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Comic-Besprechung - Franken Fran 1

Geschichten:

Franken Fran Volume 1
Autor/Zeichner:
Katsuhisa Kigitsu




Story:

„Hat der alte Hexenmeister sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister auch nach meinem Willen leben.“ So oder ähnlich trifft es auch für Franken Fran zu. Ihr Schöpfer Dr. Madaraki ist außer Haus, aber anstatt wie bei Goethes Der Zauberlehrling das ganze Haus in Unordnung zu bringen, hat Fran ihre Fähigkeiten nur allzu gut im Griff. Wie konnte der erste Besucher auch ahnen, was er da für eine Welle lostreten würde. Denn einmal auf den Geschmack gekommen, ist Fran vom Operationstisch kaum wegzubekommen. Und ihre Dienste sind von vielen heiß begehrt. Ganzkörpertransplantationen, Tumorentfernungen, schnöde Schönheitsoperationen und halbe Geschlechtsumwandlungen, sind nur einige Beispiele für Frans Repertoire, welches längst nicht ausgeschöpft wird. Sollte die Arbeit dann zuviel werden, legt Fran zur Not auch Hand an sich selbst an.




Meinung:
Kleinen Mädchen mit untertassengroßen Elektroden am Kopf sollte man nicht über den Weg trauen. Die Rede ist von Fran und die kann ihre Finger nicht von ihrem Operationsbesteck lassen. Während ihr Schöpfer Dr. Madaraki außer Haus auf Forschungsreise ist, muss sie im Labor die Stellung halten. Würde da nicht die Außenwelt beharrlich an ihre Tür klopfen.

Der Manga besteht aus lose zusammenhängenden Episoden, die größtenteils einzeln zu lesen sind, ohne dabei Verständnisschwierigkeiten hervorzurufen. Fran bringt mit ihrer Hilfsbereitschaft meist einiges durcheinander oder die Realität rührt am Ende eine ganz eigene Wahrheit zusammen, mit der niemand rechnen konnte. Mag daran liegen, dass Frans besondere Gabe das auseinandernehmen und zusammenfügen von Menschen beinhaltet. Was abwegige Operationen angeht, macht man ihr so schnell nichts vor. Selbst grausamste Verstümmelungen lassen sie kaum in Schweiß ausbrechen, der Tod ist für sie nur eine relative Größe und wenn alle Stricke reißen, erledigt ihre Kreativität den Rest. Von der simplen Augenkorrektur bis hin zur Transplantation ganzer Köpfe, der Medical-Horror hat in Fran eine ungekrönte Königin gefunden.

An abgedrehten Ideen, die einen Zug ins Groteske haben, scheint es Katsuhisa Kigitsu nicht zu fehlen. Ein Mädchen wird bei einem Autounfall schwer verletzt und um sie zu retten pflanzt Fran ihren Kopf auf einen Raupenkörper. Nicht von ungefähr denkt man da an Kafkas "Die Verwandlung", nur ob am Ende wirklich wieder ein schöner Schmetterling bzw. neuer Körper für das Mädchen entsteht, bleibt fraglich. Für ungewöhnliche Lösungen hat Fran, die weibliche Version von Dr. Frankenstein, ein gutes Händchen. Ein Mordopfer rettet sie kurzerhand, indem sie einen Teil des Gehirns entfernt und alle überlebenswichtigen Organe in den so geschaffenen Raum hineinpackt. Was übrig bleibt ist ein körperloser Kopf, dem zur Fortbewegung eine Hand an den Hals operiert wird. Zimperlich geht es in Franken Fran nicht zur Sache und beschönigt wird zeichnerisch nichts. Und wie es sich für eine Horror-Komödie gehört, sind die Endnoten der kleinen Episoden teils bitterböse.

Die makaberen Geschichten sind trotz ihrer manchmal verdrehten Moral extrem unterhaltend, vor allem da Fran mit ihrer blauäugigen Hilfsbereitschaft die Handlung in auch unerwartete Richtungen lenkt. Auf der anderen Seite scheint Kigitsu ungewöhnliche Wendungen geradezu zu suchen, was in einigen der kleinen Episoden zu recht unbefriedigenden und nicht nachvollziehbaren Auflösungen führt. Da wurde das Pferd von der falschen Seite aufgezäumt. Aber selbst diese Absurdität reizt ab und an zum Lachen, denn  auf so abgedrehte Ideen muss man eben auch erst kommen.

Wer möchte kann sogar zwischen den Zeilen kleine gesellschaftskritischere Kommentare entdecken, was bei gutem Horror ja meist immer der Fall ist. Die Geschichte von Frans Wirken in der Schule, wo jeder auf das Aussehen bedachte Teenager (also jeder!!!) sie aufsucht, erscheint beinahe wie eine ins Extreme verzerrte Satire auf die Schönheitsindustrie. Die Verfilmung ihrer eigenen Lebensgeschichte stößt später nicht auf Frans ungeteilte Begeisterung und setzt zugleich eine Fußnote zum Hype um die umstrittenen Torture-Porns. Franken Fran spielt mit den Reizen des Horror-Genres und ÜBERreizt sie sogar ganz bewusst, während die Hauptprotagonistin seelenruhig daneben steht und mit ihren unschuldigen Augen das Schreckliche wohlwollend überblickt. Aber so was liegt ohnehin immer im Auge des Betrachters und wo man grausamste Verstümmelungen zu sehen vermeint, erkennt Fran nur die Wunder des menschlichen Körpers und die Möglichkeiten seiner Manipulationen.

Ohne das auch graphisch rüberzubringen, würde der Manga lediglich halb soviel Freude machen. Was die Handlung an Absurdem hervorbringt, dass findet auch seine zeichnerische Umsetzung. Katsuhisa Kigitsu setzt nicht auf große Schwarzflächen oder düstere Szenarien, sondern dem Genre der Horror-Komödie entsprechend sind seine Zeichnungen sehr offen und allerhöchstens Graustufen dienen ihm zur Etablierung einer schummrigen Atmosphäre. Offen sind seine Bilder auch, was die Darstellungen der Operationen und die Parade an gewollten und ungewollten Entstellungen angeht. Fast nichts wird hier allein der Phantasie des Lesers überlassen. Erstaunlicherweise gerät dies nicht zum Nachteil, auch wenn man immer sagt, die Vorstellung des Betrachters ist immer schrecklicher, als das, was man tatsächlich darstellen kann. Kigitsu hat genau den Punkt getroffen, wo das Bild gerade noch zu schockieren weiß. Ein schmaler und  nicht immer leicht zu gehender Grat, der bei Franken Fran aber mühelos gemeistert wird.


Fazit:
Das Cover täuscht. Niedliche, halbentkleidete Mädchen kommen in Franken Fran eher weniger zum Zuge. Kleine bösartige Horror-Episoden machen die Hauptzutat dieses Mangas aus, den sich Freunde von makaberem Humor nicht durch die Finger gehen lassen sollten, selbst wenn manche Auflösung der Geschichten etwas unbefriedigend ist. Was für ein kranker Spaß.


Franken Fran 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Franken Fran 1

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Planet Manga

Preis:
€ 7,95

ISBN 13:
978-3-86201-125-4

200 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • bitterböse und groteske Horror-Episoden
  • Medical-Horror, der nichts unverborgen lässt
Negativ aufgefallen
  • manchmal unbefriedigende Auflösung
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 16.05.2011
Kategorie: Mangas
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