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Comic-Besprechung - Fräulein Rühr-Mich-Nicht-An: Die Jungfrau im Freudenhaus - Gratis-Comic-Tag 2012

Geschichten:
Die Jungfrau im Freudenhaus
Autor: Hubert
Zeichner: Kerascoët (Marie Pommepuy und Sébastien Cosset)

Story:
Im Frankreich um 1930 sind die Schwestern Agathe und Blanche aus der Provinz in die Hauptstadt Paris gezogen. Dort arbeiten sie als Hausmädchen, während die lebenslustige Agathe abends durch die Tanzlokale der Vorstadt zieht. Das ist der zurückhaltenden Blanche gar nicht recht, tauchen doch immer wieder grausig zugerichtete Leichen junger Mädchen in der Umgebung auf.

Eines Tages stirbt Agathe tatsächlich eines gewaltsamen Todes, allerdings im Haus ihrer Dienstherrin. Die setzt Blanche sofort auf die Straße, schließlich kann ihr ehrenhafter Haushalt mit so etwas nicht in Verbindung gebracht werden. Außerdem ist jeder, inklusive der Polizei, davon überzeugt, dass Agathe Selbstmord begangen habe. Weitere Ermittlungen sind nicht notwendig.

Auf der Suche nach einem Dach über dem Kopf und nicht zuletzt auch nach Agathes Mörder landet Blanche schließlich im "Pompadour". Und tatsächlich scheint das Edelbordell irgendwie mit dem berüchtigten Mädchenschlächter und mit Agathes Tod in Verbindung zu stehen. Aber wie soll die tugendhafte Blanche, die niemals ihre Sittsamkeit preisgeben würde, in einer solchen Umgebung zurecht kommen? Und was passiert, wenn sie dem Mörder zu nahe kommt?

Meinung:
"Fräulein Rühr-Mich-Nicht-An" ist eine seltsame Mixtur. Die vergleichsweise einfach gehaltenen Zeichnungen könnten auch aus einem Kindercomic stammen, das Artwork vermittelt eine eher unbeschwerte Atmosphäre: Die Charaktere haben zwar Probleme, aber nichts was sich nicht mit etwas Anstrengung lösen ließe.

Auf der anderen Seite steht die Geschichte, die vor allem von Brutalität, sowohl körperlich als auch seelisch, geprägt ist. Blanche findet sich im Freudenhaus wieder und wird von den anderen Mädchen drangsaliert. Da sie nicht bereit ist, mit Freiern zu schlafen, findet man eine andere Aufgabe für sie. Blanche spielt die Rolle der englischen Gouvernante, heute würde man wohl von einer Domina sprechen, mit Peitsche und was so dazugehört. Als einzige ist die engelhafte Annette freundlich zu ihr. Deren Rolle ist offenbar das genaue Gegenteil von Blanches, während die "Neue" die Kunden blutig prügelt...

Durch diese Zweigesichtigkeit bekommt der Comic eine merkwürdige Spannung. Man schlägt das Heft auf und erwartet mehr oder weniger harmlose Unterhaltung, mit einem leichten Kitzel angesichts des Untertitels "Die Jungfrau im Freundenhaus". Um so größer ist der Eindruck, den die Geschichte dann macht. Die Ambivalenz bringt den Leser auch zum Nachdenken. Es passt einfach nicht zusammen. Brutale Inhalte in einer brutalen, blutigen, häufig grobschlächtigen Bildsprache gibt es häufig, ebenso wie leicht-angenehme Inhalte mit entsprechendem Artwork. Das ist so "richtig", damit beschäftigt man sich nur bedingt weiter. Bei einem Horrorfilm fragt man sich ja auch nicht, wie die Angehörigen der zig Opfer des Psychoclowns mit dem Verlust von Vater oder Mutter in Zukunft leben sollen. Aber diese Geschichte in diesem leichten, eleganten Zeichenstil? Darüber stolpert man, und das führt dazu, dass man sich genauer überlegt, wie die Charaktere eigentlich miteinander umgehen.

Dahinter treten alle anderen Aspekte des Comics zurück. Ja, die Krimihandlung ist spannend, die Charaktere gut ausgearbeitet, das Artwork hätte man tatsächlich gerne einmal in einer "harmlosen" Geschichte gesehen. Aber das bleibt zurück hinter der einen Frage, will man sich als Leser der oben geschilderten Spannung aussetzen? Entspannung oder reine Unterhaltung sollte man von diesem Heft nicht erwarten. Eines ist "Fräulein Rühr-Mich-Nicht-An" jedoch in jedem Fall: Ein hochinteressanter Comic, der zeigt, was das Medium zu leisten im Stande ist. Also genau richtig für den Gratis-Comic-Tag.

Fazit:
Die harmlos-elegant wirkenden Zeichnungen und die brutale und schonungslose Geschichte ergeben in Kombination eine merkwürdige Spannung, der sich nicht jeder Leser aussetzen wollen wird. Aber hochinteressant ist das Heft in jedem Fall.

Fräulein Rühr-Mich-Nicht-An: Die Jungfrau im Freudenhaus - Gratis-Comic-Tag 2012 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Fräulein Rühr-Mich-Nicht-An: Die Jungfrau im Freudenhaus - Gratis-Comic-Tag 2012

Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Reprodukt

Preis:
€ 0,00

48 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Die Gegensätzlichkeit von harmlos anmutenden Zeichnungen und brutal-erbarmungsloser Geschichte ergibt eine höchst interessante Spannung...
  • Die Krimihandlung ist spannend
  • Die Charaktere sind gut ausgestaltet
Negativ aufgefallen
  • ... der sich aber nicht jeder Leser aussetzen wollen wird
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(3 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 12.05.2012
Kategorie: Gratis Comic Tag 2012
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