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Comic-Besprechung - Die Chronik der Kakerlaken 1

Geschichten:
"Die Chronik der Kakerlaken Teil 1"
Autor:
Steff Murschetz, Zeichner: Elbe Billy

Story:
USA, 30iger Jahre: Der Junge James Sander ist mit seiner Familie vor der Armut aus Mexiko in die Vereinigten Staaten geflohen. Doch auch hier reicht das Geld gerade einmal zum Überleben. Als dann noch seine Cousine Sangria und Onkel Santo anreisen, wird die Luft ganz dünn.

Derweil treibt ein Kindermörder in der Umgebung sein Unwesen. Auch der Sohn von Al Capone wird entführt. Niemand weiß, wer dahinter steckt, und als Capones Männer die Unterwelt durchkämmen, landen sie irgendwann auch bei James, der sich unter anderem mit Taschendiebstählen über Wasser hält. Dieser vermutet seinen schwachsinnigen Onkel hinter den Taten, ohne zu wissen, wie sehr er sich irrt.

Meinung:
Der unheimliche Kakerlak geistert nun schon seit 2007 durchs Internet. Angefangen bei einem Comicwettbewerb hat der ungewöhnliche Actionheld von Elbe-Billy und Steff Murschetz mittlerweile auch den Sprung in die hiesigen Comicshops geschafft. Bereits 2010 erschien ein Sammelband im Taschenbuchformat mit mehreren Kapiteln über Gordon Sander, dem unheimlichen Kakerlak.

Nun, knapp zwei Jahre später, erzählt das Künstlerduo die Vorgeschichte des krabbeligen Helden. Dabei werfen sie einen Blick zurück in das Amerika der 1930iger Jahre. Gesetzlosigkeit und Korruption herrschen überall. Männer wie Al Capone sind die selbsternannten Führer der Städte. Und mittendrin kämpfen mexikanische Flüchtlinge um ihr Überleben.

Und genau hier kommt der erste Kakerlak ins Spiel. Die Origin-Story verfügt über eine interessante Erklärung, wie der Junge James Sander auf die Idee kam, als Kakerlak um die Häuser zu ziehen. Dass es dabei stellenweise sehr dramatisch zugeht und der Leser bei einigen Szenen nicht weiß, ob James nun ein glorreicher Held oder ein absoluter Verlierer ist, überrascht angesichts der bisherigen eher actionreichen Storys. Doch ein wenig Theatralik findet sich in jeder Kakerlak-Story. Und genau das ist der ausschlaggebende Punkt bei diesen ungewöhnlichen Superhelden. James Sander verfügt beispielsweise über keine Superkräfte, ist lediglich sehr wendig und flink, das war es aber auch schon. Steff Murschetz verpasst der Origin daher eine wechselhafte Story, die zwischen überschwänglichem Erfolg und vollständigen Verlust das gesamte emotionale Spektrum enthält. Dies gestaltet die Handlung sehr abwechslungsreich und macht sie bis zum Schluss interessant und überraschend.

Beim Spannungsbogen hilft natürlich auch der historische Kontext, in dem die Story spielt. So sind die 19030iger Jahre seit jeher ein Mythos. Vom Tellerwäscher zum Millionär! Sicher nicht auf geraden und ehrlichem Wege, aber doch gut möglich. Von daher bieten sich für den Autor genug Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung seines Heldens. Dass der Kakerlak hierbei noch als kleiner Handlanger des mächtigen Gangsterbosses Al Capone fungiert, macht die Sache noch brisanter.

Passend zum Handlungsrahmen gestalten sich auch die Zeichnungen von Elbe-Billy, welcher in reinen  schwarz/weiß Grafiken die Zeiten der Prohibition aufleben lässt. Alte großmotorige Autos, Schlapphüte, lange Mäntel und dazwischen ein kostümierter Held, ähnlich einer Kakerlake. So kurios wie dieses Verhältnis auch klingen mag, aufgrund des mexikanischen Hintergrunds mit den typischen Wrestlingmasken (die beispielsweise der Onkel von James Sander immer trägt) ist der Kakerlak eine beinah alltägliche Figur, die sich nur unwesentlich vom Rest abhebt. Zwar sind die Hintergründe oftmals nur rudimentär ausgeprägt, dennoch können die Zeichnungen durch eine Leichtigkeit überzeugen, die ganz im Stil der 50iger Jahre Comics steht. Wichtig sind hier eher die Protagonisten und nicht die Umwelt. Sehenswert sind zudem die vielen Actionszenen, wo beispielsweise Gangster das Personal einer Bar niederschießen oder wo der Kakerlak gegen einen riesigen Leibwächter kämpft.


Fazit:
Der erste Teil der neuen "Die Chronik der Kakerlaken"-Serie überzeugt folglich durch eine spannende Story mit vielen gefühlsmäßigen Auf und Abs, sowie einer einfallsreichen Kakerlak-Origin, die wunderbar in das Chicago der 19030iger Jahre passt. Die ausgefeilten schwarz/weiß Zeichnungen tun ihr übriges, um diesen Comic zu einem Kleinod der deutschen Independent-Szene zu machen. Die Jungs und Mädels von undergroundcomix.de kann man nur beglückwünschen für diese Veröffentlichung. Hoffentlich lässt man den Leser nicht zu lange auf Teil 2 warten.

Die Chronik der Kakerlaken 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Chronik der Kakerlaken 1

Autor der Besprechung:
Christian Recklies

Verlag:
Undergroundcomix

Preis:
€ 5,00

100 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • ideenreiche Herkunftsgeschichte des ungewöhnlichen Helden
  • emotional sehr abwechslungsreich
  • Zeichnungen im Stil des Golden Age
  • ungewohnt günstige Ausgabe
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(4 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 01.09.2012
Kategorie: Die Chronik der Kakerlaken
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