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Comic-Besprechung - Die Toten [18.10. – 28.10.2009]

Geschichten:

18.10.2009: Hamburg
Autor: Andreas Völlinger, Zeichner: Till Felix, Kolorierung: Steven Bagatzky

28.10.2009: Stuttgart
Autor: Stefan Dinter, Zeichner: Manuel Clavel

28.10.2009: Heidelberg
Autor: Ponti, Zeichner: Ingo Römling



Story:

Deutschland, Oktober 2009. Seit die Epidemie ausbrach ist alles zombiefiziert. Alles? Nein, es gibt in vielen Städten noch Menschen, die versuchen ihre Haut zu retten.

Zunächst geht es nach Hamburg ins Alten- und Pflegeheim St. Georg. Die Protagonisten haben ihre besten Jahre schon hinter sich. Sie sind zwischen 80 und scheintot. Als draußen der Wahnsinn tobt, werden sie einfach vergessen. Zusammen mit Schwester Heike machen sie sich auf, um Nahrungsmittel zu beschaffen und der Zombie-Bedrohung zu entrinnen.

Die zweite Geschichte spielt zehn Tage später in Stuttgart. In der schwäbischen Metropole hat sich Martin mit der Plage arrangiert. Er hat in einer gesicherten Dachwohnung eine eigene kleine Enklave inmitten der Zombies geschaffen. Er trägt eine Pistole mit nur einem Schuss Munition. Als er sich wieder mit einer Meute Untoten herumschlägt, platzt Caro in sein Leben. Die junge Frau scheint noch nicht infiziert zu sein. Er nimmt sie mit in seine Zuflucht, doch sie hat ihre eigenen Pläne.

Die dritte und letzte Episode spielt erneut in Baden-Würrtemberg. In Heidelberg entwendet ein Junge einem Zombie eine Digitalkamera. Auf ihr findet er das Foto einer Bäckerei, das sein Interesse weckt. Hinter der Schaufensterscheibe kauert eine Gestalt, die nicht wie ein Zombie aussieht. Schnell konsultiert er den Stadtplan und macht sich mit seinem Fahrrad auf den Weg zu "Steffi’s Backstube".



Meinung:

Die Post ist da. Das Cover der zweiten Sammlung aus der Serie Die Toten stammt wieder vom begnadeten Ingo Römling. Nach Band 1, wo ein Repräsentant der Polizei das Titelmotiv zierte, mimt diesmal eine zähnefletschende Postbeamtin das Covergirl.

Nachdem der Debütband durchaus zu gefallen wusste und Lust auf mehr machte, breitet sich bereits bei Band 2 ein gemischtes Gefühl aus. Zombies aus deutschem Blickwinkel, Lokalitäten, die jeder kennt, drei bis vier abgeschlossene Geschichten pro Band, wechselnde Charaktere, schnelle Spotlights. Das Grundkonzept bietet so viele Möglichkeiten, die leider nur zum Teil genutzt werden.

Ähnlich wie bei Band 1 ist die erste Story erzählerisch die beste. Andreas Völlinger trifft mit seinen Texten den Ton eines Endzeit-Szenarios sehr gut. Eine Gruppe Senioren gegen fleischfressende Zombies ins Rennen zu schicken ist schon für sich eine tolle Idee, doch sie wird noch aufgewertet durch diesen nüchternen, trockenen Humor und sanfte Sozialkritik. Herr Olpert ist 85 Jahre alt. Er hat die Nazis und den Zweiten Weltkrieg überlebt. Im Seniorenhotel fühlt er sich wie tot. Als es gegen Zombies geht, blüht er richtig auf. Die Zeichnungen von Till Felix erinnern leicht an den Stil eines Guy Davis, sind nicht ganz sicher in der Strichführung, wissen aber durchaus zu gefallen. Er nutzt die gesamte Palette an Perspektiven und filmischen Bildfolgen, die nötig sind, um auch ruhige Momente, wie die Gespräche im Altenheim, interessant darzustellen. Ein bemerkenswerter Zeichner, auf den man aufpassen muss, denn man bekommt bei ihm das Gefühl, dass er mit jedem weiteren Comic seinen Stil mehr verfeinert und eines nicht allzu fernen Tages richtig gut wird.

