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Comic-Besprechung - Robert Jordan - Der Neue Frühling

Geschichten:

Robert Jordan’s The Wheel of Time: New Spring 1 - 8

Autor: Robert Jordan
Adaption: Chuck Dixon
Zeichner: Mike Miller, Harvey Tolibao, Joseph Cooper
Farben: Etienne St. Laurent, Kieran Oates



Story:
Die Weiße Burg ist in hellem Aufruhr. Nicht weil sie kurz vor einer Belagerung durch die kriegerischen Aiel stand, sondern weil durch eine Vision die Geburt des Wiedergeborenen Drachen verkündet wurde. Einem Mann, der wie die Frauen der Weißen Burg die Eine Macht lenken kann und die Welt an den Abgrund führen wird, in den Endkampf mit dem Dunklen König. Er kann Erlösung bringen oder das Ende einläuten. Denn seine Kraft trägt einen Makel, der ihn in den Wahnsinn führen kann. Darum müssen die Aes Sedai das Kind finden und unter ihre Kontrolle bringen. Die Aufgenommenen Siuan Sanche und Moirane Damodred sollen Listen mit Neugeborenen erstellen, verfolgen dabei jedoch eigene Ziele. Sie wissen, dass die Weiße Burg nicht unbedingt der richtige Aufenthaltsort für den Drachen wäre. Sie beginnen auf eigene Faust zu handeln und stoßen Ereignisse in Gang, die die Welt des Rads der Zeit für immer verändern werden.


Meinung:
Eine undankbare Aufgabe, so eine Romanadaption. Chuck Dixon ist eines der Urgesteine der amerikanischen Comic-Szene und war bereits für fast jeden der größeren Verlage tätig. Ihm oblag die Umsetzung des Bestsellers Das Rad der Zeit von dem inzwischen verstorbenen Autor Robert Jordan. Jordan erschuf mit seinen elf mehrere hundert Seiten starken Romanen (das Finale ab Band 12 wurde in Brandon Sandersons Hände gelegt) eine sehr reichhaltige, vielseitige und komplexe Welt. Wie so oft bei Fantasy kann auch Das Rad der Zeit die Anleihen bei J. R. R. Tolkiens Herr der Ringe nicht verbergen, entwuchs jedoch recht zeitig aus dem Schatten. Auch weil Robert Jordan viele Details der verschiedenen Kulturen innerhalb der Welt des Rads der Zeit genau ausarbeitete und darstellte. So entstand ein vielfarbiger Teppich, der neben der epischen Hauptgeschichte einen wesentlichen Reiz des Weltenentwurfes ausmacht.

All dies durch einen schmalen Trichter zu pressen, um es für die Seiten eines Comic anzupassen, gelingt vermutlich nur, wenn man die zugrunde liegende Geschichte umdenkt und an das neue Medium anpasst. Chuck Dixon hat damit so seine Schwierigkeiten und formt den Stoff nicht um, um ihn der Dramaturgie eines Comics anzupassen. Dementsprechend leidet bereits die Spannung unter dieser unreflektierten Übernahme. Oft ist einem nicht bewusst, warum man in einer Szene mitfiebern soll. Sie sind zwar mit Bedeutung aufgeladen, für den Leser fehlt jedoch das Ziel oder die Relevanz des Geschehens.

Was wiederum auch mit dem zweiten Fakt zu tun hat. Man wird in diese Welt geworfen, ohne Anleitung oder Führer. Viele Begrifflichkeiten oder Zusammenhänge ergeben sich nicht so einfach und selbst der Glossar (der im Grunde sogar äußerst nötig ist) deckt nicht alle auftauchenden Fragen ab. Man durchschaut das ganze Konstrukt nicht, da man bereits mitten hinein gesetzt wird. Es hätte bei weitem bessere Einstiegspunkte in die Fantasy-Serie gegeben. Zwar spielt der Roman Der Neue Frühling vor den Ereignissen des ersten Rad der Zeit-Romans, erschien jedoch erst, als die Serie bereits einige Jahre lief und man die Welt des Rades bereits kannte.

Passender wäre eine Umsetzung (beziehungsweise Veröffentlichung, da bereits in den U.S.A. entstanden) des ersten Bandes der Reihe Das Auge der Welt gewesen. Dort haben die Hauptfiguren nicht sehr viel mehr Ahnung von der Welt, die sie umgibt, wie der Leser selbst. Und je mehr offenbart wird, die Charakter wachsen, desto mehr liest man sich in den Epos hinein, versteht Zusammenhänge und erkundet die Geschichte der vielen Nationen des Rads der Zeit. Dieser Aspekt fehlt in Der Neue Frühling nahezu völlig.

