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Comic-Besprechung - Kim Luna 1: Der Fluch des Wiedertäufers

Geschichten:

Kim Luna 1: Der Fluch des Wiedertäufers
Autor
, Zeichner, Colorist: Dietmar Krüger



Story:
Kim Luna ist eine Parapsychologin, die in Münster die führende Kraft eines Labors für übersinnliche Phänomene ist. Als in der Stadt mehrere Ratsherren ermordet werden, muss Kim entdecken, dass offensichtlich ein Geist für die Morde verantwortlich ist. Und das ist niemand geringeres als einer der im Mittelalter hingerichteten Wiedertäufer. Wie will Kim diesen rachsüchtigen Geist bloß aufhalten?

Meinung:

Mit Der Fluch des Wiedertäufers legt Dietmar Krüger den ersten Band einer neuen Serie vor, die nicht nur eine neue Heldin einführt, sondern der auch gleichzeitig Krügers Debüt als Comicautor darstellt. Krüger hat zwar bislang schon einige Comicstrips gestaltet, aber der vorliegende Band ist sein erstes Album, das in kompletter Eigenregie gestaltet wurde. Den Hintergrund als Illustrator merkt man Krüger dabei deutlich an, da die Zeichnungen sehr flächendeckend sind und ihm freie Stellen offenbar ein Graus sind. Da wird wirklich jeder Platz genutzt und man findet so gut wie keine einzige weiße Fläche. Das ist natürlich nichts schlechtes, wenn denn manche Panel nicht so flächig koloriert worden wären und dadurch nicht immer viel Abwechslung bieten. Die Dialoge sind auch nicht immer sonderlich flüssig und wirken stellenweise noch etwas sehr bemüht. Manche vermeintlich lustigen Sätze sind auch nicht unbedingt komisch und in der jeweiligen Situation unangemessen. Etwa wenn während des ersten Kampfes gegen den Geist ständig Witze gerissen werden. Auch die Panelführung ist nicht immer gelungen, da so die Dialogsequenzen etwas durcheinander geraten.

Alle genannten Aspekte kann man jetzt durchaus den Kinderkrankheiten eines Debüts zuschreiben. Da Krüger als Illustrator gut im Geschäft ist, muss er nicht mehr seinen Stil finden. Aber eine gewisse Textsicherheit und eine eigene Handschrift ist noch in Entwicklung. Denn die Heldin hat durchaus Potential. Kim und Struppi, entschuldigung: Kim und ihre Töle Lovecraft bringen nämlich den Pulp nach Münster. Allein schon der Name des Hundes ist ein deutlicher Wegweiser: schließlich ist er nach einem Großmeister der Pulpliteratur benannt. Auch das, was Lovecrafts Werke ausmacht, kommt hier vor: kosmisches Grauen und Horror. Allerdings weit weniger gruselig als in den Vorläufern, da doch ein sehr lockerer Tonfall vorherrscht. Die angepeilte Richtung wird durch viele Zitate untermauert: die freche Parapsycholgin scheint ihren menschlichen Sidekick optisch aus einem Scooby Doo-Cartoon entnommen zu haben, als Lektüre liegen auf diversen Tischen nicht nur Perry Rhodan-Hefte, sondern auch alte Zack-Ausgaben, sowie eine Godzilla-Spielzeugfigur. Star Trek wird auch munter zitiert.

Der Wahlmünsteraner Krüger nutzt mit seinem Debüt eines der wenigen historischen Male, in denen Münster auf der Bühne der Weltgeschichte zugegen war: die Herrschaft der Wiedertäufer. Diese Sekte wollte in Münster ein neues Jerusalem schaffen und lehnte die katholische Kirche und viele ihrer Dogmen ab. Aber da Macht schon immer verführerisch war, entstand in der Stadt allmählich eine Schreckensherrschaft und die führenden Wiedertäufer liessen Gegner ermoden und begannen, sich die Taschen zu füllen und mehrere Ehefrauen zu nehmen. Aber allein schon durch die ketzerischen Ideen war die katholische Kirche ein Gegner dieser Bewegung und nach längerer Belagerung konnte der Bischof Waldeck 1536 schließlich die Stadt Münster erobern. Die drei führenden Wiedertäufer wurden hingerichtet und deren Überreste in Käfigen an den Lambertikirchturm gehängt. Die Repliken der Käfige hängen übrigens bis heute da und sind ein beliebtes Fotomotiv.

Krüger nutzt den historischen Hintergrund aber nur als Aufhänger und als ein weiteres Stück aus dem Fundus des Lokalkolorits. Mit der Tatsache, dass es ein Wiedertäufer ist, hat der Inhalt des Abenteuers dann nämlich recht wenig zu tun. Es gibt viel Münsterflair, aber der Wiedertäufer Bokelson ist im Grunde nur ein Aufhänger. Ein beliebiger anderer Geist wäre auch möglich gewesen. Aber es reiht sich in die Lokalgeschichte ein. Das mittelalterliche Sendschwert wurde vor ein paar Jahren wirklich gestohlen und hier wird eine alternative Erklärung für den Raub gegeben. Aber auch die Tatort-Ermittler Münsters kommen als Gaststars hier vor. Wenngleich bei dem Kommissar schon sehr genau hinsehen muss.

Ansonsten ist die Story deutlich für etwas jüngere Leser gedacht. Der Horror hält sich arg in Grenzen und auch die Morde sind nie zu sehen. Von denen erfährt man nur im Dialog. Stattdessen gibt es viel Charme, Tempo und Witz. Manche Dialoge richten sich da auch an jüngere, aber auch für ältere gibt es einige schöne Einfälle, wenn etwa die Heldin Morgenlatschen mit High Heels hat. Die Story hat noch einige Lücken und ist insgesamt noch etwas unausgegoren, aber die Heldin hat im Verbund mit dem Setting durchaus Potential.



Fazit:
Leichte Schwächen im Plot werden durch Tempo und Charme wett gemacht. Schade, dass aus der historischen Figur nicht so viel gemacht wird, wie es potentiell möglich gewesen wäre. Mit viel Lokalkolorit ausgestatteter Band, der eine erfrischende Heldin einführt, die sich deutlich an etwas jüngere Leser richtet. Hoffentlich sind etwaige Folgebände dann etwas straffer und logischer erzählt.

Kim Luna 1: Der Fluch des Wiedertäufers - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Kim Luna 1: Der Fluch des Wiedertäufers

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Epsilon Verlag Mark O. Fischer

Preis:
€ 12,50

ISBN 10:
3866931557

ISBN 13:
978-3866931558

52 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Lokalkolorit
  • Charme, Tempo, Witz
Negativ aufgefallen
  • Dialoge
  • aus der Historie wird nicht viel gemacht
  • Manche Lücken in der Story
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 30.04.2012
Kategorie: Kim Luna
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