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Comic-Besprechung - Thor 14: Der mächtige Tanarus

Geschichten:
The Mighty Thor 8 - 10
Autor:
Matt Fraction
Zeichner: Pasqual Ferry, Pepe Larraz
Farben: Frank D’Armata, Frank Martin, Wil Quintana

Journey into Mystery 631 - 632
Autor:
Kieron Gillen
Zeichner: Whilce Portacio, Mitch Breitweiser
Tusche: Allen Martinez, Jeff Huet, Mitch Breitweiser
Farben: Arif Prianto, John Rauch, Betty Breitweiser



Story:
Thor ist Tod, lang lebe Tanarus. Aber wer ist eigentlich dieser Thor von dem ihr immer sprecht? Den kennt nämlich keiner mehr, hat auch noch niemand. Warum sollte man auch, denn Tanarus ist neben Loki der einzige Odinssohn und war es schon immer. Asgard befindet sich im Wiederaufbau und vereint nun alle Völker der Weltesche unter sich. Wirklich jeder hat also besseres zu tun, als sich um Lokis Befürchtungen zu kümmern, dass irgendetwas an diesem Tanarus, den alle anderen ja bereits seit Jahrhunderten kennen, nicht stimmen soll.

Als wäre Loki nicht schon beschäftigt genug, muss er sich vor der neuen Allmutter für seine Taten während Fear Itself verantworten, wozu nicht nur die Befreiung des Hel-Wolfes gehörte, sondern ebenso die von Surtur. Man weiss nicht, ob es Strafe oder Belohnung sein soll, aber die Allmutter hat auch gleich eine neue Aufgabe für den Gott der Lügen. Genug Zeit, um das Julfest zu feiern hat er aber allemal.


Meinung:
Das waren noch Zeiten, als Tanarus zusammen mit anderen Helden des Marvel-Universums gegen Loki antrat und so die Avengers formte. Oder als er seine Axt an Beta Ray Bill verlor und später Bills Volk vor brutalen Invasoren befreien musste. Oder wo Tanarus erst von seinem Vater verstoßen ward und schließlich Asgard ganz neu aufbauen musste. Seit Jahren liest man die Abenteuer Tanarus und man ... Mooooment mal! Es beschleicht einen leise das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht stimmen kann. Aber alle anderen Helden und Asen scheinen nichts zu bemerken, also wird dieses komische Kratzen im Hinterkopf, wenn man Tanarus zusammen mit Sif über Asgard ziehen sieht, wohl nichts bedeutet.

Aber nein, man ist als Leser nicht alleine mit seinen Vorbehalten. Ausgerechnet Loki ist die Sache mit seinem Halbbruder Tanarus auch nicht so ganz geheuer und so macht er sich auf, dieses Rätsel zu lösen. Denn eines ist sicher, mit diesem Tanarus stimmt etwas nicht. Der Leser kann sich also getrost wieder hinsetzen und den Termin beim Psychotherapeuten  absagen. Nein, keine Schizophrenie oder Wahnvorstellungen. Jedenfalls diesmal nicht.

Hatte man gerade noch Thor in Fear Itself sterben sehen, konnte man zu Beginn von Thor 14 fast glauben er sei gänzlich aus der Historie gelöscht worden. Ein gar seltsamer Zauber muss da also am Start sein und wie man spätestens seit dem Film Prestige weiß, besteht ein guter Zauber aus drei Akten. Der letzte ist ebenjenes Prestige, eine überraschende Drehung oder Wendung, die natürlich am Ende steht. Keinesfalls sollte man daher den dritten Akt beispielsweise mit dem ersten oder zweiten Akt tauschen. So etwas lüftet den Zauber vorzeitig und reduziert die Spannung gewissermaßen auf Null, da man ja nun den Trick durchschaut. Matt Fraction hat Christopher Nolans Prestige sicher nicht gesehen.

Gerade mal ein Kapitel hält Fraktion die Illusion aufrecht und schon in Kapitel zwei bekommt man mit, wie der Hase läuft. Natürlich bekommt man es bereits zu Anfang mit, wenn man Thor in einer Totenbarke auf den Götterverschlinger Demogorge zutreiben sieht. Doch wäre das ja nicht gleich eine Auflösung und der Gedanke zweier konkurrierender Donnergötter, die beide eine Existenzberechtigung haben, klingt doch eigentlich ganz spannend und konfliktgeladen. Ein wenig länger hätte man den Vorhang ruhig zuhalten können. Die Welt hätte weiter Tanarus für den einzig echten Odinssohn gehalten und Loki hätte weiter à la Sherlock Holmes forschen und alle Wahrscheinlichkeiten ausloten können. Matt Fraction hat sich allerdings anders entschieden, weshalb man im nächsten Band auch gleich das Finale, der dann doch recht kurzen Tanarus-Episode bewundern kann. Warum nur immer diese Eile mit den Handlungssträngen.

