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Comic-Besprechung - Batman & Robin 1: Batman Reborn

Geschichten:

Batman Reborn Teil 1-3
Autor: Grant Morrison; Zeichner: Frank Quitely; Farben: Alex Sinclair

Die Rache des Red Hood Teil 1-3
Autor: Grant Morrison; Zeichner: Philip Tan; Tuscher: Jonathan Glapion; Farben: Pete Pantazis, Alex Sinclair




Story:

Eine Truppe aus Freaks greift Polizeistationen in Gotham City an und entstellte Menschen mit dem immer gleichen Gesicht wanken durch die Straßenschluchten. Es braut sich etwas zusammen. Aber statt Hand in Hand den Fall zu lösen, fechten Batman und Robin kleine bis große Führungskämpfe aus, die letztlich fast zum Bruch führen. So wird sich Professor Pyg aber nicht aufhalten lassen.

Zwar können Batman und Robin im Verbrechenskampf immer Verbündete gebrauchen, doch gehört Red Hood nicht gerade dazu. Naturgemäß sieht der das etwas anders und macht sich auf, um mit seinem neuen Sidekick Scarlett die Unterwelt aufzumischen. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Seine Gegner sehen das genauso und engagieren einen gefährlichen Killer mit der ungesunden Angewohnheit die Gesichter seiner Feinde zu essen, um ihn aufzuhalten. Eduardo Flamingo ist auf dem Weg nach Gotham.



Meinung:

Grant Morrison meißelt weiter fleißig an seiner Idealvorstellung von Batmans Kosmos, deren Grundstein 2006 gelegt wurde. In Batman & Robin starten Dick Grayson und Daimian Wayne durch und kämpfen mit ihrem fliegenden Batmobil gegen einen Bösewicht mit Schweinemaske, der sich Professor Pyg nennt und später einen Auftragskiller im Zirkusdirektoren-Outfit namens Flamingo. Klingt schräg. Kann das in einem Batman-Comic gut gehen? Jeden anderen Autoren hätte man vermutlich schon vor die Tür gesetzt, der mit so einem Plot angekommen wäre. Aber es ist nun mal Grant Morrison von dem hier die Rede ist, weshalb eine unterhaltsame Geschichte gelingen könnte. Die ehrliche Antwort ist jedoch, es gelingt nur fast. Die qualitative Demarkationslinie verläuft nahezu in der Mitte. Auf ihre jeweils eigene Art haben Batman Reborn und Die Rache des Red Hood Schwächen im Storytelling, das entscheidende Zünglein an der Waage ist dann aber hauptsächlich der Wechsel bei den Zeichnern.

Zu Beginn merkt man davon aber noch nichts. Da geht es wunderbar los mit dem dynamischen Duo, das sich eine Verfolgungsjagd mit einer Bande von Verbrechern liefert. Dysfunktionales Duo wäre allerdings ein besserer Name für das Gespann Dick und Damian. Selbstgerecht und arrogant ist der neue Robin und es dauert keine vier Seiten bis er versucht seinen eigenen Mentor zu belehren. Von ihm etwas sagen lassen tut er sich schon gar nicht und so muss Dick Grayson nicht nur gegen einen gefährlichen Psychopaten angehen, sonder auf einem Nebenkriegsschauplatz ständig seinen Führungsanspruch gegen den überheblichen Damian aufrecht erhalten. Die Bemühungen reichen fast nur für einen Burgfrieden, unter Kontrolle hat Batman seinen Sidekick aber längst nicht. Weder passen ihm sein Gehabe, welches er mit engelsgleicher Geduld erträgt, noch seine Methoden. Und da es nicht Symphatie ist, die die beiden zusammen hält, geht Damian bald eigene Wege.

