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Comic-Besprechung - Die Korsaren der Alkibiades 4: Das Geheimprojekt

Geschichten:

Les Corsaires d’Alcibiade 4 – Le projet secret

Autor: Denis-Pierre Filippi
Zeichner: Éric Liberge
Farben: Denis-Pierre Filippi



Story:

Erste Verluste haben die Freunde schwer getroffen und so kehren sie angeschlagen von der letzten Arktisexpedition zurück. Die Lücke in den Reihen wird jedoch von dem undurchschaubaren Arhmed geschlossen, den die Verbliebenen zu Recht mit Argwohn beobachten. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt ihnen aber erstmal nicht, den es gilt ein Schiff zu kapern, den feindlichen Händen zu entringen und zu einer Bergungsexpedition nach Ägypten aufzubrechen. Doch als sich beide Feinde gegen das Vorhaben stemmen und die Freunde immer mehr an den hehren Absichten der Geheimorganisation Alkibiades zweifeln, bewegen sich die Ereignisse in unerwartete Richtungen.




Meinung:
Ein schlechter Einstieg, wenn man eine Rezension eigentlich mit „Schade“ beginnen muss. Einerseits irgendwie positiv, denn etwas muss vorher eigentlich ganz gut funktioniert haben. Andererseits natürlich negativ, da im Folgenden irgendetwas schief gelaufen sein muss. Hier ist ein solcher Beginn für die Rezension jedoch gänzlich zutreffend. Und warum es bei Die Korsaren des Alkibiades 4 (wieder) schief gelaufen ist, liegt vorwiegend daran, dass die Macher an schlechte Tugenden aus den ersten beiden Bänden angeknüpft haben. Zu Beginn merkt man davon noch nicht allzu viel. Aber schon nach ein paar Seiten stellt sich die erste Unruhe ein, bevor schließlich jedwede Hoffnung auf gut Unterhaltung den Bach runter geht.

Die Einführung ist dabei noch relativ gut gelungen. Auf der einen Seite ist die Zusammenfassung der Geschehnisse des letzten Bandes gut in den Comic integriert. Der Kopf hinter Alkibiades (so heißt jetzt wohl endgültig die Geheimorganisation)  bekommt einen Lagebericht, der alles Wesentliche an Informationen, auch für den Leser, beinhaltet. Schnell ist man über die neuesten Entwicklungen aufgeklärt. Auf der anderen Seite, denn so musste es ja noch kommen, ist die ganze Soße des Vergangenen ziemlich trockenes Holz. Wenn derartiges gleich auf der ersten Seite kommt, ist man nicht unbedingt geneigt sich wirklich in die Handlung gezogen zu fühlen.

Ist diese kleinere Hürde genommen, fallen einem als erstes Veränderungen bei den Zeichnungen auf. Die Linien sind nicht mehr so kräftig und ihr Kontrast wurde zugunsten der Farben etwas zurückgenommen. Auch die Farben sind etwas blasser geworden und sind nicht mehr so gesättigt, wie in den Bänden 1 – 3. Als wahrscheinlich ungewollter Nebeneffekt passt dies ganz gut zur Szenerie, die hauptsächlich im Mittleren Osten angesiedelt ist und teils sogar in der Wüste spielt. Das Ausgewaschene ergänzt sich gut mit dem Eindruck einer von Sonne ausgebleichten Farbe. Alles rumspielen an den Kontrasten und jedweder schon bekannte Detailreichtum helfen aber nicht, wenn Liberge erneut nachlässig wird und Fehler in der Kontinuität auftauchen. Es sind zwar immer nur Kleinigkeiten, seit Band 1 ist man jedoch ungewollt auf Derartiges fixiert und je häufiger sie passieren, desto mehr ist man bereit sich aufzuregen. Man hat es hier schließlich nicht mit Anfängern zu tun.

Nichtsdestotrotz wechseln Farben innerhalb derselben Szene oder Figuren verändern sich, kaum dass man die Seite umblättert. Aus einem blassrosa Hemd wird plötzlich ein ziemlich rotes, aus offen getragen Haaren wird mit einem Mal ein Zopf. Mal wird auch einfach der Kinnbart einer der Hauptfiguren kurzzeitig vergessen. Da die Charaktere, gerade bei den Frauen, weiterhin schwierig zu unterscheiden sind mit ihren gleichgeschalteten Gesichtern und dem Zeichner bis auf Narben zur Unterscheidung wenig einfällt, sind gerade solche Fehler in der Gestaltung der Personen von wesentlicher Tragweite. Was nutzt es, wenn man die Figur daran erkennt, dass sie keine Narbe über dem Auge hat und ihre Haare offen trägt, wenn sie drei Bilder weiter auf einmal einen Zopf hat, zwei Bilder danach wieder nicht. Ihre Dialoge sind ohnehin austauschbar und bestehen in ihrer Quintessenz eh nur aus der Frage „Wer steckt dahinter? Wer steckt dahinter?“