Ansonsten hat sich nach Fear Itself ein interessanter Status Quo ergeben. Asgard befindet sich wieder oder immer noch im Wiederaufbau. Allerdings herrscht nicht mehr Odin über das Geschick der Asen, sondern das Triumvirat der Allmutter Freia, Gaea und Iduna. Die gehen die Angelegenheiten Asgards ganz anders an und nachdem nun mit der Weltesche nicht mehr alles zum Besten steht, müssen die ganzen Völker des Baumes – von den Eisriesen über die Zwerge Nidavellirs bis zu den Stürmen Jotuns und den Flammen aus Muspelheim – im neu erstehenden Asgard ihre Heimstatt finden. Da bildet sich unter der Ägide der Allmutter gewissermaßen eine kleine Republik, was bei den teils verfeindeten Völkern Yggdrasils nicht unbedingt reibungslos abgeht. Und wie es anders auch nicht sein kann, finden sich gleich böswillige Kräfte und versuchen den neuen Frieden entweder zu sabotieren oder für ihre Zwecke zu korrumpieren. Man hat schon mit weitaus schlechterem Zunder gute Geschichten gemacht und so wie Fraction den Neuanfang anlegt, kommt einiges an Potential zusammen. Manche der Völker möchte man durchaus häufiger in den Seiten von Thor sehen.

Pasqual Ferrys begleitende Zeichnungen sind mal wieder deluxe. Ausdruckstark und phantasievoll sind seine Charaktere ausgearbeitet. Nur wirken seine Hintergründe nicht nur wegen des allgemeinen Verzichts auf Tusche sehr blass und sind teilweise wenig bis gar nicht ausgearbeitet. Dementsprechend wirkt alles äußerlich etwas Gäääähn! Auch an seiner Erzählweise könnte Ferry noch etwas feilen. In seinen ersten Arbeiten ist es nicht aufgefallen, aber eine schöne und vor allem flüssige Ausarbeitung des Handlungsablaufs sieht etwas anders aus. Das Gesamtbild wirkt wenig kompakt und zu lose gefügt, weshalb die Dramaturgie stellenweise leidet.

Auch der zweite Teil mit den Geschichten aus Journey into Mystery leidet ein klein wenig darunter, dass der eigentliche Kern der Erzählung und dessen Finale ganz woanders stattgefunden hat. So betrachtet man als Leser wiederum lediglich das Randgeschehen, wobei Kieron Gillen aber zu Anfang eine bessere Zusammenfassung der letzten Ereignisse hinbekommt, als Matt Fraction bei The Mighty Thor. Schön zu sehen, dass hier der Charakter einer Mythenerzählung erhalten bleibt.

Erhalten blieb leider auch Whilce Portacio, der die ganze Episode, die ohnehin hauptsächlich aus der Abwicklung von Lokis Plänen besteht, zeichnerisch gänzlich in den Keller treibt. Traurig zu sehen, wenn einer der ehemals bekannteren und geschätzteren der Zunft mit jeder weiteren Arbeit sein eigenes Requiem schreibt. Auf der anderen Seite hat Portacio schon sein Maß an Schicksalsschlägen hinter sich, weshalb es nicht selbstverständlich ist, wenn er wieder hinter dem Zeichentisch sitzt. Dennoch liefert er in Thor 14 im Vergleich die qualitativ geringwertigste Leistung ab.

Dass der Band nicht mit einer schlechten Note endet, dafür sorgt dann schließlich die etwas außerhalb der Kontinuität liegende Geschichte von Kieron Gillon und Mitch Breitweiser. Hier wird es etwas verfrüht sehr weihnachtlich. Lässt sich jedoch leicht verschmerzen. Erzählerisch und graphisch rund bietet sie einen schönen Abschluss und zeigt auch mal wieder, dass ein Heft ausreicht, um eine amüsante und vollends zufrieden stellende Geschichte zu erzählen. Loki bekommt von Hela ein Geschenk der besonderen Art. Sieben putzige kleine Hel-Wölfe, die nichts anderes im Sinn haben, als Asgard den Untergang zu bringen. Da sich die Allmutter auf ihre Unzuständigkeit beruft, muss Loki nun sehen, wie er die kleinen flammenspeienden Biester an den Mann oder die Frau bringt. Keine leichte Aufgabe, wenn diese immer rufen: „Tod für Asgard“, „Ich bringe dich um“ oder „Ich pinkle auf Bifröst“ Mehr muss man dazu wohl nicht sagen, außer dass die kurze Episode einfach Spaß macht.


Fazit:
Ein neuer Donnergott jagt mit seiner Axt über Asgard und niemand merkt, dass er neu ist. Nach Fear Itself setzt Thor 14 ganz neu an, lüftet aber viel zu früh das Geheimnis um Tanarus. Wirklich Spannung will allerdings nicht aufkommen, dazu muss sich der Band erstmal zu sehr mit der Etablierung eines neuen Status Quo befassen. Bei Thor ja nichts Neues. Im zweiten Teil kann die vorgezogene Weihnachtsgeschichte voll überzeugen. So richtig abheben will Thor 14 aber nie.


Thor 14: Der mächtige Tanarus - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Thor 14: Der mächtige Tanarus

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 12,95

ISBN 10:
4-197815-9129559

116 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Asgard wird Mulitkulti
  • Loki kauft Thor den Schneid ab
  • Amüsante Julfest-Geschichte
Negativ aufgefallen
  • Geheimnis um Tanarus zu früh gelüftet
  • Erzählstruktur und Hintergründe von Pasqual Ferry
  • Zeichnungen von Whilce Portacio
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 27.11.2012
Kategorie: Thor
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