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Comic-Besprechung - American Vampire 4

Geschichten:
American Vampire: Survival of the Fittest 1 - 5
Autor:
Scott Snyder
Zeichner: Sean Murphy
Farben: Dave Stewart

Story:
Vampire verstecken sich nicht nur in den Karpaten, sondern fühlen sich auch bei den Nazis ganz wohl. Jedenfalls verfolgen manche Vampirarten eine ähnliche Rassenpolitik, wie das Deutsche Reich. Was für die Agenten der Vasallen des Morgensterns als Suche nach einem Heilmittel gegen den Vampirvirus begann, entwickelt sich schnell zu einem gefährlichen Spiel gegen Massen skrupelloser Blutsauger und fanatischer Faschisten. Bleibt nur die Frage, ob Cash und Felicia ihre Tarnung lange genug aufrechterhalten können, um entweder an das Mittel oder sogar an dessen Erfinder zu kommen. Ein schier unmögliches Unterfangen wenn man in einem Schloss zu Gast ist mit hunderten Nazivampiren.


Meinung:
Wir bleiben im Zweiten Weltkrieg. Während der letzte Band mit der Geschichte Ghost War im Pazifik spielte und die Machenschaften der Japaner zum Thema hatte, kommen jetzt die Deutschen dran. Bei denen muss man gewohnter Weise noch weniger b zw. gar nichts mehr anstellen, um sie als Schurken darzustellen. Kombiniert mit dem Faktor blutsaugender Vampir kann auf Seiten der Bösen (eigentlich) nichts mehr schief gehen.

Aber perfekte Bösewichte werden nicht frei Haus geliefert und Nazis als üble Gegner ist auch schon so oft durchexerziert worden, dass man sich eigentlich mal etwas Neues einfallen lassen müsste. Oder zumindest Wege einschlagen muss, die vorher noch nicht bestritten wurden. Selbst die Kombination mit Vampiren ist nichts Neues. Dass hat Mike Mignola mit Hellboy in Wake the Devil schon vor Jahren gemacht und später sogar in B.P.R.D. 1946 in die Operation Vampirsturm münden lassen. Bleibt also nur die Frage, ob Scott Snyder abliefern konnte, oder eben nicht?

Um den Spannungsbogen zu halten, seien erst einmal die Zeichnungen betrachtet. Nicht Rafael Albuquerque hat diesmal seinen kreativen Strich angebracht, sondern Sean Murphy. Freunden der Star Wars Comics wird er am ehesten ein Begriff sein, hat er sich doch schon vor seinem Abschluss am College bei Dark Horse und dem lizensierten Universum von George Lucas herumgetrieben. Um einfach ein paar weitere Namen einzuwerfen, seien noch Hellblazer, Joe the Barbarian und seine eigene Serie Off Road genannt. Mit seinem Stil ist er bei American Vampire gut aufgehoben. Je düsterer es wird, desto besser wird es und seine Nazivampire oder Vampirnazi sehen wirklich zum Fürchten aus.

Überhaupt gelingt es Murphy von Anfang an eine knisternde Atmosphäre zu schaffen, die einen sofort in den Bann zieht. Man bemerkt zwar den Zeichnerwechsel, aber die zeichnerische Arbeit ist so stimmig und passt wie die Faust aufs Auge, dass man schon mitten in die Geschichte gezogen ist, bevor man es tatsächlich realisiert hat. So schnell zieht Murphy einen in seinen Bann. Graphisch schön anzusehen und eine Geschichte erzählen kann er auch. Was will man also mehr von American Vampire 4?

Eine in sich stimmige und packende Handlung und für die ist der neue Stern am Autorenhimmel (spätestens seit der neuen Batman-Serie zusammen mit Greg Capullo) Sott Snyder zuständig. Man könnte fast meinen in seinen Händen verwandelt sich aktuell vieles in Gold. Aber wer kann schon dauernd Höchstleistungen bringen? Auch Snyder nicht und leider ist es ausgerechnet seine eigene Serie American Vampire, wo der Leser Abstriche machen muss. Bereits in Band 4 gab es so ein paar kleine Stellen, die in sich nicht so stimmig waren oder wo die Logik nicht wirklich passte. Die Geschichte konnte aber dennoch voll überzeugen und war reich an Spannung und Tempo. Bei Das Überleben des Stärkeren wurde das Tempo noch weiter angezogen, bloß kommt irgendwann die Geschichte nicht hinterher und gerät deutlich aus dem Ruder. Am Schluss muss sich der Autor sogar mit einem Deus ex machina behelfen und einen Charakter mit viel Potential verheizen.