Bei einem Gegner wie Professor Pyg kann so was tödlich enden. Beim ersten Mal denkt man bei der Art, wie sich dieser „neue“ Bösewicht gibt, dass er ein billiges Abziehbildchen vom Joker ist. Vielleicht ist dieser Gedanke auch nicht so fern, denn der Clownprinz des Schreckens ist und bleibt nun einmal das verzerrte Spiegelbild von Batman mit Bruce Wayne unter der Maske. Wo Licht, da auch Schatten und so kann man Professor Pyg als das neue Gegenstück zu Batman sehen. Es kommt bestimmt nicht von ungefähr, wenn man während der ersten drei Kapitel ab und an ein Echo des legendären Killing Joke von Alan Moore und Brian Bolland zu vernehmen glaubt. Das wird schon durch den Freakzirkus und den Showdown auf einem Rummel deutlich. Doch es finden sich auch subtilere Anspielungen, indem ähnliche oder gleiche Elemente in beiden Geschichten vertreten sind. Wie zum Beispiel eine Geisterbahn mitsamt funktionierenden Wagen (Killing Joke: Commissioner Gordon musste auf so einer seine Fahrt in den Wahnsinn antreten; Batman Reborn: Hauptquartier von Pyg und Endkampf zwischen ihm und Robin) oder auf den Türen aufgemalte grinsende Fratzen, die in beiden Comics vertreten sind.

Stellenweise kommt einem dann im Verlaufe der Handlung Professor Pyg noch kränker vor, als der Joker. Allein schon die Art, wie er glaubt seine Opfer mit Puppenmasken verschönern zu können, hat einen morbideren Touch, als die verkrampft grinsenden Leichen, die der Joker oftmals zurücklässt. Auch weil sie wie willenlose Puppen gezwungen sind ihrem „Verschönerer“ zu dienen. In dem Versuch Professor Pyg noch abgedrehter und verrückter darzustellen, verliert er dann allerdings zusehends an Charisma. Nichts ist langweiliger als Verrücktheit und Bosheit um ihrer selbst willen. Ein paar Andeutungen auf eine Mutterfigur, der ihr Sohn niemals gut genug war, unsinnige Reden und eine zu diesem Zeitpunkt mehr albern als bedrohlich wirkende Tanzeinlage, zersetzen das ganze Bild dieses Schurken, der zu Beginn sehr interessant und hochgefährlich daherkam.

Ein Glück, dass man auf das ambivalente Spiel der Helden vertrauen kann und deren Eigenarten, die sich im Laufe der Verbrechensbekämpfer-Karriere wohl reichlich abschleifen werden beziehungsweise müssen, wenn sie weiter kooperieren wollen. Von Miteinander kann bisher nicht gesprochen werden. Zwei Katzen in einen engen Sack gesteckt, bilden schließlich auch längst noch kein eingespieltes Team. Sowohl Batman, als auch Robin werden einiges zu lernen haben und sich bestimmt das eine oder andere Mal zusammenraufen müssen, auch wenn das jeweilige Ego im Wege steht. Dieses Wechselspiel trägt den ersten Zyklus (und teils auch den zweiten) über die kleineren (im zweiten Teil größeren) flachen Stellen hinweg. Den Rest erledigt Frank Quitely.

Quitelys Zeichnungen sind markanter als jedweder Fingerabdruck. Ein Blick genügt und man weiß, wen man vor sich hat und was man sich vom weiteren Geschehen alles versprechen kann. Dass Grant Morrison und er ein bereits eingespieltes Team sind, kann der Qualität des Comics dann sichr nicht schaden. So auch bei Batman & Robin nicht. Ein Großteil des mulmigen Gefühls, welches bei Professor Pygs Behandlung seiner Puppen entsteht, verdankt sich allein Frank Quitely (na ja, wen wundert das in einem Comic). Schrecklich schön kann man die Dinge nennen, die passieren und uns dank seiner Zeichnungen vor Augen geführt werden. Die Charaktere sind wunderbar getroffen und allein beim arroganten Damian reicht ein Blick auf sein Gesicht, um ihn einschätzen zu können. Da braucht Morrison fast gar keinen Dialog dazu zu setzen.

Aus dem wohlgemeinten Ansatz der ersten Hälfte einen interessanten Gegenpart für Dick Grayson zu entwerfen, wird also leider erstmal nichts. Sehr vielversprechender baut sich dagegen in dieser Beziehung der zweite Akt des Bandes auf. Red Hood alias Jason Todd taucht auf und macht Batman Konkurrenz. Er sucht sich sogar einen eigenen Sidekick und wird so immer mehr zu einem bösen Zerrbild des Dynamischen Duos. Die neue an seiner Seite? Scarlett, eine von Pygs Puppen, deren Verstand nicht zu willfährigen Brei wurde. Da haben sich ja mal zwei gefunden.

