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Comic-Besprechung - Koma 1: Die Stimme der Schlote

Geschichten:
Koma 1 – La Voix des Cheminées
Text:
Pierre Wazem
Zeichner: Frederik Peeters
Farben: Albertine Ralenti


Story:
Die putzige kleine Addidas hat ein schwerwiegendes Problem. Nicht, dass sie ihrem Vater in einer Stadt voller Schornsteine bei seiner Arbeit als Schornsteinfeger zur Hand gehen muss ... Nein, die Arbeit macht ihr Freude. Sondern ist es der einfache Umstand, dass sie immer wieder in Ohnmacht fällt und dabei von seltsamen Kreaturen träumt, die unter der Stadt an riesigen Maschinen arbeiten. Ihr Vater weiß sich nicht zu helfen und tingelt von einem Arzt zum anderen. Als ein Spezialist seine Hilfe anbietet, kommt sogleich die nächste Schwierigkeit. Woher das Geld für die Behandlung nehmen? Die Verzweiflung nimmt natürlich auch die kleine Addidas wahr und versucht ihrem Vater zu helfen. Dabei muss sie sich nicht nur ruppiger Konkurrenten erwehren, sondern findet sich plötzlich im weitverzweigten Rohrnetz  der Schornsteine wieder und trifft dort auf jemanden, den sie bisher nur aus ihren Träumen kannte.


Meinung:
Die Stadt der tausend Schornsteine. Diesen Titel hatte sich Londen im vorletzten Jahrhundert redlich verdient. Diesen Rang dürfte ihr allerdings die Heimat der kleinen Addidas (aber nicht wie die Schuhe) gehörig streitig machen. Aus jedem Winkel sprießen die Schlote und Schornsteine, ihr Rauch färbt den Himmel, da ist es nur natürlich, wenn Addidas die eifrige Tochter eines Schornsteinfegers ist. Und die Geschichte wäre natürlich wenig anrührend, wenn das kleine Mädchen a) unsympathisch und/oder b) ihr Vater unumstritten erfolgreich in seinem Beruf wäre. Weder das eine, noch das andere ist der Fall und der Leser schließt die Heroine vom ersten Moment an in sein  Herz

Ein klein bisschen Sorgen machen muss man sich um die Kleine. Regelmäßig fällt sie in eine Art Ohnmacht in der sie dann von seltsamen Wesen unterhalb der Städte träumt, die an großen Maschinen arbeiten. Von denen eines so seine eigenen Probleme zu haben scheint. Mit ihrem Vater tingelt sie von Arzt zu Arzt und ein Spezialist kann ihr sogar etwas Hilfe anbieten, aber die kostet eben. Geld welches Addidas Vater nicht hat. Als Schornsteinfeger in einer Stadt voller Schornsteine keine Kohle??? Die Konkurrenz ist halt groß und kaum lässt man mal die Arbeit schleifen, findet man beim nächsten Mal auch schon einen „netten“ Kollegen vor, der einem die Arbeit und damit natürlich den Lohn abnimmt. Oh ja, Sorgen gibt es genug.

Die Charaktere von Koma, allen voran die kleine Addidas, sind alle (natürlich bis auf die Bösen) sofort ins Herz zu schließen. Man merkt gleich sie ist etwas besonderes, insbesondere wenn sich herausstellt, dass ihre Komaträume mehr bedeuten, als es den Anschein hat. Mit wenigen Mitteln gelingt es Pierre Wazem die einzelnen Persönlichkeiten herauszuarbeiten. Dabei geht er ziemlich geradlinig vor, so dass die Rollenverteilungen schnell klar sind. Eine absolute Wild-Card sind höchstens die Untergrundwesen. Aber selbst bei denen wird schnell zwischen den vertreibenden „Bösen“ und dem armen vertriebenen „Guten“ unterschieden. Die Dynamik hängt also komplett von der Entwicklung der weiteren Geschichte ab, während große Verwicklungen bei den Charakteren erst einmal nicht zu erwarten sind. Vielleicht das absehbar größte Manko des Bandes, aber eventuell dreht sich da das Steuer nochmals um einige Grade.

Auf der anderen Seite gibt es aufgrund der Geradlinigkeit kaum etwas zu Koma anzumerken. Entweder es gefällt einem das Thema, das Setting und die Figuren, oder eben nicht. Dementsprechend fehlen die hochemotionalen Momente, die den Comic aus der Masse herausheben. Dafür müssen, wie gesagt, bisher allein die Kulisse und das Geheimnis hinter den Wesen unter der Stadt herhalten. Das kann nach hinten losgehen. Koma weckt jedoch genug Interesse, so dass man gerne für die weiteren Bände mit dabei ist. Da sollte dann aber auch die (mal nur hier so genannte) Unterstadt einen größeren Rahmen bekommen und deren Verwicklungen und Querverbindungen mit der Oberstadt stärker hervorgehoben werden, soweit vorhanden. Das wissen bisher lediglich die Macher ... und die von Reprodukt ... und selbstverständlich die französischen Leser (der erste Band ist satte neun Jahre alt).

Zur von den Figuren ausgehenden Sympathie tragen auch Frederik Peeters Zeichnungen bei, der Addidas mit großen Kulleraugen zeichnet, gegen die selbst der gestiefelte Kater in dem Kinofilm Shrek nicht viel ausrichten könnte. Der vielseitige Peeters fühlt sich in seinem Stil sehr sicher und er weiß sichtlich mit seinem Stift umzugehen, soviel ist zu erkennen. Er ist eigenständig und interessant genug, dass man die Bilder immer wieder gerne betrachtet, auch wenn große Wow-Momente ausbleiben. Da ergeben sich Gemeinsamkeiten zur Erzählung. Kleinen Details wird ihre Aufmerksamkeit geschenkt und zumeist werden Bildvordergrund und -hintergrund gleichrangig betont, was alles sehr harmonisch macht und die Figuren gut in diese seltsame Stadt einbettet. Dadurch gewinnt diese viel mehr Plastizität und kommt trotz ihres überindustrialisierten Eindrucks sehr natürlich rüber. Wohnen möchte man dort trotzdem nicht, denn enger geht es wohl nur bei den von Marc-Antoine Mathieu realisierten Abenteuern um Julius Corentin Acquefaques zu.

Unterm Strich ist Koma ein Comic, bei dem man wirklich erst einmal reinschauen muss. Bei Reprodukt findet sich dazu eine achtseitige Leseprobe für genau diesen Zweck. Ein Erfolg bei den Lesern wäre der netten Addidas zu gönnen.


Fazit:
Die beiden Schweizer Wazem und Peeters haben in Koma sympathische Charaktere geschaffen, die sofort ins Herz geschlossen werden. Hauptsächlich lebt die Geschichte allerdings von dem Geheimnis um die kleine Addidas und die Wesen aus der Tiefe.  Kommt da in den nächsten Bänden nicht mehr nach, könnte alles recht schnell langweilig werden. Bis dato weiß die Handlung allerdings zu unterhalten und man bleibt gespannt, wie sich alles Weitere entfaltet. Also ruhig Blick riskieren.


Koma 1: Die Stimme der Schlote - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Koma 1: Die Stimme der Schlote

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Reprodukt

Preis:
€ 12,00

ISBN 13:
978-3-941099-968

48 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • sympathische Charaktere
  • schöne Zeichnungen
Negativ aufgefallen
  • Geradlinigkeit könnte langweilig werden
  • kaum Höhepunkte
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 20.03.2012
Kategorie: Alben
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