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Comic-Besprechung - Dédé 1: Sind sie tot, Madame?

Geschichten:

Sind sie tot, Madame? (Originalausgabe)

Autor/Zeichner: Erik



Story:
Detektiv Deschamps („Nennen sie mich Dédé“) bekommt einen ominösen Anruf. Eine furchtbar alte Dame meldet sich mit den Worten: „Guten Tag, Monsieur. Können sie mir helfen, eine alte Schulfreundin von mir wiederzufinden?“.

Klar kann er. Die Wegbeschreibung von Claudine Lagarde scheint zu stimmen und alsbald fährt er mit seinem Mini bei ihrem etwas abgelegenen Domizil, eine gute Stunde Fahrzeit südöstlich von Paris entfernt, vor. Das auf einer Anhöhe erbaute Haus erinnert an Hitchcocks Psycho, und als keiner die Türe öffnet, da wird es nicht heimeliger. Was er vorfindet, ist in höchstem Maße beunruhigend. Eine alte Dame sitzt regungslos in ihrem Stuhl. Dédé wird schnell klar, dass sie schon länger tot sein muss. Das Obst in der Schale auf dem Tisch ist verschrumpelt. Das Telefon ist mit Spinnweben überzogen.  Eine dicke Staubschicht hat sich in Räumen des Hauses breitgemacht. Merkwürdig nur, dass die Leiche nicht verwest ist.

Dédé kombiniert weiter: da die Frau nicht erst kürzlich verstorben ist, kann sie ihn auch nicht angerufen haben. Als er das Haus verlässt, klingelt erneut sein Handy. Es ist wieder Madame Lagarde, die ihm neue Hinweise zu ihrem Wohnort gibt. Die Alte hatte ihm die falsche Adresse durchgegeben. Doch im zweiten Haus wiederholen sich die Ereignisse …



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Ist von Mark O. Fischer die Rede, scheiden sich die Geister. Seit sich der Nordhastedter nur noch auf seinen Kleinverlag konzentriert, ist es ruhiger geworden um Epsilon. Im verlagseigenen Forum explodieren zwar regelmäßig alle zwei Monate die Gemüter, weil entweder ein Unbedarfter wissbegierig anklopft und nachfragt wann denn die Dan Cooper Gesamtausgabe starten würde oder weil ein perfider Stänkerer kühn das Ende der Bob Morane Gesamtausgabe prophezeit, aber im Großen und Ganzen herrscht seit geraumer Zeit Schweigen im Walde. Ein paar Titel sind 2010 überraschenderweise dann doch erschienen. So konnte Fischer rechtzeitig zum Comic-Salon in Erlangen Eriks Detektiv Deschamps, kurz Dédé, präsentieren. Laut Verlagsangaben war es die erfolgreichste Novität, die je an einer Messe für den deutschen Verlag an den Start gegangen ist.

Um es vorweg zu nehmen: Sind sie tot, Madame? ist ein gutes, ein beachtliches Debüt. Erik war bislang durch seinen inzwischen auf 160 Seiten angewachsenen Webcomic Deae Ex Machina bekannt, aber Band 1 von Dédé ist sein erstes wahrhaftig gedrucktes Comicalbum. Der Saarländer, der Grafik-Design studierte und in der Werbung als Art Director und Texter seine Brötchen verdient, kommt als ausgereifter Comiczeichner daher. Beim Anblick seiner meisterhaften Seiten stellt man sich unwillkürlich die Frage: In welcher Höhle hat er sich die ganze Zeit versteckt gehalten? Sein von Will Eisner und klassischer École Marcinelle geprägter Strich ist äußerst elegant und sieht so fertig aus, dass man es gar nicht glauben kann. Wüsste man es nicht besser, könnte man meinen, der Gute hätte in Frankreich unter Pseudonym bereits mehrere Alben verlegt. Aber nein, sieht man von seinen Webcomics ab, ist dies ist wirklich sein Debüt.

Beeindruckend an dem Album ist, dass Eriks Stil nicht nur gefällt, sondern bereits unverwechselbar ist. Dieser Eindruck verstärkt sich durch die dezente Kolorierung, eine Art Duo-Ton-Farbpalette, die mit grauen und erdigen Tönen auskommt. Auf den ersten Blick könnte man meinen, es wären Schwarzweißzeichnungen, aber bei näherer Betrachtung erkennt man die fein nuancierte Farbgebung, die viel Gespür verrät.

Die Geschichte ist klassisch aufgebaut. Der Held tappt in einen rätselhaften Fall, der sowohl für ihn als auch für den Leser immer verwirrender wird. Dabei kommt Erik ohne ein großes Aufgebot an Verdächtigen oder Nebencharakteren aus. Die gesamte Story dreht sich um Dédé,  und das ist vielleicht das Einzige, was man dem Debüt ankreiden und als leichte Schwäche auslegen kann. Trotz der Tatsache, dass die Geschichte aus lauter Detektiv Deschamps besteht, bleibt der Protagonist merkwürdig blass. Der Kriminalfall ist der eigentliche Held und der wirkt auf manchen Seiten etwas gestreckt. Ein routinierter Szenarist hätte wahrscheinlich die Story mit zehn Seiten weniger erzählt.

Davon abgesehen ist Sind sie tot, Madame? ein herrlich erfrischendes Debüt eines deutschen Zeichners, das eine große Leserschaft verdient hat. Erik hat das kleine Wunder vollbracht und das ganze Album in knapp sechs Monaten gezeichnet, gelettert und koloriert. Das ist in höchstem Masse professionell und verdient Hochachtung. 

Fazit:
„Sind sie tot, Epsilon?“ – Nein, natürlich nicht. Solange der Verlag aus dem Norden Deutschlands solche Perlen wie Eriks Dédé aus dem Hut zaubert, sind Hopfen und Malz noch nicht verloren. Wie man seinem Blog entnehmen kann, arbeitet der Saarbrücker bereits am zweiten Album. Es wäre zu begrüßen, wenn man dann auch etwas mehr über die schöne Serviererin Yvette erfahren könnte.

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Dédé 1: Sind sie tot, Madame? - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Dédé 1: Sind sie tot, Madame?

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
Epsilon Verlag Mark O. Fischer

Preis:
€ 12.50

ISBN 13:
978-3-86693-074-2

48 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Erik legt ein tolles Debüt vor
  • feinste Semi-Funny-Zeichnungen
  • spannend und unterhaltsam
Negativ aufgefallen
  • der Held bleibt etwas blass
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 10.09.2010
Kategorie: Dédé
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