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Comic-Besprechung - Noah - 1. Buch: Wegen der Bosheit der Menschen

Geschichten:
Noé – livre 1: Pour la cruauté des hommes
Szenario:
Darren Aronofsky, Ari Handel
Zeichner: Niko Henrichon



Story:
Eine Wüste und ein Mann mit Visionen von einer die Menschheit vernichtenden Flut. Noah lebt mit seiner Familie in einer von der Sonne geplagten, ausgedörrten Welt. Wilde Stämme und Räuberbanden kämpfen um die letzten Ressourcen. Noahs Visionen des Untergangs bringen ihn auf die Reise, um die Menschheit zu warnen. Wenn sie denn ein offenes Ohr für seine Boschaft hat. So bricht er zur Stadt Babylon auf, wo ihm kein Willkommen bereitet wird. Mitsamt seiner Familie muss er fliehen und gerät plötzlich in die Fänge von Riesen.


Meinung:
Und es reute den Herrn, dass er den Menschen auf Erden gemacht hatte, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen. Und der Herr sprach: Ich will den Menschen, die ich gemacht habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen bis zum Vieh, bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln des Himmel; denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe. 8 Aber Noah fand Gnade in den Augen des Herrn.

1. Mose, Kapitel 6

Darren Aronofsky ist mehr für sein Film-, als sein Comicwerk bekannt. Im letzteren Wirkbereich entstand zuletzt die Adaption von (dem etwas sperrigen) The Fountain, die er später dann auch als Kinofilm verwirklichte. Mit einem Sci-Fi Topoi kehrt der Regisseur jetzt in die Comicwelten zurück, verknüpft das apokalyptisch/dystopische Setting allerdings mit einer Geschichte aus den Anfängen der Menschheit – wenn man nach dem sogenannten Buch der Bücher geht.

Die Versetzung der Erzählung in eine unbekannte Zukunft steht der Geschichte recht gut und man fühlt sich in eine Mad Max-artige Welt versetzt. Dabei hält sich Aronofsky recht lose an die Bibelvorlage, was auch keinen Nachteil bedeutet. Zwar kommt man um die bei Geschichten dieser Art schon klischeehaften Captions mit Bibelzitaten nicht herum, dafür bekommt man eine etwas längere Handlung, die sich mehr mit den Charakteren befassen kann. Denn in der Bibel ist die Noah-Geschichte nur wenige Kapitel lang und handelt teilweise nur von der Ahnenfolge des lieben Bootsbauers. Früher ein Zeichen für den Versuch die Quelle glaubhafter zu machen, ließe sich so etwas nur schwer zu einer kompakten Handlung verdichten.

Dennoch nimmt Noah 1 etwas behäbig die Fahrt auf, was nicht nur an der gelegentlichen Off-Stimme liegt, die Abstand reinbringt, sondern auch an der Bekanntheit vieler Motive. Kampf um Nahrung? Abgehakt. Probleme mit rivalisierenden Banden und Stämmen? Erledigt. Rückkehr der Menschen ins Barbarentum? Wie könnte es anders sein. Frischer Wind und schon deutlichere Anleihen an die christliche Mythologie (da werden sich manche über die Begrifflichkeiten wieder aufregen) kommt erst mit dem Auftauchen der Riesen. Tatsächlich werden in der Bibel ebenfalls Riesen erwähnt, nur wandelt sie Aronofsky hier zu einer Art gefallener Engel um, die ihr Dasein im Paradies gewissermaßen aus Mitleid um die Menschen opferten.

Wo neue Ideen einträufeln, bekommt man hier das erste Mal wirklich das Gefühl, dass man etwas mehr erwarten kann, als Bibelstunde für Sci-Fi-Freunde. Vielleicht entwickelt sich hier eine eigene spannende Welt? Man kann nur hoffen, dass Aronofsky noch irgendeine große Botschaft zwischen die beiden Pappen genannt Buchdeckel zwängen will. Meist geht so etwas gehörig nach hinten los, würde sich aber wegen der Verknüpfung mit der Genesis-Geschichte nahezu anbieten. Schaun mer mal.

