nach der Krankheit noch ein Leben gibt
Negativ aufgefallen
  • vieles wird zu viel zu kurz angerissen
  • gewählte Perspektive sehr einschränkend
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 16.08.2013
Kategorie: One Shots
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