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Comic-Besprechung - Die Korsaren der Alkibiades 5: Alètheia

Geschichten:

Les Corsaires d’Alcibiade 5 – Alétheia

Autor: Denis-Pierre Filippi
Zeichner: Éric Liberge
Farben: Denis-Pierre Filippi



Story:

Die von Alkibiades angestrebte Philosophenherrschaft nach dem Vorbild Platons steht kurz vor ihrer Vollendung. England und die U.S.A., die großen Mächte der Zeit, sind beinahe gezwungen in die Knie zu gehen vor der technologischen Hegemonie der Geheimorganisation. Was für die fünf Freunde als eine Arbeit für die Krone begann, wird, indem sie sich gegen ihre einstigen Förderer wenden, plötzlich zu einem Kampf gegen ein die Weltpolitik umwälzendes System. Viele Opfer hat der Kampf schon gefordert und auch jetzt steht wieder viel auf dem Spiel. Als die Luftschiffe der Alkibiades vom Boden abheben, bleibt nicht mehr viel Zeit, um das Schlimmste zu verhindern. Die Zukunft der Menschheit hängt plötzlich von den Geschicken einer Handvoll Menschen ab.



Meinung:
Man könnte es sich als Rezensent von Die Korsaren der Alkibiades 5 jetzt sehr einfach machen, einfach nur eine Linkliste mit den bisherigen Rezensionen anhängen und es dabei bewenden lassen. Aus ihren Fehlern und Unvollkommenheiten, die man anfangs noch für Startschwierigkeiten hielt, haben die Macher jedenfalls nichts gelernt, sondern haben sich die Scheuklappen aufgezogen und ihr Projekt stur und stramm durchgezogen. Komme was wolle. Leichte Schauer liefen einem jetzt beim Aufschlagen des fünften Bandes gleich zu Anfang über den Rücken, als in den Dankesworten durchscheint, bei dem bisher Abgelieferten handele es sich lediglich um den ersten (!) Zyklus der Abenteurer. Dabei hat man gerade einmal genug Atem mitgebracht, um die Geschichten um Die Korsaren der Alkibiades 1 – 5 verdauen zu können. Und jetzt wird auch noch unter der Hand Nachschlag angedroht? Nur noch ein Minzblättchen? Das Ergebnis wird ähnlich ausfallen, wie in dem bekannten Monthy Phython Film ... zumindest auf geistig-anspruchsvoller Ebene.

Todgeweihten macht man ein „X“ auf die Stirn und lässt die nötige Behandlung lieber Patienten angedeihen, die eine Aussicht auf Rettung haben. Ein solches Zeichen hat sich der Comic wahrlich verdient, auch wenn man zeitweilig (Band 3) noch Hoffnung in ihn setzte. Aber man ist ob des Lesens müde geworden und quält sich ein wenig durch den finalen Band. Jetzt genug der Schwarzmalerei. Warum schafft es auch der letzte Band nicht zu überzeugen?

So schön verwickelte Verschwörungsgeschichten sein können, packen die Macher nahezu alle falschen Hebel an. Denn nachvollziehbar sind die kleinen bis großen Enthüllungen und Verwicklungen in den wirklich seltensten Fällen, erhellend sind sie in nahezu keinem. Statt die Geschichte wie ein Uhrwerk zu konzipieren und immer wieder einzelne Zahnrädchen zu enthüllen, bis man staunend vor dem Gesamtwerk steht, schiebt der Comic seine Handlung träge vor sich her und es gerät zur absoluten Beliebigkeit, welche Wendungen die Geschichte als nächstes nimmt. Auf einmal ist Cynthia ein Handlanger von Alkibiades (seit ca. letztem Band übrigens die Bösen), aber es hätte auch jeder andere Name fallen können, es wäre kaum aufgefallen, geschweige denn hätte es zu Widersprüchen geführt.

