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Comic-Besprechung - Die Frau ist frei geboren - Olympe de Gouges

Geschichten:
Die Frau ist frei geboren - Olympe de Gouges
Original:
Olympe de Gouges, FR 2012
Autor: José-Louis Bocquet
Zeichner: Catel Muller

Story:
Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts ist in Frankreich eine Zeit des Umbruchs. Philosophen und Dichter erörtern in ihren Werken und Theaterstücken neue und revolutionäre Ideen, die gerade in Adel und Bildungsbürgertum für viel Diskussionsstoff sorgen. Aber auch im Volk gärt es, denn eine neue Idee wächst heran - von der Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit unter den Menschen, die sich schließlich 1789 durch die Revolution Bahn bricht. Doch auch wenn Frauen an den Veränderungen immer ihren Anteil haben, ihre Stimme zählt in den entscheidenden Momenten nichts.

Die kleine Marie wird 1748 in der Provinz als Tochter einer bürgerlichen Handwerkerfamilie geboren, könnte aber auch das uneheliche Kind des Dramatikers und Beamten Lefranc de Pompignan sein, den seit seiner Jugend eine leidenschaftliche Affäre mit ihrer Mutter verbindet. Aber er erkennt das Mädchen nie an. Trotzdem entwickelt es sich in eine andere Richtung als man denkt.

Gerade weil sie lesen und schreiben lernt, eine gute Bildung erhält, hinterfragt die junge Marie vieles, auch die Rolle der Frau. Zwar sträubt sie sich nicht lange gegen die ihr aufgenötigte Heirat, dennoch bleibt sie unabhängig und selbstbewusst, verzichtet darauf, sich unterzuordnen.

Mit achtzehn Jahren wird sie Witwe. Sie nutzt ihren neuen Stand nicht nur, um ihren Sohn Pierre in einem neuen Geist zu erziehen, ist sie doch begeistert von den Schriften von Voltaire und Rousseau, sondern auch um unabhängig zu bleiben. Durch die Gunst ihres adligen Geliebten kann sie tatsächlich sorgenfrei und unabhängig leben, gelangt schließlich in die Salons, in denen leidenschaftlich über neue Ideen diskutiert wird.

In Paris angekommen, nennt sie sich von nun an Olympe des Gouges und versucht mit ihren Stücken und Flugblättern die Menschen aufzurütteln. Dabei kämpft sie nicht nur gegen die Sklaverei und Ungerechtigkeit gegenüber den niederen Ständen sondern vertritt auch eine ganz neue Idee: Die Frau ist frei geboren und bleibt dem Manne an Rechten gleich ...



Meinung:
Bei Die Frau ist frei geboren handelt es sich um einen historischen Comic, genauer um die bebilderte Biographie der Olympe de Gouges, die für ihre Ideen und Überzeugungen am Ende auf das Schafott musste. Die Künstler widmen sich ihrer Lebensgeschichte mit viel Begeisterung, was man auch dem Buch ansieht, umfasst es doch über 400 Seiten.

Das Leben einer der ersten Frauenrechtlerinnen der Welt, die in den Turbulenzen ihrer Zeit provokante und nicht von der Hand zu weisende Fragen stellt, wird in kleinen Episoden dargestellt, begonnen mit ihrer Zeugung, Erlebnissen in der Kindheit, in denen sie erstmals mit der Rechtlosigkeit der Frau in Kontakt gebracht wird, ihrer rebellischen Jugend und später ihrem Leben, das sich mehr oder weniger allen Konventionen der Zeit widersetzt. Auch wenn sie für durchaus revolutionäre Ideen steht, ist sie den Mächtigen der Zeit doch immer suspekt, Grund genug für das Terrorregime, das der Revolution folgte, sie aus dem weg zu räumen.

Die Zeichnungen sind in einem naiven holzschnittartigen Illustrations-Stil gehalten, was aber auch sehr gut zu den zeitgenössischen Darstellungen passt und ein wenig die Naivität und den gleichermaßen vorhandenen Idealismus der Hauptfigur hervorhebt. Olympe de Gouges ist keine Rebellin, die für ihre Sache auf die Straße geht, sie kämpft mit Wortwitz und Entschlossenheit, lässt sich nicht unterkriegen.

Letztendlich hat der Comic natürlich keine Spannungsmomente, ist aber ein interessantes Panoptikum der Zeit, wirft weniger nur einen Blick auf die politischen Entwicklungen und Umwälzungen der Zeit, sondern mehr auf die doppelzüngige Gesellschaft jenseits der Paläste, konfrontiert die Heldin ebenso wie den Leser mit den Schichten, die nicht zu den ganz Armen gehören, aber auch nicht zu den Reichen, die das Schicksal des Landes bestimmen. Das Buch lebt von dem feinfühlig gezeichneten und unbewerteten Sittenbild aus dem Frankreich des 18. Jahrhunderts, in dem durchaus schon vieles möglich war, aber leider auch immer noch genug Grenzen gesetzt wurden.

Geschichtsfans sollten ruhig einmal einen Blick riskieren, vor allem wenn sie mehr an den Menschen als an den großen Ereignissen interessiert sind - denn der dicke Wälzer von einem Comic lädt durchaus zum Nachdenken ein.



Fazit:
Die Frau ist frei geboren erweist sich als interessantes und vielschichtiges Sittengemälde in einer Zeit der großen Veränderungen. Mit Olympe de Gouges lernt man eine Heldin kennen, deren Waffen nicht das Schwert und der Schild sind, sondern die Feder und das Papier, auf dem sie ihre wahrhaft revolutionären Ideen formuliert und damit daran erinnert, dass die ersten Frauenrechtlerinnen früher als erwartet für ihre Überzeugungen eintraten.

Die Frau ist frei geboren - Olympe de Gouges - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Frau ist frei geboren - Olympe de Gouges

Autor der Besprechung:
Christel Scheja

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 36,80

ISBN 13:
978-3868695618

462 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Faszinierendes Sittengemälde einer revolutionären Zeit
  • Die spannende Biographie einer ungewöhnlichen Frau
Negativ aufgefallen
  • Erzählweise und Zeichnungen sind durch die vorhandene Naivität sicherlich nicht jedermanns Sache
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 10.03.2013
Kategorie: One Shots
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