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Comic-Besprechung - Die Korsaren der Alkibiades Band 1: Geheime Eliten

Geschichten:

Les Corsaires d’Alcibiade 1 – Élites Secrètes

Autor: Denis-Pierre Filippi; Zeichner: Éric Liberge; Farben: Denis-Pierre Filippi



Story:
Fünf Personen werden von seltsam gewandeten Gestalten entführt und an eine geheime Universität gebracht. Es ist das Jahr 1825 und kein geringerer als die britische Krone steckt hinter den Anstrengungen die klügsten Köpfe des Empire an einem Ort zu versammeln. Eine Art Hogwarts für Hochbegabte. Schnell finden die fünf zusammen und gehen eigene Wege, denn sie haben nicht vor ihr Eingesperrtsein lange hinzunehmen. Doch sie müssen schnell feststellen, dass die Gesellschaft, die hinter ihrer Entführung steckt, alles von langer Hand geplant hat und nicht so schnell auf ihre unfreiwilligen Studenten verzichtet.



Meinung:
Die Thematik, mit ihren Geheimbünden angesiedelt in einer Steampunk-Welt, ist hervorragend gewählt und von exquisiten Zeichnungen begleitet. Es ist wirklich eine äußerst reichhaltig umzusetzende Materie in der sich Elemente aus den Romanen von Jules Verne mit Retro-Science-Fiction vermengen. Aber um es kurz zu machen, der Funke will bei Die Korsaren der Alkibiades einfach nicht überspringen.

Die Einführung gelingt sehr gut, was vor allem den Zeichnungen von Éric Liberge zu verdanken ist. Liberge ist in Deutschland bekannt durch seine Serie Monsieur Mardi-Gras – Unter Knochen, die zuerst bei Speed-Comics erschienen ist und dann von Splitter neu aufgelegt wurde. Den dort zur Schau gestellten Detailreichtum trägt er auch in die neue Serie mit hinein. Seine Ansichten von London zu Beginn des Bandes entführen einen gleich in diese eigentümliche Welt des 19. Jahrhunderts. Die Steampunk-Elemente werden liebevoll ausgeführt und das Auge bleibt allein an den vielen Details hängen, den Zahnrädern, Dampfkesseln, Leitungsrohren oder manchmal nur an kunstvoll verzierten Geländern, Lampenhaltern und, und, und. Es ist wirklich erstaunlich, wie viel Wert Liberge selbst Kleinigkeiten zumisst und wie viel Mühe er sich in ihrer Ausführung gibt. Lediglich ihre französische Herkunft können die Zeichnungen nicht verbergen und sie passen in ihrer Filigranität eher zu einem alternativen Paris, als dem viktorianischen London.

Im Kontrast dazu steht bedauerlicherweise das magere Szenario von Denis-Pierre Filippi. In der Ehapa Comic Collection erschienen von ihm bisher Das Buch von Jack sowie Das Buch von Sam. Im Splitter-Verlag ist er verantwortlich für die Fantasy-Serie Träume. Die vielversprechenden Elemente für eine wirklich gute Geschichte sind bei seinem (für Deutschland) neuesten Streich allemal da. Eine geheime Gesellschaft, die fünf Menschen mit unterschiedlichsten Fähigkeiten zusammenbringt und die plötzlich an einem gemeinsamen Strang ziehen müssen, während im Hintergrund manipulativ die Fäden gezogen werden.

Die angebliche Kombinationsgabe der Protagonisten kommt jedoch kaum zur Geltung. Nicht, dass es im Band nicht dauernd behauptet würde, aber als Leser nimmt man es den Figuren kaum ab. Hier mal einen Schlüssel finden, dann eine Tür finden, wo der einzige Haken ist, sie nicht auf- sondern zuschließen zu müssen, ein bisschen Verfolgung und so weiter. Manchmal besteht das unglaubliche Rätsel darin, das ach-so-schwierige zu ermittelnde Objekt daraus, dass ein ziemlich großer Zughebel sehr offensichtlich im Boden einer Höhle steckt. Gelegentlich kommt man sich vor wie jemand, der einem anderen bei einer Runde Super Mario Bros. zuschaut. Man sieht die Figur springen, laufen, Gegner überwältigen, Punkte sammeln, aber als Zuschauer sieht das Ganze geradlinig und unspektakulär aus, weil man nicht selbst am Controller sitzt.

