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Comic-Besprechung - American Vampire 3

Geschichten:
American Vampire 12 - 18
Autor:
Scott Snyder
Zeichner: Rafael Albuquerque, Danijel Žeželj
Farben: Dave McCaig


Story:
Pearls und Henrys Beziehung befindet sich in einer Krise. Inzwischen ist er zu alt, um ihr weiterhin beizustehen, seien es die Vampirjäger von den Vasallen des Morgensterns oder andere Vampirrassen. Aber er ist auch alt genug, um zu wissen, dass ihre Beziehung ohne seine Verwandlung nicht lange von Bestand sein wird. Ausgerechnet die Vampirjäger nutzen seine Schwäche aus und bieten ihm an bei einem Einsatz im Pazifik teilzunehmen. Es gilt eine von Vampiren verseuchte Insel zu säubern und zwar während einer Offensive der Amerikaner. Was sie nicht ahnen ist, dass sich ausgerechnet Skinner Sweet an ihre Fersen heftet. Und was sie alle nicht ahnen, die Japaner haben den Status Quo auf der Insel auf irgendeine (tödliche) Weise verändert. Jetzt haben sie es nicht mehr mit einem kleinen Nest der blindwütigen Kreaturen zu tun, sondern einer ganzen Armee von Blutsaugern.


Meinung:
Die Geschichte schreitet voran. Die Jahre ziehen vorüber, die Welt verändert sich. Doch das Erdenrund beherbergt Kreaturen, für die Zeit keine Bedeutung hat. Düstere Kreaturen, wie den Vampir Skinner Sweet. Aber auch solche, wie Pearl Jones, die lieber ein zurückgezogenes Leben mit ihrem geliebten Henry führen will. Trotz ihrer wahrscheinlichen Unsterblichkeit hat sie dennoch die Zeit gegen sich. Nicht an ihr zehrt sie, sondern an ihrem Mann Henry. Während sie jung und schön bleibt, altert er zusehends. Nicht lang und diese Situation führt zu ersten Problemen und zu einer zunehmenden Entfremdung des Paares, welches schon so viel erdulden und erleiden musste. Dies ist dann erst der Auftakt zu einer in Blut getränkten Episode, die vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges spielt.

Zuerst macht Scott Snyder zusammen mit Danijel Žeželj einen kleinen Abstecher in den Wilden Westen. Den Wilden Westen? Kam man da nicht gerade her? Er hat überlebt, allerdings in etwas trauriger Form. Magere Wild West-Shows erhalten ihn am Leben, jedoch nicht so wie er war, sondern die verklärte, durch die rosarote Brille betrachtete Version. Skinner Sweet ist davon weniger begeistert, insbesondere als er einer alten Bekannten ansichtig wird und erfährt, dass sie ihn damals an den Sheriff verriet. Nett anzusehen, wie er danach die Theatergruppe aus ehemaligen Western-Größen aufmischt. Überzeugend dagegen nicht so ganz, was allein das stimmungsvolle, melancholische Ende wieder etwas herausholt. Auf die Handlung, die eindeutig außerhalb der üblichen Handlungsbögen steht, kommt es auch gar nicht so an. Vielmehr auf die Grundstimmung, die mit Skinner Sweets Vergangenheit und seiner Zeit abschließt und ihn frei macht für das kommende Jahrhundert.

Wie beim letzten Mal zieht er sich aber zunächst in den Hintergrund zurück. Dafür bekommt Henry etwas mehr Bühnenzeit. Seit der ersten Ausgabe ist er um einiges älter geworden und plagt sich dementsprechend mit einigen Sorgen. Zu alt, um es sich selbst und vielleicht seiner Geliebten noch einmal beweisen zu können, empfangen ihn ausgerechnet die Vasallen des Morgensterns mit offenen Armen. Fast jedenfalls. Zumindest findet er sich auf einem Schiff gen Taipan wieder, um die Insel von einer Vampirplage zu säubern. Sein Wunsch, am Kampf gegen das Böse teilzunehmen, wird erfüllt. Dabei ist es nicht das, wonach er sucht.

Das Finden wird er aber nicht mehr vermeiden können. Denn nicht nur sitzt ihm plötzlich ein alter Bekannter mit einem Faible für Zuckerstangen im Nacken, er hat auch eine vampirverseuchte Insel vor sich. American Vampire 3 tritt mit seinem Ghost War-Zyklus richtig auf das Gas und zeigt all die Stärken des Comics. War die letzte Ausgabe etwas beschaulich, geht es jetzt wieder los. Scott Snyder und Rafael Albuquerque in Höchstform.