Die Stuttgarter Episode ist schnell gelesen. Die Zeichnungen wirken mehr wie eine Fingerübung. Proportionen und Mimik der Personen sind gefällig. Hintergründe sind karg bis gar nicht vorhanden. Ein routinierter Inker hätte dem flüchtigen, fast schon zarten Bleistiftton der Panels gut getan. Zombies sind hier eher lästige Staffage, was dem eingefleischten Fan von Untoten nicht so gefallen dürfte.

Die letzte Geschichte ist bis auf ein paar Rottöne wie die zweite Episode in schwarzweiß gehalten. Grafisch ist Römling erneut der Beste. Diesmal setzt er die Story gänzlich ohne Worte um. Da es um ein vertracktes Spiel mit echten Bildern und Fotos einer Digitalkamera geht, kein leichtes Unterfangen. Er meistert dies gekonnt mit intelligenten Bildwechseln und seinem dynamischen Markenzeichen-Stil. Bei ihm sehen Zombies auch so aus, wie man sie aus Film und Fernsehen kennt: wahnsinnig, furchterregend, eklig, ferngesteuert. Leider hat er auch diesmal den dünnsten Plot vorgesetzt bekommen.

Wenngleich die Episoden dieses Bandes alle unterhaltsam und solide umgesetzt sind, ist keine Steigerung zum Debüt zu verzeichnen. Das ist insofern enttäuschend, weil das Konzept viel mehr Potential hat. Die Charaktere bleiben bis auf wenige Ausnahmen sehr blass. Die deutschen Elemente kann man an ein paar Fingern abzählen. Es reicht nicht, beispielsweise eine Geschichte in Stuttgart anzusiedeln und dann sieht man an den Hintergründen, dass dies in jeder Stadt sein könnte. Es sind viele gute Ansätze spürbar, doch es wird zu wenig daraus gemacht. Die Vision ist zu unklar, als dass sie wirklich fasziniert. Wenn man nicht aufpasst, wird aus Die Toten doch nur der x-te Aufguss einer Zombiewelle, die durch ein Land wütet. Vielleicht kann man die Dichte einer Serie wie Robert Kirkmans und Charlie Adlards The Walking Dead gar nicht erreichen, weil es jedes Mal andere Personen sind, auf die sich der Leser einstellen muss? Momentan ist die Serie eher ein Showcase deutscher Talente – und das wiederum sehr gelungen. Viele Stilarten, viele Texter und Zeichner wurden bislang aufgeboten. Ein wirklich unnötiger oder schlechter Beitrag war nicht dabei.

Soll es das schon gewesen sein? Nein, hoffentlich nicht. Hey, ihr Macher von Die Toten. Wir wollen, dass das Konzept bis ins Letzte ausreizt wird. Lasst endlich die Handbremse los. Her mit den durch geknallten Charakteren. Zeigt uns ungewöhnliche Spielorte und abgefahrene Handlungen. Bislang war es unterhaltsam, aber ihr könnt es noch besser.



Fazit:

Der zweite Band von Die Toten bietet gleichbleibendes Niveau in Sachen Story und Zeichnungen. Zombies sind los in Deutschland, und diesmal wehren sich sogar die Rentner im Seniorenheim gegen die Plage. Mal nachdenklich, mal unterhaltsam – insgesamt solide Kost in jeder Hinsicht, aber noch viel Luft nach oben. Band 3 wird zeigen, wo der Hammer hängt.



Die Toten [18.10. – 28.10.2009] - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Toten [18.10. – 28.10.2009]

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
Zwerchfell

Preis:
€ 14.00

ISBN 10:
3928387944

ISBN 13:
978-3928387941

88 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Story von Andreas Völlinger & Till Felix
  • Artwork von Ingo Römling
  • interessantes Konzept
Negativ aufgefallen
  • zwei von drei Stories sind etwas dünn
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(4 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 12.01.2011
Kategorie: Die Toten
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