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Comic-Besprechung - Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies
Geschichten: Victorian Undead (US-Ausgabe Victorian Undead 1-6 Januar 2010 - Juni 2010)
Autor: Ian Edginton, Zeichner: Davide Fabbri,Tom Mandrake, Colorist: Carrie Strachan
Story:
"Hat man das Unmögliche eliminiert, so muss, was übrig bleibt, mag es
noch so unwahrscheinlich erscheinen, die Wahrheit sein." Das ist das
bekannte Motto des Meisterdetektivs Sherlock Holmes. Doch als Untote
durch die Straßen des viktorianischen Londons wanken, wird Holmes an
seine ermittlerischen Grenzen gebracht und sieht sich dem vielleicht
außergewöhnlichsten Fall seiner Laufbahn gegenüber. Doch wer - oder was -
steckt hinter der Auferstehung der gefräßigen Zombies? Gemeinsam mit
Dr.Watson versucht er Licht ins Dunkel zu bringen und London vor der
verrottenden Meute zu befreien.
Meinung:
Zombies sind ein pop-kulturelles Phänomen. Nach ihrem Höhenflug in den 80er Jahren mit zahlreichen Filmen war es lange ruhig um die wandelnden Toten. Doch inzwischen haben die Zombies Einzug in das 21. Jahrhundert gehalten und ächzen und stöhnen durch sämtliche Medien. Ob Hörspiel, Roman, Videospiel oder Comic, die lebenden Toten sind überall. Deshalb vermutet man hinter einem Comic mit dem Titel Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies eher ein schlechtes und schnell zusammengeschriebenes Flickwerk aus Versatzstücken der beiden Hauptideengeber. Doch bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass Sherlock Holmes schon häufiger gegen übernatürliche und paranormale Gegner ermittelte. Die mit dem deutschen Phantastikpreis ausgezeichnete Anthologie Sherlock Holmes und das Uhrwerk des Todes ist ein gutes Beispiel dafür, wie man klassische Sherlock Holmes Geschichten um phantastische Elemente bereichern kann und dennoch ein stimmiges Gesamtkonzept behält.
Der Autor von Victorian Undead, Ian
Edington, versteht es die beiden Elemente gekonnt in Einklang zu
bringen. Durch viele Details erzeugt er ein harmonisches Gesamtbild. Die
Sprache passt genau zur Epoche, in der die Handlung angesiedelt ist.
Bemerkenswert hierbei sind die kleinen Unterschiede, die er in den
mehrere Jahre umfassenden Plot einbaut. Durch den authentischen Gebrauch
der Sprache spürt der Leser bereits bei der Lektüre, dass einige
erzählte Zeit verstrichen sein muss. Auch das Verhältnis zwischen Holmes
und Dr.Watson ist stimmig beschrieben und orientiert sich an der
Vorlage von Sir Arthur Conan Doyle. Leser, die den berühmten Detektiv
aus der Baker Street bisher nur aus der Verfilmung mit Robert Downey junior
kennen, erlangen trotzdem Zugang zur Handlung und können problemlos
folgen. Alle Charaktere werden ausreichend vorgestellt und auch
unbekannte Figuren, wie Holmes Bruder MyCroft, der für das britische
Empire arbeitet, werden langsam vorgestellt, um dann ihren Part zu
spielen. Bemerkenswert ist zudem, dass Edington dem guten Dr.Watson
ebenso viel Raum gibt wie Conan Doyle. Hier wird der kluge Arzt
nicht zu einem dicklich plumpen Assistenten degradiert, wie es häufig in
den Holmes Verfilmungen der Fall war.
Die Handlung ist vollgestopft
mit Dingen, die nebenbei passieren. So ermitteln Holmes und Watson zu
Beginn gegen eine Art Android. Dieses Element kommt weder richtig zur
Geltung noch ist es zu nichtig, als das man es übersehen könnte. Diese
Handlungsebene hätte mit etwas mehr Fleisch auf den Knochen für eine
eigene Miniserie ausgereicht. Doch der Autor verheizt diese Geschichte,
um Holmes einzuführen.
Die Geschichte ist solide geschrieben,
geizt jedoch mit Erklärungen. Man erwartet in einem Zombie-Comic nicht
zwingend eine Erklärung für die lebenden Leichen. Ian Edington liefert
zumindest ansatzweise einen plausiblen Ursprung der Zombies. Dafür lässt
er den Leser allerdings im Unklaren darüber, warum der Drahtzieher eine
gewisse Kontrolle über die Untoten zu haben scheint. Das ist
bedauerlich und entzieht dem Comic die Chance etwas innovativer zu sein
als der Zombie Einheitsbrei. Am Ende bleibt eine unterhaltsame
Geschichte die, trotz einiger Mankos, aus der Masse der zombiefizierten
Comics herausragt.
Die Bilder von Fabbri passen perfekt zur
Handlung. Auch wenn er dem Zombiegenre nichts Innovatives hinzufügt, so
zeichnet er doch sauber, anschaulich und lenkt nicht vom Text ab. Die
Untoten wirken bedrohlich und den Helden nimmt man jede emotionale
Regung ab. Die Panels sind gut ausstaffiert und überzeugen mit vielen
Details. Insbesondere die Massenszenen in Londons Innenstadt sind eine
Freude für die Augen. Einzig der fehlende, für das viktorianische London
jedoch typische Schmutz stört das Gesamtbild. Auch seine Helden sehen
immer makellos aus. Dabei ist es egal, ob sie in der Kanalisation
ermittelt haben oder auf Tuchfühlung mit einer verrottenden Meute
Untoter gegangen sind.
Fazit:
Victorian Undead erinnert an eine Mischung aus Liga der außergewöhnlichen Gentlemen und dem bisher nicht auf deutsch veröffentlichten Zombie World. Der Comic verbreitet das altmodische Gefühl von Abenteuer und mysteriösem Krimi mit einer Prise Humor. Auf Grund der expliziten Gewaltdarstellung eignet sich die Geschichte für Leser ab 16. Der Band richtet sich sowohl an Sherlock Holmes-Fans, die nichts dagegen haben wenn ihr Idol auch mal in phantatstischen Gefilden ermittelt, als auch an Fans von Untoten, die wandelnde Leichen in einem unverbrauchten Szenario wie dem viktorianischen London erleben wollen. Wer jedoch eine ernsthafte und charakterbezogene Auseinandersetzung mit einer von Zombies überrannten Welt erwartet, sollte lieber zum nächsten The Walking Dead-Band greifen.
Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies
Autor der Besprechung:
Marcus Koppers
Verlag:
Paninicomics
Preis:
€ 16.95
ISBN 13:
978-3862010158
148 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Sherlock Holmes Flair
- manche Erklärungen werden nicht geliefert
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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(1 Stimme) | ||
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Rezension vom: | 21.11.2010 | ||||||
Kategorie: | Victorian Undead | ||||||
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