Die Protagonisten waren die meiste Zeit des großen Zyklus ohnehin mehr Staffage und entwickelten lediglich rudimentäre Charakteristika, die aber mehr eine schwache Ausrede für interessante Figurenzüge sein sollten und hauptsächlich einer oberflächlichen Unterscheidbarkeit dienten. Letzteres ist bei den Frauen in der Geschichte sowieso gänzlich in die Hose gegangen, da eine wie die andere ist. Unterschiede werden allein über das Äußere bestimmt. Alles also wie gehabt und auch in Sachen Entwicklungszeit werden die Charaktere in Band 5 eindeutig unterfordert. Es wird von einer Situation zur nächsten gehetzt, zwischendurch viel über die Verwicklungen von Alkibiades gerätselt (die Protagonisten haben im Grunde keine anderen Gesprächsthemen) und ihre großen Fähigkeiten im Rätsel lösen äußern sich maximal darin, dass sie eine zuvor offene Tür einfach abschließen. Am Ende ist da selbst der Leser gänzlich unterfordert. Die ungewöhnlichen Situationen an sich und das Geschehen drumherum werden schon ausreichen, um die Figuren dreidimensionaler zu machen, dachten sich da vermutlich die Macher. Funktioniert aber nicht. Da sind sie demselben Irrtum auferlegen, wie einst George Lucas bei seiner Neuauflage von Star Wars (ja, hier wird weit ausgeholt). Ein romantisches Setting macht die Beteiligten noch nicht automatisch zu einem Liebespaar (Padme und Anakin), ebenso sind Schlachtszenen mit fliegenden Schiffen nicht automatisch mit Dramatik verbunden und lassen einen um die Charaktere bangen.

Und während man sich genau diesen finalen Luftkampf Seite für Seite anschaut, denkt man die ganze Zeit: „Boah! Das war in Die Liga der Außergewöhnlichen Gentleman von Alan Moore und Kevin O’Neil aber um Meilen besser.“ Gemein der Vergleich, aber dieses Konkurrenzprodukt würde man in diesem Moment tatsächlich viel, viel, viel, viel lieber lesen. Liberges Kampf mit den fliegenden Schiffen ist ganz einfach uninspiriert, schlecht getimt, fehlerhaft komponiert, unübersichtlich und ist bar jedweder Spannung. Überhaupt passt hier einiges nicht zusammen und so gerät das Finale fast zu einem Musterbeispiel dafür, warum die ganze Serie nicht funktioniert hat. Die Szenen werden ohne einen gedanklichen Faden einfach abgespult und wirken dadurch wie Zufallsschnappschüsse. Peter trennt sich von der Gruppe, die sich gerade von ihren Fesseln befreien konnte. In der nächsten Szene, in der er wieder vorkommt, befindet er sich auf einmal in der Takelage des Hauptluftschiffes und scheint gegen Arhmed zu kämpfen, der im letzten Band eingeführt wurde und in Band fünf an dieser Stelle seinen ersten (!) Auftritt hat. Bitte was ist zwischen diesen beiden Szenen mit Peter passiert? Wie konnte sich die Situation so zuspitzen? Wundert einen überhaupt noch etwas? Warum zum Teufel ist dieser Arhmed eigentlich so wichtig geworden, dass immer wieder in Band 5 von ihm die Sprache ist? Seine Bedeutung kam doch schon im letzten Band nicht heraus.

Und als wären es der Fehler nicht genug, muss man bei der Logik ebenfalls beide Augen zudrücken. Ein Beispiel? Gerne: Der Obermotz von Alkibiades, die altbekannte  Heldentruppe und auch Arhmed sind zusammen auf dem Admiralsluftschiff der Alkibiades und steigen mit einem weiteren Begleitschiff auf in die Lüfte. Sie konfrontieren ein weiteres Luftschiff und zwar eines Guten, womit insgesamt drei Schiffe in der Luft sind. Das Feuer wird eröffnet und die Ereignisse nehmen ihren Lauf, der Luftkampf entbrennt. Auf dem Admiralsschiff versucht der Heldentrupp das Schlimmste zu verhindern, während das Luftschiff der Guten das Begleitschiff von Alkibiades unter Beschuss nimmt und schließlich zerstört. Währenddessen kommt es auf dem Admiralsluftschiff zur Konfrontation zwischen Arhmed und Peter. In diesem Moment wird das Begleitschiff zerstört, Arhmed flieht vom Hauptschiff. Es sind also nur noch zwei Schiffe vorhanden. Zwei Seiten weiter regt sich dann der Obermotz von Alkibiades über Arhmeds schmähliche Flucht auf und sagt „Mit mir an Bord hätte er das nicht gewagt.“. Äh, Moment ... wie war das? Wenn der Obermotz nicht auf dem gleichen Schiff wie die anderen war, hat man doch gerade seine Zerstörung gesehen. Aber die anderen konnten nicht auf dem zerstörten Schiff sein, schließlich hat man die finalen Treffer aus Peters Sicht gesehen, der zusammen mit Arhmed in der Takelage war. War der Obermotz vielleicht auf dem Schiff der Guten? War alles nur ein Traum? Haben Filippi und Liberge ihren eigenen Comic eigentlich nochmals Korrektur gelesen? Oder ... aber ... ach egal.

