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Comic-Besprechung - Solo: Kannibalenwelt

Geschichten:

Kannibalenwelt (Originaltitel: „Solo –Mundo Canibal”)

Autor: Oscar Martin
Zeichner: Oscar Martin
Tuschezeichnungen: Tony Fernandez

Limitierte Ausgabe (800 Exemplare) mit nummeriertem, signiertem Farbdruck als Beilage



Story:

Den Inhalt der rund 190seiten Story Kannibalenwelt könnte man mit einem Satz zusammenfassen: Fressen und gefressen werden. Wenn dieses Naturgesetz irgendwo gilt, dann in Solos Welt. Die Kleinen fressen die Kleinsten. Der Große frisst den Kleinen. Der Ganzgroße frisst den Großen. Der Tod ist allgegenwärtig.

Solo, das ist eine gut durchtrainierte, muskulöse, männliche Ratte, lebt mit Frau und Kindern in einer post-apokalyptischen Welt, in der Nahrung äußerst rar ist. Im Prolog der Geschichte geht er auf die Jagd, denn die Speisekammer ist fast leer. Seine Beute wird ihm jedoch streitig gemacht. Mit leeren Händen kehrt zu zurück und findet ein verlassenes Zuhause vor. Mit Entsetzen muss Solo feststellen, dass seine geliebte Frau und die Kinder von Menschen entführten wurden, die üble Zuchtversuche im Schilde führen.

Um nicht völlig die Verstand zu verlieren, macht sich Solo auf die Suche, um seine Familie zu finden … 



Meinung:

Wer 2010 das ZACK Magazin gelesen hat, der kann abschätzen, was ihn hier erwartet. Dort wurde Die Überlebenden des Chaos, ein Farb-Abenteuer mit einer Geschichte aus der Jugendzeit von Solo in vier Teilen (Hefte Nr. 6-9/2010) abgedruckt. Bei Kannibalenwelt handelt es sich um frühe Storys, die Oscar Martin noch in schwarzweiß gezeichnet hat. Diese beschreiben jedoch das Leben der sympathischen Ratte als Erwachsener, sind also chronologisch nach dem ZACK-Abenteuer angesiedelt.

Im Vergleich zu Die Überlebenden des Chaos sind die Geschichten in diesem dicken Band noch eine Prise gewaltvoller, denn der Titel Kannibalenwelt ist Programm. Der Bodycount dieses Bandes ist wirklich gewaltig hoch. Solo ist eine wahre Mordmaschine, gegen die der Punisher ein Waisenknabe ist, selbst wenn er von Garth Ennis geschrieben wird. Wahrscheinlich hat Oscar Martin als Heranwachsender neben Funny-Comics auch Evaniers und Aragones‘ Groo the Wanderer konsumiert. Der Held der Conan-Persiflage der beiden US-Amerikaner konnte auch zehn Leuten mit einem gut durchgezogenen Hieb die Bauchdecken aufschlitzen. Nur kann Oscar Martins Kreation Solo nicht nur mit dem Schwert bravurös umgehen, sondern auch mit Speeren, Brechstangen und natürlich diversen Schusswaffen. Dabei befördert er seine Kontrahenten keinesfalls mit simpler Action ins Jenseits, sondern mit variantenreicher Durchschlagskraft, die optisch von Oscar Martin in seinem sehr sicheren cartoonartigen Animation-Zeichenstil fast schon brillant umgesetzt ist. Da werden nicht nur Köpfe sauber vom Rumpf getrennt, da fliegen auch Schwerter quer durch Hälse, sausen Gliedmaßen im hohen Bogen durch die Luft oder werden Ungetümen mit einer Bazooka ganze Teile vom Rücken weggeballert. Kurz um, es wird getötet, gemetzelt, geschlachtet, gemassakriert, gebohrt, gedolcht, gestochen, niedergemäht und abgemurkst was die Phantasie des spanischen Künstlers hergibt.