Ernüchternd, nachdem die Serie bisher alles richtig machte und selbst aus dem Vampirthema noch etliche gute Ansätze zaubern konnte. Man möchte es auch nicht ganz glauben, wenn man den ersten Teil hinter sich hat und die Hauptfiguren eingeführt sind. Das sind dieses mal alte Bekannte für diejenigen, die die Serie schon länger verfolgen. Cash McCogan und Felicia Book, beide mit einer tragischen Vergangenheit, die mit keinem geringeren als Skinner Sweet zusammen hängt und beide Mitglieder der Vasallen des Morgensterns. Sie müssen sich plötzlich nach Europa begeben, hinter die Grenzen des Deutschen Reichs und dort einen Forscher aufsuchen, der ein Heilmittel gegen Vampirismus gefunden haben soll. Klar, dass da Cash und Felicia nicht Nein sagen können, hat doch jeder ein eigenes Interesse daran an den Wirkstoff zu kommen. Wenn er denn existiert.

Soweit, so gut. Aber sobald der zweite Teil beginnt und die beiden Agenten mit dem Flugzeug unterwegs sind kommt die Handlung in erste Turbulenzen. Sie haben die Kennung nicht mehr, die sie sicher das deutsche Gebiet überfliegen lässt und werden abgeschossen. Die Nazis warten schon auf sie, aber nachdem Cash einen lauten macht, akzeptieren sie recht schnell, dass da keine Spione an Bord sind, sondern die erwarteten Investoren aus Amerika. Sie kommen dann ohne weiteres auf das Schloss (warum eigentlich immer Nazis und ihre Schlösser???) und werden auch gleich in alles eingeweiht. Trotzdem herrscht eine geladene Stimmung, da irgendwie feststeht, dass sie nie wieder aus dem Schloss rauskommen werden beziehungsweise die nächsten Tage nicht überleben. Warum, Wieso, Weshalb? Ganz ehrlich, kommt nie wirklich raus und hängt mehr wie ein Schleier über der Szene, nicht wie eine echte Bedrohung.

Vielleicht ist diese Diffusität auch eines der Probleme von American Vampire 4, weil man sehr stark den roten Handlungsfaden aus den Augen verliert. Selbst als dann endlich die Vampire auftauchen, die sozusagen die Nazis unter den Vampiren sind, weil sie eine ähnliche Rassenideologie gegenüber den anderen Vampirarten hegen, wie dies die menschlichen Nazis mit anderen Völkern machen, bleibt alles recht blass. Zudem schafft es Snyder kaum - und das obwohl Nazis ja fast schon die perfekten Antagonisten sind - die Nazis und ihre Vampirverbündeten über blosse Statisten hinaus zu entwickeln. Da ruht er sich zu sehr auf den etablierten Klischees aus und im Grunde ragt keine der Figuren auf Gegnerseite heraus. Dementsprechend unverbindlich wirkt das Geschehen und es fehlt auf Seiten der Bösen irgendein weiterer persönlicher Antrieb, der der Geschichte mehr Konturen verleihen würde. Eine Kraft gegen die es tatsächlich zu arbeiten gilt und die überwunden werden muss. Vollends zuviel wird dann die Einführung von Riesenvampiren, die in die Geschichte gepresst werden, obwohl sie letztlich für die Handlung keine weitere Funktion erfüllen ... bis auf eine, aber da passt es nun einmal gar nicht beziehungsweise wirkt absolut aufgesetzt.

Die richtigen Zutaten, aber falsch zusammen gemixt. Wie am Ende alles im Finale mündet, muss sich jeder selbst ausdenken. Anscheinend hatte Scott Snyder hierzu selbst nur eine vage Idee. Ein oder zwei Kapitel mehr und aus Das Überleben des Stärkeren hätte wieder ein Highlight werden können. So dagegen – und es tut einem am meisten um die mehr als ansehnliche Arbeit von Sean Murphy leid – hat man hier eher ein Lowlight in Händen.


Fazit:
American Vampire 4 ist – bis auf die sehr guten Zeichnungen von Sean Murphy – im Vergleich mit seinen Vorgängern eine Enttäuschung. Das Thema Nazis und Vampire ist abgestanden, ohne dass Snyder dem Ganzen neue Aspekte abgewinnen könnte. Außerdem verstrickt er sich in einige Ungereimtheiten, die einem Autor seines Formats nicht passieren dürften. Der erste echte Durchhänger in der Reihe.


American Vampire 4 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

American Vampire 4

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 16,95

ISBN 13:
978-3-86201-291-6

116 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Sean Murphys klasse Zeichnungen
Negativ aufgefallen
  • Konzept schon x-mal gesehen
  • Geschichte hat Tempo aber keinen roten Faden
  • Snyder ruht sich auf Klischees aus
  • Deus ex machina
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(3 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 25.08.2012
Kategorie: American Vampire
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