Am Zeichentisch sitzt diesmal Niko Henrichon, dessen Stil einen als erstes an den von Hannes Radke aus Justifiers erinnert – vermutlich wegen des Verzichts auf jegliche Tuschearbeiten. Ein großes Lob für den letztgenannten Neuling, den Henrichon hat bereits mit so Größen wie Brian K. Vaughan und Howard Chaykin gearbeitet und in seinem Portofolio so Serien, wie Fables, Spider-Man und Die Löwen von Bagdad. Wer jetzt die Zeichnungen des Kanadiers auf seiner Homepage bewundern möchte, der erfährt im Übrigen auch, dass ähnlich wie bei The Fountain der liebe Aronofsky auch bei Noah eine Kinoverfilmung plant. Sollte man sich da als Comicfan etwa instrumentalisiert fühlen? Naaaaah! Entgegen dem Trend spielen die eigentlichen Comics in Hollywood wohl keine so große Rolle, sondern eher die intellectual properties an sich. Aber für eine schöne dystopische Geschichte wäre es echt mal wieder Zeit.

Zu weit, viel zu weit wird hier abgeschwiffen, aber so Themen tun sich naturgemäß auf, bei einem Autor, der vorgeblich zwar sein Herz an die Comicwelten gegeben hat, selbst aber nur selten das Genre mit seiner Anwesenheit beehrt. Das obwohl der Trend vieler Kreativer in der Film- aber auch der Belletristikbranche genau in diese Richtung geht. Aronofsky muss seine Stimme erst noch finden. The Fountain war überladen, zu bedeutungschwanger und hochtrabend angelegt. Bei Noah bedient er sich eines bereits bekannten Stoffes – dem Religionsunterricht sei „dank“ – anstatt ein gänzlich eigenes Konzept auf den Markt zu werfen. Bei Kinofilmen wagt er mehr und hat ein gutes Gespür für Stoffe quer zum Mainstream. Das muss er bei Noah erst noch beweisen oder wenn nicht hier, dann vielleicht bei seinem nächsten Projekt.

Alles Gedönse beiseite, Noah 1 schafft es zu unterhalten und genug Interesse aufzubauen, dass man wissen möchte, wie es weitergeht. Die Zeichnungen fangen die apokalyptische Welt gut ein, die direkte Kolorierung erlaubt sehr viel Raum für Atmosphäre. Nur abwechslungsreicher könnten die Bilderwelten ab und an sein und der Wechsel zwischen rotbraun und grünblau Tönen noch einen Tick bewusster eingesetzt werden. Die eher „trockene“ Stimmung kann aber  auch durch das Thema bedingt sein, welches die Bilderwelten einschränkt. Wüste bleibt Wüste und Steppe bleibt Steppe. Das Henrichon anders könnte, wenn er wollte (oder dürfte?), zeigen allein schon seine Impressionen der Stadt Babylon. Auf einer Seite erwacht da eine ganze Kultur vor den Augen des Lesers.


Fazit:
Lange Rede, kurzer Sinn. Noah gibt sich etwas behäbig, trumpft aber mit einem guten Ansatz und am Ende mit ein paar frischen Ideen auf. Man darf nicht vergessen, die Vorlage hat schon mehrere Jahrhunderte auf dem Buckel. Über Klischees hinaus, würde man gerne mehr über die Welt hinter dieser „bibeltreuen“ Zukunftsvision erfahren, was einen also für Band 2 von Noah in jedem Fall zurückkommen lässt.


Noah - 1. Buch: Wegen der Bosheit der Menschen - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Noah - 1. Buch: Wegen der Bosheit der Menschen

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Egmont Comic Collection

Preis:
€ 15,00

ISBN 13:
978-3-7704-3598-2

72 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Noah + Sci-Fi
  • atmosphärische Zeichnungen
  • neue Elemente zu bekannter Geschichte
Negativ aufgefallen
  • kommt nur langsam in Gang
  • zeichnerisch zu wenig Abwechslung
  • viel Altbekanntes
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 28.12.2012
Kategorie: Alben
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