Das unentwegte Gemetzel wird erträglich und ist geradezu faszinierend, weil Oscar Martin sein Metier so unglaublich perfekt versteht. Sein Semi-Funny-Stil ist von höchster Güte. Der Spanier hat schon die ganz große Schule hinter sich, denn er zeichnete für Metro-Goldwyn Mayer und Disney. Bereits in den 1980er Jahren schuf er für den Condor Verlag Tom & Jerry Comics. In den nächsten Jahren folgten Arbeiten für verschiedene europäische Märkte: Le Journal de Mickey (Frankreich), Fix & Foxi (Deutschland), The Lion King (Egmond Dänemark), Tom & Jerry (Semic Schweden). In deutschen Landen erschienen zuletzt zwei Bände der Fantasy-Serie Die Gilde bei Ehapa.

Seine Tierfiguren in Menschengestalt sind perfekt für die Welt der Cartoons umgesetzt. Da stimmt jede Figur, jede Bewegung, jeder Gesichtsausdruck. Direkt, dynamisch, nicht zimperlich, aber dennoch keinesfalls abstoßend brutal.

Auch wenn die Geschichte auf den ersten Blick ein einziges Massaker ist, so steckt natürlich mehr dahinter. Solos Suche nach seiner Frau entpuppt sich als Queste nach Friede und Glückseligkeit. Immer wieder kommen ihm Gedanken wie diese: „Mag ja sein, dass hier in der Vergangenheit Wiesen waren, die sich wie grüne Wogen im kühlen Wind bewegten; mag sein, dass makellos weiße Wolken des reine Blau des Himmels zierten … dass mystische Wesen, Bäume und Büsche genannt, inmitten von bunten Blumen standen, die betörenden Duft verströmten … Wenn es das denn gab, so ist es bloss Geschichte.“ Und nach all dem Wahnsinn, den Solo erlebt, nimmt die Geschichte ein richtig herzzerreißendes, gefühlvolles und tragisches Ende.

Der dicke Hardcover-Band ist mit einer Auflage von 800 Exemplaren limitiert. Das treibt den Preis nach oben und dürfte so manchen Interessenten zögern lassen. Dies vermutet sogar Oscar Martin selbst in seinem Blog. Wer aber auf gute Semi-Funnies steht, der sollte sich von den 34,95 Euro nicht abschrecken lassen. Man bekommt nicht nur fast 200 Seiten Schwarzweiß-Animation-Art der Güteklasse A, sondern auch einen schönen vom Künstler signierten Druck und fast 50 Seiten Bonusmaterial. Es gibt jede Menge Datenblätter, die eine Fülle an kurz gefassten Informationen über alle und jede Spezies, die in den Geschichten auftauchen, porträtieren und obendrein eine Galerie mit Sketchen und Illustrationen, die von Oscar Martin und Georg Tempel exklusiv für diese Ausgabe zusammengestellt wurde.

Der Band ist im Kleinformat (24 x 16,5 cm) auf schwerem Papier gedruckt und mit einem Faden-Lesezeichen versehen.



Fazit:

Kannibalenwelt ist eine unterhaltsame Tour-de-Force für alle, die etwas härtere Action im Furry Animal-Gewand schätzen. Der nicht enden wollende Kampf der Ratte Solo in einer unwirtlichen Welt ist meisterhaft von Oscar Martin mit einem glänzenden Semi-Funny-Strich umgesetzt. Gewalttätig, actionreich, stellenweise auch richtig lustig, aber letztlich ziemlich tragisch. Wer hätte das gedacht?



Solo: Kannibalenwelt - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Solo: Kannibalenwelt

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
Zack Edition

Preis:
€ 34.95

ISBN 13:
978-3-941815-51-3

240 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • einer der gewalttätigsten Semi-Funnies aller Zeiten
  • superdynamische Animation-Art
  • Solo als Archetyp des tragischen Helden
  • sehr viel Bonusmaterial
  • schöner Druck als Beigabe
Negativ aufgefallen
  • grenzwertiger Preis
  • der schönen Edition unwürdig liebloses Back-Cover-Design
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 11.01.2011
Kategorie: Solo
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