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Comic-Besprechung - Tango de la Mort

Geschichten:

Tango de la Mort
Autor
/ Zeichner: Ulf K. 



Story:
In diesem Band sind verschiedene Geschichten aus unterschiedlichen Jahren vereint. Nicht alle von ihnen haben das Thema Tod, sondern es geht auch um Beziehungen, Sternenfänger und große Nasen. Manchmal melancholisch, manchmal witzig, manchmal gruselig...

Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Der Totentanz ist spätestens seit dem Mittelalter ein feststehender kultureller Topos. Vor allem graphisch wurde er tradiert, etwa an Kirchen und in Flugblättern, um dem einfachen Volk die Nachricht zu überbringen. Schließlich konnten damals die wenigsten lesen. Man sieht auf den alten Darstellungen wie Menschen mit dem Tod tanzen und je nach Ausprägung konnte das durchaus sinnlich sein. Oder grauenerregend. Beides geht bei dem Tod schließlich Hand in Hand (wie bei dem berühmten Gemälde von Baldung Grien). Dabei geht es bei der Aussage des Totentanzes nicht immer nur um das Annehmen des Unausweichlichen (was gerade im Mittelalter galt, in dem schließlich oft und früh gestorben wurde), sondern auch um den spielerischen Umgang mit den Ängsten. Und welche Angst könnte größer sein als die vor dem Tod? In der späten Romantik, etwa mit der musikalischen Fantasie eines Franz Liszt ("Totentanz") oder Franz Schubert ("Der Tod und das Mädchen"), wurde der Totentanz wieder erweckt und brachte romantisches Sehnen mit dem Vergänglichkeitsgedanken zusammen. Und wenn Ulf K. seinen Band mit Kurzgeschichten Tango de la Mort betitelt und sich somit selber in eine alte Tradition einbettet, so findet man manche Aspekte der Tradition auch hier wieder.

Bei dem vorliegenden Tango de la Mort handelt es sich um eine erweiterte und bearbeitete Neuauflage des Bandes von Ulf K., der 2004 schon einmal erschienen ist. Dabei sind die Geschichten alle schon etwas älter und teilweise am Anfang der Karriere im Eigenverlag erschienen. (Naja, Eigenverlag? Eher ein Copyshop und mit Gummiband zusammengehalten.) Anhand der Geschichten kann man auch die Reifung des zeichnerischen Stils schön sehen. Von dem noch eher krakeligen in Die Nase von 1994 bis zu den an Holzschnitten erinnernden reifen Geschichten liegen nur wenige Jahre. Innerhalb von nur drei Jahren hat Ulf K. also einen großen Sprung vollzogen.

Die verschiedenen Geschichten in diesem Band haben so gut wie alle mit Abschied zu tun, wenngleich nicht immer direkt mit dem Tod. Da kann es auch um das Ende von Beziehungen oder sogar "nur" um das Ende eines Lebensabschnittes gehen (Latte Macchiato). Die Geschichten, entstanden zu den unterschiedlichsten Zeiten, also nicht extra für diesen Band geschaffen, haben nicht nur den Tod zum Thema, aber alle durchzieht eine gewisse Melancholie. Trotzdem haben einige durchaus Witz (Das Nest) und man kann über den Humor lachen, wenn man denn auch ein Faible für den schwarzen hat (Das Leben des Herrn M. erinnert vom Titel auch nicht von ungefähr an Franz Kafka). Mal gerät manches auch sehr düster bis hin zur reinen Horrorstory (Theater des Grauens), mal düster melancholisch aber gleichzeitig sinnlich (Mon Coeur), mal klassisch traditionell (Die Verspätung), mal unerwartet hintersinnig (Spielerfreuden), aber einfach jede Geschichte ist voller Phantasie und gelungener graphischer Einfälle.

Es kommt wahrlich selten genug vor, dass in einem Sammelband von Kurzgeschichten wirklich kein einziger Ausfall zu finden ist. Selbst Hoffnung, die immer mit Leid und Tod einhergeht, findet hier ihren Raum und es werden auch oft Gegenentwürfe zu bisherigen Leben vorgestellt. Und somit ist der Tod auch nie nur einfach das Ende, sondern immer auch ein Neubeginn. Somit schließt sich auch der Kreis zu dem kulturellen Topos. Denn das kulturelle Denken im Mittelalter war schließlich stark auf das Jenseitige ausgerichtet und auch die Romantiker sahen in dem Tod nicht das Ende aller Dinge. Und alle möglichen Betrachtungsweisen und Kombinationen sind auch hier zu finden. In dem Sinne sollte man sich den Band wahrlich nicht entgehen lassen.



Fazit:
Der Kurzgeschichtenband steht nicht nur in einer großen Tradition, sondern kann auch seinen Platz darin behaupten. Jede Geschichte ist gelungen, wie selten kann man das behaupten, und jede hat ihren eigenen Tonfall. Melancholisch, gruselig, witzig, träumerisch, nachdenklich, kafkaesk...und dann noch alles graphisch mit hervorragenden Ideen präsentiert. Unbedingt zugreifen.

Tango de la Mort - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Tango de la Mort

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Edition 52

Preis:
€ 18,00

ISBN 10:
3935229038

ISBN 13:
978-3935229036

144 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • jeweils eigener Tonfall
  • gelungene Mischung
  • gute graphische Ideen
  • Themenvielfalt mit gemeinsamer Grundstimmung
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 31.07.2012
Kategorie: One Shots
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