Fangen wir bei den Bildern an. Sie sind mal wieder exzellent. Dynamisch, abwechslungsreich und herrlich düster und schmutzig. Albuquerque variiert seinen Stil subtil, aber gekonnt. Gerade der direkte Vergleich mit den vorherigen Bänden ist da ein kleiner Augenöffner. Er weiß genau, wie er seine Stilmittel einsetzen muss und auf welche Weise seine Zeichnungen der Geschichte am besten dienen. Um Danijel Žeželj, der das erste Kapitel mit seinen Bildern beehrte, tut es einen fast etwas Leid. Im Vergleich wirken seine Charaktere hölzern, auch wenn er manche schönen Schwarz/Weiss-Kontraste hinbekommt, die an Frank Miller erinnern, ohne dessen Klobigkeit. Albuquerque bleibt allerdings der unbestrittene Zeichner-Star von American Vampire und der Tag an dem er seinen Hut zieht, wird ein trauriger sein für die Serie. Allein er holt schon mächtig viel raus aus der geradlinig erzählten Ghost War-Story. Skinner Sweet ist ein grausames Raubtier und nicht selten sieht man in seinen Augen einen bestialischen Wahnsinn glitzern. Kaum zu glauben, dass er einmal ein Mensch war. Und auch sonst lässt seine Darstellung der vampirverpesteten Insel keine Wünsche offen. Dort hat sich eine Brut eingenistet an der selbst Skinner seine Zähne ausbeißen könnte.

Womit wir schon bei der Geschichte wären. Denn soweit man erfährt lebten die Insulaner mit den Vampiren bisher in einem relativ stabilen Gleichgewicht. Irgendetwas hat dieses jedoch aus dem Lot gebracht. Ausgerechnet dann, wenn die große Offensive der Amerikaner beginnt und sich die Insel in ein Wespennest verwandelt. Es brodelt an allen Fronten und zwar nicht nur auf dem kleinen Eiland, sondern ebenso in der Heimat – wo Pearl gerade herausgefunden hat, wohin ihr Henry verschwunden ist – sowie innerhalb des kleinen Einsatztrupps. Im Grunde liegen Henrys Interessen gänzlich entgegengesetzt zu denen seiner Mitstreiter. Schließlich ist die Liebe seines Lebens eine Vampirin, während alle anderen es sich zur Lebensaufgabe machten genau diese Ausgeburten restlos von der Erde zu tilgen. Viel schlimmer ist aber, dass sich ausgerechnet der erste Vertreter der neuen Vampirrasse in ihre Mitte gemischt hat.

Spannend, spannend und tödlich zugleich. Nach dem Prinzip „Zehn kleine Jägermeister“ wird die Gruppe Mann für Mann dezimiert und alles wirbelt auf einen fulminanten Höhepunkt zu, als dann auch noch Pearl auf der Insel landet. Die Konfrontation mit Skinner scheint unausweichlich. Es sei denn, sie überleben die finsteren Pläne der Japaner. Geradlinig und täuschend einfach ist die Geschichte angelegt, beherbergt aber soviel mehr. Die Konflikte der Charaktere sind es schließlich aber, die den Leser vollkommen einnehmen werden. Nur wenige der Beteiligten bleiben konturlos. Packend erzählt und spannend bis zum Schluss. Snyder hat hier nach dem ersten Band wieder ein echtes Goldstück abgeliefert.

Ein wenig Kanten bleiben, was hauptsächlich Rafael Albuquerque anzukreiden ist. Ja, richtig gehört. Gerade über den Klee gelobt und dann doch verantwortlich für ein paar Ungereimtheiten. Leider vergisst er ob seiner schönen Zeichnungen manch kleinere Details. Wie zum Beispiel den Fakt, dass der Anführer des kleinen Stosstrupps eine Armprothese hat, nachdem er sich einst selbst den Arm amputierte (er war dort von einem Vampir gebissen worden). Erstaunlicherweise scheint sein Arm im Laufe der Handlung zu vergessen, dass er nicht mehr echt ist und kann Dinge, die eigentlich nur ein echter Arm kann. Zum Schluss hat Albuquerque dann den unechten Arm komplett vergessen und ihn wieder zu einem echten/lebendigen gemacht. Außerdem ist fraglich, wie Henry Skinners Puls und Atemrhythmus beobachten konnte, wenn zwischen ihnen eine Wand lag. Aber allein schon die Tatsache, dass er es konnte, lässt automatisch eine fragende Augenbraue hochgehen.

Trotz dessen kann der Gesamteindruck von American Vampire 3 dadurch kaum getrübt werden. Kleine Fehler können den Rest auch manchmal stärker erstrahlen lassen. Nichts ist langweiliger als Ebenmäßigkeit und perfekte Harmonie. Und langweilig ist der Comic ganz und gar nicht ... (Entschuldigung, falls die Floskel in einer anderen Rezension schon einmal gefallen sein sollte).


Fazit:
American Vampire mal wieder in Top-Form. Ghost War ist eine temporeiche und spannende Geschichte vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges. Scott Snyders Vampir-Epos ist das unterhaltsamste, was es derzeit auf dem mit Blutsaugern reichlich übersättigten Markt gibt. Schon jetzt ein moderner Klassiker. Weiter so!

American Vampire 3 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

American Vampire 3

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 19,95

ISBN 13:
978-3-86201-290-9

164 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • geradlinige und spannende Geschichte
  • konfliktbeladene Charaktere
  • blutige Action mit Klauen und Zähnen
  • unnachahmlicher Albuquerque
Negativ aufgefallen
  • kleinere Unachtsamkeiten bei den Zeichnungen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
Du kannst diesen Comic hier benoten.

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Rezension vom: 22.04.2012
Kategorie: American Vampire
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