Dafür beginnt es gleich mit der Schlacht des Wüstenvolkes der Aiel gegen den westlichen Kontinent, nachdem sie ihre Wüste über die Bergkette genannt das Rückrad der Welt verließen. Trotz oder gerade wegen ihrer spartanischen Ausrüstung und ihres von einem strengen Ehrenkodex geprägten Lebens hat ihnen kaum eine Armee etwas entgegen zu setzen, weshalb sie tief in das so fruchtbare Land vorstoßen können. Bis nach Tar Valon, wo die Aes Sedai herrschen. Mächtige Magierinnen, die die Eine Macht lenken können und vom Volk teils bewundert, teils gefürchtet werden. Man lernt die Aufgenommenen Siuan Sanche und Moirane Damodred kennen, die mit einer lediglich vordergründig simplen Aufgabe betraut werden. Nachdem sich die Aiel aus unerklärlichen Gründen zurückzogen, sollen sie Listen von Kindern erstellen, die während des Krieges ein Kind gebaren. Grund ist eine Vision der Hüterin der Chronik, die die Wiedergeburt des Drachen verkündete. Einem Mann, der die Eine Macht berühren kann und eine Zeitenwende im Kampf gegen den Dunklen König einläuten wird.

Ein spannender Stoff, wenn man ihn den richtig ausformen würde. Chuck Dixon gelingt dies nur in Ansätzen, wenn sich der erzählerische Nebel etwas lüftet. Für ordentlich Stimmung, die bei einem Fantasy-Stoff nochmals immens wichtiger ist, als bei anderen Genres, weil es das Eintauchen erleichtert, können auch die Zeichnungen nicht sorgen. Mag teils daran liegen, dass das Rad der Zeit schon einige Jahre auf dem Buckel hat und sich bereits viele andere Zeichner davon inspirieren ließen. Dementsprechend findet man eine schöne Bandbreite an guten bis sehr guten Interpretationen von Figuren und Szenen. Da ist es dann schon traurig, wenn beispielsweise die von Mike Miller gestalteten Trollocs (Mischwesen aus Mensch und Tier) aussehen, als würden sie billige Prothesen tragen. Die Darstellung der Ogier tut fast schon weh. Zwar bemüht er sich, die kulturelle Vielfalt des Rads der Zeit darzustellen, es wirkt jedoch alles zu glatt und es fehlt die Lebendigkeit einer fühlbaren Welt. Trotz unterschiedlicher Frisuren hat man bei den Frauen der Weißen Burg seine Mühe die verschiedenen Figuren auseinander zu halten. Lediglich stellenweise blitzen eindeutig individuelle Züge auf, bevor die Gesichter wieder untergehen.

Selbst wenn die etwas zu starren Linien im letzten Kapitel durch einen Zeichnerwechsel durchbrochen werden, hilft dies nicht. Die Zeichnungen wirken zwar stimmungsvoller und stärker in ihrer Umwelt etabliert, Joseph Coopers Charaktere wirken dafür wie zu kurz geratene Kinder oder Jugendliche. So richtig ernst nehmen, kann man sie da nicht mehr. Harvey Tolibao kann das Ruder ebenfalls nicht mehr herumreißen und schließt seine Leistung eher an die von Mike Miller an und gerät dabei noch etwas steifer. Unterm Strich und auch wenn es für die beteiligten Zeichner weh tut, hätte man wirklich passendere Künstler finden können.


Fazit:
Um die Akzeptanz des Comics zur Romanreihe Das Rad der Zeit zu testen, bietet sich Der Neue Frühling nicht gerade an. Weder kann er alle Zusammenhänge aufklären, die dem Leser ein Eintauchen in die Geschichte erleichtern würden, noch kann er den Flair dieser besonderen Fantasywelt einfangen. Die Dramaturgie eines Romans lässt sich eben nicht einfach auf einen Comic übertragen. Die eher mittelmäßigen Zeichner tragen das übrige bei. Man hätte dem Rad der Zeit eine würdigere Adaption gegönnt.


Robert Jordan - Der Neue Frühling - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Robert Jordan - Der Neue Frühling

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 19,95

ISBN 10:
978-3-86201-193-3

ISBN 13:
978-3-86201-193-3

228 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • die lang erwartete Comic-Umsetzung des Rads der Zeit
Negativ aufgefallen
  • kein guter Einstieg
  • Besonderheiten des Mediums nicht genutzt
  • laue graphische und erzählerische Umsetzung
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2.5
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 27.12.2011
Kategorie: One Shots
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