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Comic-Besprechung - Jackie Kottwitz Gesamtausgabe 1

Geschichten:
Jackie Kottwitz Gesamtausgabe 1 (Der mörderische Schatten, Ein tödliches Spiel, Auf immer und ewig, Der Geburtstag)

Autor: Serge Le Tendre, Makyo
Zeichner / Colorist: Alain Dodier


Story:
Jackie Kottwitz ist ein junger Mann, der so gerne seinen Idolen wie etwa Humphrey Bogart nachfolgen will und ein Fernstudium zum Detektiv belegt. Die erste große Herausforderung kommt allerdings unerwartet, denn sein Lehrer wird ermordet. Allerdings musste Jackie dem Sterbenden versprechen, unter dessen Schülern den Mörder zu suchen. Aber auch ein verschwundener Schlossherr und ein geheimnisvoller Wohltäter halten den beharrlichen Jackie nicht von seinem Traum ab, ein großer Kriminalist zu werden.

Meinung:
Der Finix-Verlag bringt nunmehr auch dicke Gesamtausgabenbände heraus und startet mit einer klassischen franko-belgischen Serie aus den 1980ern. Damals befand sich das Spirou-Magazin in der Krise und man sucht neue Talente und Inhalte, da viele angestammte Autoren mittlerweile woanders ihr Betätigungsfeld suchten (etwa bei Metal Hurlant aka Schwermetall) oder den Redakteuren und manchen Lesern nicht mehr zeitgemäß erschienen. So wurden drei Männer vorstellig, die mit ihrem Konzept eines etwas anderen Privatdetektivs hausieren gingen. Die Redaktion erkannte den Geist der 1980er in dem Konzept, sowohl was die Sprache betrifft, als auch die damals gängige Ironie ohne jemals komplett in die Satire abzudriften. Und die Serie wurde angenommen.

Finix versammelt in dem ersten Teil der Gesamtausgabe die ersten drei Abenteuer des ungewöhnlichen Detektivs Jackie Kottwitz, welche in den 80ern schon einmal auf Deutsch bei Carlsen erschienen waren. Die einzige deutsche Erstveröffentlichung in dieser Ausgabe ist die Kurzgeschichte um ein vergessenes Geschenk. Leider ist die ziemlich banal und schnell vergessen.

Kottwitz ist mittlerweile ein moderner Klassiker, der in einer Hinsicht ganz traditionell ist und auch ein um das andere Mal an Rick Master erinnert, aber doch andererseits sehr modern wirkt. Letzteres kommt vor allem durch die Anflüge des Meta-Textes, welcher deutlich macht, dass sich die beiden Autoren und der Zeichner im Krimigenre auskennen. So erinnert jedes Abenteuer vom Setting und dem Tonfall her an große Vorbilder. Zudem wollen alle Figuren mehr sein als sie sind, sowohl der Detektiv, der seinen eigenen Helden nacheifert, als auch die Übeltäter und alle scheitern in ihrem Bemühen. Kottwitz stolpert mehr in seine Fälle hinein und ist größtenteils auch passiv, bekommt aber doch am Ende, so unwahrscheinlich es auch klingen mag, einen Geistesblitz, der dann zur Lösung beiträgt. Aufgrund seiner vielen Fehler ist der Held sympathisch und alles andere als hard-boiled, sondern erleichtert die Empathie des Lesers.

Aber um die Serie richtig schätzen können, muss man schon ein Faible für die 1980er haben, da sie doch stellenweise deutlich den Geist der damaligen Zeit atmet. Der Humor ist bisweilen modisch veraltet und etwas mehr Slapstick hätte der Serie auch zugunsten des Tempos gut getan. Aber aufgrund des Helden der ein wandelnder Anachronismus ist, macht die Serie Laune und man erkennt immer wieder Anleihen. So ist das zweite Abenteuer ganz nach Agatha-Christie-Edgar-Wallace-Muster gestrickt, während das erste sehr an Tardi erinnert und auch die Mysteryeinflüsse von Rick Master zitieren.

Die zwei Autoren machten eine große Comickarriere und standen damals mit Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit (Le Tendre) und Die Reise bis an das Ende der Welt (Makyo) in den Startlöchern. So nimmt sich Kottwitz etwas als Fingerübung heraus, da er nicht die späteren Meisterwerke einholen kann. Die noch fehlende Sicherheit der Schöpfer merkt man, trotz aller Ironie und des Tati-haften Humors, an der fehlenden Leichtigkeit. Die soliden Zeichnungen geben keine eigenen Impulse, können aber mit ihrer Mischung aus Realismus und Funny den Charakter des Helden und die Grundstimmung gut verdeutlichen.

Fazit:
Der Beginn einer Gesamtausgabe eines modernen Klassikers ist doch leicht angestaubt. Man sollte ein Faible für die 1980er mitbringen. Ansonsten ist der Band voller Ironie, vielen Verweisen mit Anflügen eines Meta-Textes und schrägen Charakteren versehen. Ein Blick lohnt sich auf jeden Fall.

Jackie Kottwitz Gesamtausgabe 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Jackie Kottwitz Gesamtausgabe 1

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Finix Comics

Preis:
€ 29,80

ISBN 10:
3941236784

ISBN 13:
978-3941236783

164 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Anflüge eines Meta-Textes
  • Ironie
  • Verweise auf Genrevorläufer
Negativ aufgefallen
  • etwas angestaubt
  • Slapstick hätte gut getan
  • es fehlt an Leichtigkeit
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1.2
(5 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 06.06.2013
Kategorie: Alben
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