Womit man sogar die Handlung nahezu adäquat zusammengefasst hätte. Die Figuren haben keine Ahnung, was geschieht, wer es veranlasst hat und wohin das alles noch führen wird. Wie Schießbudenfiguren werden sie von einer Situation in die nächste gekegelt und können lediglich bruchstückhaft Eigeninitiative ansetzen. Die allgemeine Verwirrung ist dank Filippi inzwischen so weit getrieben, dass sie jetzt schon absolut zum Lachen reizt in ihrer absurden Komik. Zum Schluss fragt man sich dann weiterhin, was in Herr-Gottes-Namen eigentlich passiert und kann den Figuren beherzt zustimmen, wenn sie sagen „Wir brauchen mehr Durchblick.“ Von der Geschichte bleibt einfach nichts hängen im Gedächtnis des Lesers. Und wenn man dann den Eindruck bekommt, die Macher selbst kämen mit ihrem Personal etwas durcheinander, fragt man sich, ob so überhaupt eine ordentliche Handlung zusammen gezimmert werden kann. Anders lässt es sich beispielsweise kaum klären, warum Cynthia ... ach nein, Maryline meint, nachdem sie Edinger nicht gefunden haben, es handele sich dabei vermutlich um einen Köder von Lydia. Die steht ihr nur leider direkt gegenüber. Warum spricht sie also dann von dem „Köder von Lydia“, anstatt von „deinem Köder“. Die Szene macht also irgendwie keinen Sinn.

Die Geschichte leidet mehr, als nur an Kinderkrankheiten und ist auf beiden Seiten, graphisch und handlungstechnisch, schlecht erzählt. Es kommt nämlich zu den Fehlern im Artwork hinzu, dass Liberge nicht gut mit seinen Panels umzugehen weiß und es ihm nicht gelingt, sie der Geschichte dienen zu lassen. Teilweise bringt man einfach nicht in Erfahrung, was in den Panels geschieht, was auf eine schlechte Perspektivenwahl hindeutet. Außerdem sind die gedanklichen Sprünge zwischen den einzelnen Panels weiterhin zu groß und der Leser muss Geschehnisse, die in den Panels nicht angelegt sind, selbst ergänzen, was der eigenen kreativen Leistung vielleicht etwas bringen mag, das Vergnügen jedoch mehr als schmälert. Es ist einfach anstrengend, wenn man sich immer wieder Dinge hinzudenken muss, die der Zeichner verschludert hat, weil er nicht mit Bildern erzählen kann. Man bekommt das Gefühl (um jetzt mal ein passendes Bild zu benutzen), die Texte seien nicht Teil der Zeichnungen, sondern schwämmen lediglich wie Fettaugen darüber, ohne dass beides eine Einheit bildete. Traurigerweise sind dies alles Probleme, die schon im ersten Band zu erkennen waren und an denen der Zeichner augenscheinlich nicht gearbeitet und die er vielleicht sogar gar nicht mal erkannt hat. Beides keine guten Aussichten für so einen bekannten Zeichner wie Liberge.

Gibt es zumindest ein Fizzelchen, was man als gelungen oder gut bezeichnen könnte? Nun ja, der Dschunkenkettenpanzer auf dem Cover ist jedenfalls eine ziemlich coole Design-Idee. Leider ist sein Auftritt im Comic selbst sehr kurz und kaum zu erkennen.


Fazit:

Verwirrung bei den Charakteren, Verwirrung bei der Handlung, Verwirrung bei der Frage, warum man sich diese Geschichte überhaupt noch antut. Die Hoffnung, auf ein Ende zu warten, welches alle Rädchen an ihren Platz setzt, rückt mit jeder Seite weiter und weiter weg und kann zwangsläufig nur enttäuscht werden. Nach kurzem und schwachem Aufstieg folgt der jähe Fall. Bei der Serie ist wohl nichts mehr zu retten.




Die Korsaren der Alkibiades 4: Das Geheimprojekt - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Korsaren der Alkibiades 4: Das Geheimprojekt

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Egmont Comic Collection

Preis:
€ 13,95

ISBN 13:
978-3-7704-3390-2

56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Dschunkenkettenpanzer auf dem Cover
Negativ aufgefallen
  • ... wieder all die alten Fehler!
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 23.06.2011
Kategorie: Die Korsaren der Alkibiades
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