Red Hood bietet die einfache Lösung zu der sich sein ehemaliger Lehrer Batman (Bruce Wayne) nie durchringen konnte. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Nicht viel anders, als es auch die Bibel verlangt. Von irgendwelchen christlichen Idealen, wie Nächstenliebe oder die andere Wange hinhalten, ist Jason Todd jedoch weit entfernt. Stattdessen wildert er in Batmans Revier und bekommt dafür sogar noch den Zuspruch durch die Bevölkerung. Das bringt Batman und Robin in das Dilemma genau diejenigen schützen zu müssen, die sie selbst jagen würden. Die Verbrecher.

Um die ganze Angelegenheit dann weiter zu verkomplizieren, sehen sich die Schurken gezwungen einen eigenen Beschützer zu arrangieren. Den eigenwilligen Flamingo, der irgendwie wieder eine Art Joker für den Red Hood sein soll. Herrje, es wird wirklich schwierig. Grant Morrison ist halt um verrückte und verquere Ideen nie verlegen, kann den guten und fast geradlinigen Eindruck der ersten Hälfte des Comics nicht durchhalten. Zu den üblichen Konfliktfeldern treten jetzt nämlich auch die Introspektiven des Duos Red Hood und Scarlett. Entstellt und im verzweifelten Kampf um ihre Identität hat Scarlett ihr eigenes Hühnchen zu rupfen. Währenddessen ist Jason Todd besorgt, seine „Marke“ Red Hood ansprechend auf den Markt zu bringen und Batman endlich abzulösen. Schon geradezu als Randnotiz eine Bemerkung, die einen interessanten psychologischen Schlagschatten wirft: Jason Todd musste sich für Batman die Haare färben, damit er Dick Grayson mehr ähnelte. Da stand wohl mehr dahinter, als die Nachfolge möglichst unauffällig zu gestalten (wäre schon irgendwem aufgefallen, wenn Robin einfach nicht altern würde). Letztlich folgt jeder seinen eigenen Motiven, aus denen sich dann eine einheitliche Geschichte entwickeln muss. An manchen Stellen etwas viel verlangt. Nicht davon zu reden, dass Flamingo als Haupt-Bösewicht zu überzeichnet ist und so nicht funktioniert.

Unglaublich enttäuschend und die zweite Hälfte von Batman & Robin eindeutig abwertend, ist die von Philip Tan abgelieferte Arbeit. Die Qualität der Zeichnungen ist unter seinem Niveau, die Charaktere ungelenk in ihrer Ausführung, die Anatomie gelegentlich verhunzt und der Seitenaufbau lässt teilweise zu wünschen übrig. Und obwohl nur ein einziger Tuscher genannt wird, sind eindeutig drei verschiedene Stile bei der endgültigen Ausarbeitung zu erkennen, was alles sehr uneinheitlich wirken lässt. Man fragt sich, was Grandioses mit Frank Quitely dabei herausgekommen wäre.

Sämtliche Ereignisse schließen an die aktuelle monatliche Batman-Serie an und greifen Handlungsstränge auf, die dort fortgesetzt und erweitert werden. Der Domino-Mörder verstreut seine Hinweise und Oberon Sexton hat seinen Auftritt, obwohl er mit seiner Maskierung in der Gothamer High Society mehr lächerlich wirkt, als er Ernst zu nehmen ist.



Fazit:

Batman & Robin fügt sich nahtlos an die aktuelle Batman-Serie. Trotz des rapiden Sinkfluges, den die Qualität des Bandes ab der zweiten Hälfte nimmt, und was sich hauptsächlich dem Zeichner verdankt, ist der Comic jedem Batman-Fan zu empfehlen. Das neue Helden-Duo Dick Grayson/Daimian Wayne macht einiges an Durchhängern wieder wett.




Batman & Robin 1: Batman Reborn - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Batman & Robin 1: Batman Reborn

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
DC Deutschland

Preis:
€ 16,95

ISBN 13:
978-3-86201-145-2

156 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • dysfunktionales Duo
  • Red Hood als Widerpart
  • Frank Quitely
Negativ aufgefallen
  • Bösewichte Professor Pyg und Flamingo bleiben oberflächlich
  • Philip Tans Zeichnungen
  • ... oder es war der murksige Tuscher
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(1 Stimme)
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Rezension vom: 30.03.2011
Kategorie: Batman
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