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Comic-Besprechung - Das Gemetzel

Geschichten:

Das Gemetzel
Autor
/ Zeichner / Colorist: Bastien Vives



Story:
Am Ende seiner Beziehung rekapituliert ein junger Mann über die verschiedenen Stadien seiner Liebe zu einer jungen Frau und entsinnt sich gegenseitiger Verletzungen und der gegenseitigen Entfremdung.

Meinung:

Es ist erstaunlich. Bastien Vives ist noch keine 30 Jahre alt und doch schon mit recht vielen Bänden präsent. Davon sind noch nicht mal alle auf Deutsch erschienen. Ist der Output schon allein bemerkenswert, so ist es die kontinuierlich hohe Qualität der Bände erst recht. Trotz seiner jungen Jahre ist Vives schon ein wahrer Meister.  Kaum einem anderen Zeichner gelingt es so souverän, deutlich und erhellend, die Körpersprache widerzugeben. Da braucht es oftmals keine Worte, weil sich anhand der Gestik und Mimik alles von selbst erzählt.

Auch hier in Das Gemetzel versteht sich Vives darin, eine Liebe zu sezieren und Verletzungen deutlich zu machen. Dafür braucht er kaum Worte, sondern benutzt allein die Körpersprache, Mimik und Symbole. Die Benutzung von Buntstiften bewirkt eine Unmittelbarkeit, als ob er alles flüchtig hingeworfen habe. Auf einem Tisch im Cafe, auf einer Bank im Park oder in einer Arbeitspause in der Kantine. Das alles hat eine Frische und eine Leichtigkeit als ob die Zeichnungen und Gefühle genauso augezeichnet worden sind, wie sie ihm gerade in den Sinn kamen. Sie wirken wie etwas leicht hingeworfenes. Und doch ist jede Seite und jedes Bild klar und deutlich durchdacht.

Dabei verzichtet Vives sogar auf jegliche herkömmliche Dramaturgie, was die Lektüre einerseits etwas anstrengend macht, aber andererseits sehr anregend ist, da man sich als Leser fragt, worin denn wohl die Verletzungen und der Grund für den Tod der Liebe liegen mag. Unversehens denkt man an seine eigenen Erfahrungen und projiziert diese in die geschilderten Situationen hinein. Und so erzählt Vives nicht nur von seinen Figuren, sondern von jedem einzelnen Leser an sich. Der Autor gibt somit nur einen Hinweis, eine blanke Tafel, auf welcher der Leser seine eigene Geschichte und Erfahrungen schreibt. Das ist einfach meisterhaft.

Und obwohl keine gängige Dramaturgie vorliegt, ist doch alles sehr klar und verständlich. Dabei sind die surrealen Traumszenen ähnlich projizierend wie der ganze Band. Einerseits erhellen sie die eigentliche Geschichte und geben dramaturgische Hinweise (ähnlich wie eine Szenenanweisung im Theater). Andererseits geben sie allgemeine Stadien einer Liebe wieder, wobei durch die angewandte Ironie, etwa in der Restaurantszene, deutlich gemacht wird, dass jede Liebe zugleich einzigartig ist, aber jeder Ablauf sich auch gleicht. Das grundliegende Thema ist immer dasselbe. Und Vives weiß darum. Diese verallgemeinernden Anspielungen geben also nicht nur die Richtung des Bandes vor, sondern zeigen auch universale Aspekte der Liebe auf. Wie man es schon von Vives kennt (etwa aus Polina) sind auch hier wieder die Bewegungsabläufe und Stadien einer sich entfremdenden Liebe großartig umgesetzt.

Der einzige Wermutstropfen ist der doch recht happige Preis für das schmale Bändchen. Aber das schluckt man angesichts der Qualität doch recht gern. Hoffentlich gibt es bald mehr von diesem Ausnahmekünstler.



Fazit:
Erschreckend. Bastien Vives versteht es nicht nur einen gehörigen Output an Bänden zu schaffen, sondern immer auch eine hohe Qualität zu halten. Und er ist noch nicht mal 30 Jahre alt. Das Gemetzel hat keine gängige Dramaturgie, schafft es aber eine Geschichte zu erzählen und zugleich ein Spiegel zu sein, in der sich der Leser mit
seinen Liebeserfahrungen betrachtet. Meisterhaft.

Das Gemetzel - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Das Gemetzel

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Reprodukt

Preis:
€ 15,00

ISBN 10:
394314335X

ISBN 13:
978-3-943143-35-5

104 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Story ist wie ein Spiegel
  • keine Dramaturgie, aber doch eine Geschichte
  • lebensnahe und doch symbolische Bilder
  • Bewegungsabläufe
Negativ aufgefallen
  • sehr schmal ausgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 13.11.2012
Kategorie: One Shots
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