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Comic-Besprechung - Die Peanuts – Werkausgabe 9 - Tages- und Sonntagsstrips 1967-1968

Geschichten:
Autor: Charles M. Schultz, Zeichner: Charles M. Schultz, Inker: Charles M. Schulz

Story:

314 Seiten randvoll mit den chronologisch geordneten Abenteuern der weltberühmten Vorstadtkids von Charles M. Schultz. Von Charlie Browns vergeblichen Bemühungen am Valentinstag ein Mädchen anzusprechen, über Snoopys Eiskunstlaufeinlagen bis hin zu Linus' Feststellung, dass ein Daumen am besten bei Zimmertemperatur schmeckt.



Meinung:

Der Carlsen-Verlag beweist mit einem weiteren Teil der lückenlos und chronologisch erscheinenden Peanuts-Werkausgabe viel Sinn für Comic-Kultur und präsentiert hier eine neuerliche Großpackung randvoll mit Kindheitsfreuden- und Nöten. Versuche, das Buch an einem Stück durchzulesen werden wohl scheitern; viel besser lässt sich diese großartige Sammlung einzelner Comicstrips häppchenweise goutieren, jeden Abend vor dem Einschlafen, gewissermaßen als Bibel-Ersatz: immer eine kleine Weisheit in Form von vier Panels, in denen der Schmerz und die Freude stecken, die jeder von uns nur allzu gut kennen. Das alles gepaart mit Humor, einem unverwechselbaren Zeichenstil und einem Haufen Charaktere, die man mit der Zeit so gut zu kennen scheint wie die eigene Familie.

"Die Peanuts sind eine Art Lebenseinstellung!", findet auch John Waters, das ehemalige entfant terrible " des amerikanischen Underground-Films, im Vorwort zu dieser Ausgabe. Da stutzt man zunächst, denn Waters ist nicht gerade für familientaugliche Unterhaltung aus dem Kinderprogramm bekannt. Seine Filme sind bevölkert von Freaks, Outlaws, Verbrechern und kranken Hirnen - so ziemlich das Gegenteil der niedlichen, kleinen Peanuts. Wer je gesehen hat, wie am Ende von Waters' skandalösem Frühwerk Pink Flamingos (1972), Hundescheiße goutiert wird, weiß was ich meine! Doch trotz der nur schwer verdaulichen Inhaltsstoffe seiner Filme, wird bei Waters Humor immer sehr groß geschrieben. Immer stellt er sich auch auf die Seite der Benachteiligten, der Underdogs, der von der oberflächlichen Gesellschaft Verlachten. Er hat ein Herz für Loser und macht diese in seinen Filmen zu Helden.

Insofern kann man vor allem die Sympathien zu Charlie Brown gut nachvollziehen, der im Sportunterricht verlacht wird, der als Baseball-Trainer nie ernst genommen wird und der immer Pech hat bei den Mädchen. Bei Waters wäre ein Typ wie Charlie Brown am Ende immer groß rausgekommen, obwohl er ein Weichei ist und von einem Fettnäpfchen ins Nächste stolpert. Denn eigentlich sind diese Problemtypen viel interessanter, als die ewigen Gewinner, die alles richtig machen. Donald Duck war auch schon immer sympathischer als die makellose Micky Maus.

Zur Lieblingsfigur aber erhebt Waters ausgerechnet Lucy, weil diese immer so schön fies und eingebildet ist und die besten Beleidigungen drauf hat ("Ich brüll dich an, wannimmer mir danach ist, wo immer mir danach ist, wie immer mir danach ist, warum immer mir danach ist und so oft mir danach ist!") Auch weil er eine Nichte hatte die ebenfalls Lucy hieß, und deren erstes an ihn gerichtetes Wort "Nein!" war. Charles Schultz wäre vielleicht nicht so stolz gewesen zu erfahren, dass er ausgerechnet jemanden wie John Waters inspiriert hat. Und zum Zeitpunkt der in diesem Band versammelten Strips (1967-1968), so gibt Waters zu, hatte er sich eher mit Timothy Leary auseinandergesetzt als mit den Peanuts. Dennoch schlug tief im Herz des späteren "König des schlechten Geschmacks" ein Herz für die Rasselbande seit ihn das Pfeiffersche Drüsenfieber in jungen Jahren ans Bett gefesselt und ihm seine Mutter ein Sammelband geschenkt hatte. Er konnte sich mit den Depressionen, der Paranoia, den absonderlichen Irrglauben ("Der große Kürbis steigt aus seinem Feld") und der Verzweiflung am Älterwerden perfekt identifizieren. Und so wurde daraus eine bis heute andauernde Liebe für's Leben.

Wenn auch manche der Strips aus heutiger Sicht und in Anbetracht solch rasant und pfiffig erzählter Nachfolger wie z.B. Calvin und Hobbes, etwas brav und bieder erscheinen, sind viele der kurzen Geschichten putzig genug um auch heutige Kindergenerationen zum Lachen zu bringen (insbesondere die Episoden mit Snoopy und seinem langsam immer häufiger in Erscheinung tretenden Vogelfreund Woodstock). In erster Linie aber richtet sich die Werkausgabe an den erwachsenen Comic-Leser, der sich - wie John Waters - in seine Kindheit zurückversetzt fühlt oder aber an den leidenschaftlichen Comic-Sammler, der an einer derart umfassenden und liebevoll gemachten Standardausgabe einfach nicht vorbeikommen kann. So avancieren die Peanuts mittlerweile langsam aber sicher vom Wegwerf-Comicstrip aus der Zeitung zum amerikanischen Kulturgut, das mit Schutzumschlag im Bücherregal steht. Oh my Gosh!



Fazit:

Makelloser Teil einer makellosen Gesamtreihe für eingefleischte Fans!



Die Peanuts – Werkausgabe 9  - Tages- und Sonntagsstrips 1967-1968  - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Peanuts – Werkausgabe 9 - Tages- und Sonntagsstrips 1967-1968

Autor der Besprechung:
Armin Hofmann

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 29,90

ISBN 10:
9783551788191

ISBN 13:
978-3551788191

344 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Edle Aufmachung
  • Bonusmaterial (Glossar, Index, Vorwort)
  • Lückenlose Präsentation
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(4 Stimmen)
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Rezension vom: 08.07.2011
Kategorie: Die Peanuts
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