Dieses Gefühl des Nicht-beteiligt-seins bekommt man auch beim Lesen von Die Korsaren der Alkibiades. Anscheinend wird vom Leser erwartet, dass er es schluckt, wenn die ganze Zeit behauptet wird, die Figuren würden ihr Fortkommen allein ihren Knobeleien verdanken. Wirklich nachvollziehen kann man die Rätsel aber nicht, denn im Grunde sind sie so gut wie gar nicht vorhanden. An einer Stelle versuchen die Charaktere eine Öffnung in eine Wand zu sprengen, nachdem sie in einem Raum festgesetzt wurden. Die Explosion misslingt, dafür öffnet sich vollkommen unabhängig davon eine Luke in die Freiheit. Trotzdem wirkt es so, als würden sich die Figuren diesen Erfolg selbst zuschreiben. Aber was ist so besonders an Schlössern oder Ausgängen finden? Es fehlt einfach der Zusammenhang und das Geschehen könnte auch durch Zufall erklärt werden oder damit, dass jemand anderes die Charaktere einfach weiter vorankommen lässt.

Unter dieser Gleichförmigkeit des Geschehens leidet dann auch die Spannung. Genauer gesagt ist fast keine vorhanden. Und die Charaktere selbst retten es dann auch nicht mehr. Große Motive haben sie nicht und mehr als oberflächliche Ecken und Kanten sind an ihnen nicht zu erkennen. Trotz ihrer Unterschiede arbeiten sie gleich von Anfang an viel zu harmonisch zusammen und ihre individuellen Stärken, die eigentlich im Mittelpunkt stehen sollten, kommen gar nicht zur Geltung. Daran ist natürlich wieder das Szenario Schuld. Wenn die Figuren große Rätsellöser sind, aber die Rätsel noch weniger als Schall und Rauch sind, nimmt man ihnen das selbstverständlich nicht ab. Am Ende bleibt beispielsweise von den Besonderheiten eines der Protagonisten lediglich, dass er sich durch Leute durchboxen kann. Sollte der Autor am Ende behaupten, das Geschehen gehe deshalb so Hand in Hand, weil die Geheimorganisation genau dies geplant habe, so wäre das bloß eine Ausrede für einen fehlenden gut durchdachten Plot. Genausogut könnte man es dann mit dem billigen Twist enden lassen, eine der Figuren hätte alles nur geträumt.

Wo gerade so auf den Plot gehauen wird, muss man wieder ein paar Worte zum Zeichner verlieren. So schön die Zeichnungen sind und soviel Lob sie hier bereits berechtigterweise eingeheimst haben, so wenig überzeugt der Aufbau des Comics. Die Übergänge zwischen den Panels sind teils zu sprunghaft. Wo ein Dialog nur Sekunden an verstrichener Zeit andeutet, scheint das Bild ein paar Minuten nach vorne gesprungen zu sein. Der Eindruck ist zwar subtil, aber doch störend und irritiert den Lesefluss. Eine echte Schluddrigkeit leistet sich Liberge mit dem gebrochenen Arm einer der Protagonistinnen. Mal ist die Armschiene rechts, dann in der nächsten Szene links, um später wieder die Seite zu wechseln. Wer so viele Details zeichnet, sollte sich nicht selbst in ihnen verlieren. An anderer Stelle suchen zwei der Charaktere eine Platte im Boden, es sieht aber so aus, als suchten sie die Wand ab. Entweder passt da der Dialog nicht oder die Frau hat eine Betonfrisur, die sich jedweder Schwerkraft zu widersetzen vermag.

Das Ende ist dann so abrupt und unbefriedigend wie der Rest. Als hätte der Verlag aus Versehen die erste Seite des nächsten Bandes mit abgedruckt. Ein richtiger Aufhänger für die Fortsetzung ist der gezeigte Abschluss nicht.



Fazit:
Man hätte sich eine richtig schöne Steampunk-Geschichte gewünscht. Die Zutaten sind da, aber serviert bekommt man eine dünne Brühe, bei der man den Grund der Schale sehen kann. Es ist wirklich enttäuschend, dass Denis-Pierre Filippi und Éric Liberge aus soviel letztlich so wenig gemacht haben und das Potential ihrer Geschichte so gut wie gar nicht ausloten.



Die Korsaren der Alkibiades Band 1: Geheime Eliten - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Korsaren der Alkibiades Band 1: Geheime Eliten

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Egmont Comic Collection

Preis:
€ 13,95

ISBN 13:
978-3-7704-3360-5

48 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Detailverliebtheit der Zeichnungen
  • Steampunk-Thematik großartig gewählt
Negativ aufgefallen
  • lahme und zu geradlinige Geschichte
  • keinerlei Spannung
  • offensichtliche Fehler bei Zeichnungen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1.67
(3 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 06.10.2010
Kategorie: Die Korsaren der Alkibiades
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