Man mag es als Kleinigkeiten abtun, doch wird das Lesevergnügen dadurch empfindlich beeinträchtigt. Ebenso wie ähnlich gelagerte geistige Dreher, dass die seltsamen Mischwesen aus Band 3 plötzlich eingesetzt werden, um Taucher unter Wasser zu töten. Wie soll das bitte schön gehen? Das waren doch mehr Affen als Amphibien. Viele unangenehme Fragen ranken sich also um den Comic, um deren Beantwortung man sich jedoch nicht weiter schert. Jede Frage ist letztlich ein weiterer Punkt auf der inzwischen laaaaaaangen Minusliste. Unterm Strich liest sich der Zyklus um Die Korsaren der Alkibiades wie ein How-NOT-to-do! des Comicschaffens.

Man sollte sich also bei der Kaufentscheidung nicht täuschen lassen, hier werden lediglich die Spitzen des Eisberges beschrieben. Zu keinem Zeitpunkt bekommt man ein Gefühl dafür, was wirklich auf dem Spiel steht oder warum einen die Geschichte überhaupt angehen sollte. Da helfen dann auch nicht mehr die Zeichnungen weiter. Anscheinend war der Zeichner seit einer Weile von seiner eigenen, teils computergenerierten Detailliebe ein wenig erschreckt und versteckte einiges davon wieder unter undefinierbaren Schraffuren. Erneut ein Schuss in den Ofen. Denn zum einen ist manches dadurch nahezu unkenntlich geworden, so dass man dem Geschehen nicht folgen kann (was dank des misslungenen Panelaufbaus eh schon schwierig ist). Zum anderen sehen manche der netten Steampunk-Elemente jetzt außerordentlich lieblos aus. Und wer wissen möchte, ob Liberge seinen Fehlern im Artwork treu geblieben ist, für den gibt es jetzt wieder ein herzhaftes Ja! Offene Augen werden wieder fündig werden. Mehr soll zu diesem traurigen Kapitel nicht mehr gesagt werden.

Es bleibt ein Finale, welches den Namen nicht verdient und welches jedwede Dramatik vermissen lässt. Gerade letzteres ist aber ohnehin ein generelles Symptom der ganzen Serie. Vielleicht hat Ehapa ein Erbarmen und lässt es bei diesem einmaligen Rohrkrepierer bewenden. Auf die von den Machern angedrohte Fortsetzung des Zyklus kann man auf dem deutschen Markt gerne verzichten. Es werden sich doch im franko-belgischem Bereich bessere Comics finden lassen?


Fazit:

Eine feine Steampunk-Geschichte hätte man sich von Die Korsaren der Alkibiades erhoffen können, aber die Macher haben alles daran gesetzt, um das gesamte Konzept zu versenken. Einem uninspirierten und lieblosen Auftakt, folgte ein maximal durchwachsener Mittelteil, der in einem lahmen und jedwede Dramatik vermissenden Schluss mündete. Hoffentlich wird die Geschichte ihre Zukunft weiter auf dem Meeresgrund verbringen, an den sie sich selbst befördert hat. Sie gehört zu denen, die lieber in Vergessenheit geraten sollten.



Die Korsaren der Alkibiades 5: Alètheia - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Korsaren der Alkibiades 5: Alètheia

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Egmont Comic Collection

Preis:
€ 13,95

ISBN 13:
978-3-7704-3472-5

56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • die Serie ist endlich vorbei
Negativ aufgefallen
  • uninspirierte und unlogische Handlung
  • schlechte Verschwörungsgeschichte
  • Fehler bei Zeichnungen und Panelstruktur
  • Charaktere, wie Pappfiguren ... und, und, und
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 10.08.2011
Kategorie: Die Korsaren der Alkibiades
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