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Comic-Besprechung - The Unwritten oder das wirkliche Leben 3

Geschichten:

The Unwritten oder das wirkliche Leben 3: Ein Toter klopft an
Autor
: Mike Carey
Zeichner: Peter Gross
Inker (bei "Die vielen Leben der Lizzie Hexam"): Ryan Kelly
Colorist: Chris Chuckry, Jeanne McGee



Story:
Tommy Taylor ist auf der Flucht, wobei er von dem Journalisten Savoy und der geheimnisvollen Lizzie Hexam begleitet wird. Zu aller Erstaunen wird ein neuer Roman von Tommys Vater angekündigt. Doch dieser ist eine Fälschung, die von der geheimnisvollen Organisation lanciert wird, um den verschwundenen Autor herbeizulocken. Auch Tommy entschliesst sich, sein Versteck zu verlassen. Zu wichtig ist ihm ein klärendes Gespräch mit seinem Vater. Doch die Killer warten schon.

Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Das ganze Leben besteht aus individuellen Geschichten wie es auch in dem schönen Vorwort von Steven Hall deutlich gemacht wird. Erinnerungen sind selten komplett in jeglichen Zusammenhängen abrufbar. Vielmehr  bilden einzelne Erfahrungen in Form von Geschichten und Episoden zentrale und exemplarische Aspekte der Erinnerung. So steht oftmals eine gewisse Begebenheit exemplarisch für eine Summe von Erfahrungen. Etwa wenn ein bestimmtes Stauerlebnis künftig für alle anderen Erzählungen von Staus herhalten muss. Der Mensch besteht also zu einem guten Teil aus Geschichten. Diese werden auch durch die Fiktion genährt und beeinflusst. Viele Geschichten können ein Individuum beeinflussen und sogar das Leben verändern. Die relativ neu errichtete Bibliotherapie etwa verbindet Psychotherapie mit der Lektüre von Büchern und ermöglicht so dem Patienten, seine Schwierigkeiten in Worte zu fassen oder sogar Lösungsansätze zu finden. Alles dieses wird in der genialen Serie The Unwritten hervorragend herausgearbeitet. Hier werden die Geschichten real und Literatur ist nicht nur Hilfe, sondern auch Bedrohung. Da kann ein Mann alles fiktiv werden lassen (und dadurch verschwinden Gegenstände) und jemand anderes kann in Geschichten einsteigen. Die Macht von Geschichten ist also das zentrale Thema der ganzen Serie The Unwritten.

Wenn man nun einen der zentralen Bestandteile der Postmoderne nimmt, nämlich das alles ein Zitat ist, so ist The Unwritten das Comicbeispiel par excellence für die Postmoderne. Hier ist nämlich wirklich alles Zitat. Die Postmoderne behauptete, dass es nicht Neues mehr gibt und schon alles erzählt worden ist. Alles neu erscheinende wäre nur eine Variation von etwas, was es schon einmal gab. So ist es auch hier. Was nicht heißen soll, dass es schlecht wäre. Ganz im Gegenteil. Allein schon die Thematisierung dessen hebt den dritten Band und die Serie über den Durchschnitt empor,  der altbekannte Muster als etwas Neues verkaufen will. So sieht etwa der Vampir sehr demjenigen aus Nosferatu ähnlich und die Verweise auf Harry Potter und dem damit verbundenen gesellschaftlichen Phänomen sind überdeutlich. Aber auch Dickens, Melville, Poe und andere Autoren und deren Werk kommen hier vor.

Im Grunde ist der dritte Band Ein Toter klopft an eine einzige Reise und nichts ist definitiv. Letzteres frustriert etwas, da man wie die Hauptperson nie eine konkrete Antwort bekommt, aber andererseits hält das den Leser bei der Stange und erhöht enorm die Spannung. Paradoxerweise werden bei manchen Aspekten der Serie Schlußpunkte gesetzt, aber es kommt in diesen Handlungssträngen dennoch nichts zum Stillstand. Manche Figuren verlassen zwar schockierenderweise die Serie, aber dennoch ist die Handlung in Bezug auf sie nicht zu Ende, denn deren dramaturgische Funktion geht auf andere Charaktere über.

Geschickterweise wird deutlich gemacht, wie sehr der Leser selber eine Geschichte beim Lesen konstruiert, da ein Kapitel in diesem Band vom Leser abhängig ist. Der Leser entscheidet an manchen Textstellen, wie es weitergehen soll und springt zwischen den einzelnen Seiten umher. Je nachdem, für welchen Aspekt er sich an einem Seitenende entschieden hat. Das ändert allerdings wenig an der eigentlichen Handlung, schließlich muss auch dieses Kapitel in das Gesamtkonzept der Serie passen, aber man kann die Charaktere etwas verändern. Aber nur leicht. Schade nur, dass alle Entscheidungen des Lesers doch zu einem festgeschriebenen Ende des Kapitels führen.

Auch auf der graphischen Ebene ist der Band sehr ansprechend und besitzt viele kleine feine Ideen, wobei eine eher flächigere Gestaltung überwiegt. Das zentrale Thema des Bandes spiegelt sich auch in den Zeichnungen wieder: die Story, die Geschichte ist der eindeutige Primat. Alles andere muss dahinter zurückstehen.



Fazit:
Eine geniale Serie geht in die sehnlichst erwartete Fortsetzung. Spannung, ein hohes Tempo und raffinierte Wendungen können den Leser fesseln. Manchmal ist es zwar etwas frustrierend, dass viele Antworten immer noch nicht gegeben werden, aber dieser postmoderne Comic schildert schön den Einfluss von Geschichten auf die Menschen.

The Unwritten oder das wirkliche Leben 3 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

The Unwritten oder das wirkliche Leben 3

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 16,95

ISBN 10:
3862012921

ISBN 13:
978-3862012923

148 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Anspielungen
  • Tempo und Spannung
  • postmodernes Prinzip
Negativ aufgefallen
  • Antworten werden immer noch nicht gegeben
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
3
(3 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 02.06.2012
Kategorie: The Unwritten oder das wirkliche Leben
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