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Comic-Besprechung - Die Chroniken von Wormwood

Geschichten:
Die Chroniken von Wormwood
Autor: Garth Ennis , Zeichner: Jacen Burrows, Colorist: Andrew Dalhouse

Al Kyda und Pete O'Phyle
Autor: Garth Ennis , Zeichner: John McCrea

Donna Partie
Autor: Garth Ennis , Zeichner: Russ Braun


Story:
Kennen Sie Danny Wormwood? Er ist ein erfolgreicher TV-Serien Produzent, lebt in New York, teilt sich ein Appartement mit seiner Freundin, vertreibt sich die Zeit im Internet und hat einen Hasen der sprechen kann. Und er ist Satans Sohn, der Anti-Christ... Sein Vater setzt große Hoffnung in seinen Sprössling. Er soll das Armageddon heraufbeschwören und damit seine uralte Bestimmung erfüllen. Doch Danny will viel lieber weiterleben wie bisher und mit seinem Freund Jay, der Reinkarnation von Jesus, abends ein Bier trinken und das Leben genießen. Um seinen aufmüpfigen Sohn doch noch für seinen Pläne zu gewinnen verbündet sich sein Vater mit dem Oberhaupt der Kirche, dem Papst, und gemeinsam schrecken Sie vor nichts zurück um das Ende der Welt einzuläuten. Daraufhin brechen Jay, Danny und der sprechende Hase Jimmy auf, um den Weltuntergang zu verhindern und bei Ihrer Odyssee besuchen sie sowohl den Himmel als auch die Hölle. Doch erst als der Teufel Jay in seine Gewalt bringt kommt es zum Aufeinandertreffen zwischen Vater und Sohn, dessen Ausgang über die Zukunft der Menschheit entscheiden wird.

Meinung:
Garth Ennis ist bekannt für seinen beißenden schwarzen Humor und seine Vorliebe für exzessive Gewalt. Auch in "Die Chroniken von Wormwood" werden diese Stilmittel häufig eingesetzt. Hinzu kommt noch eine gehörige Portion Blasphemie und einige Witze auf Kosten von Minderheiten. Dadurch eckt der Autor an vielen Stellen an, schießt bisweilen über das Ziel hinaus und weiß zu schockieren. Es entsteht der Eindruck als wollte der Autor die Erwartungen an sein neues Werk erfüllen und noch einiges an Groteskem und Ekeligem im Vergleich zu vorherigen Werken abliefern. Dadurch rückt die eigentliche Geschichte etwas in den Hintergrund. Dabei hat die Handlung einiges zu bieten. Der Antichrist und Jesus stehen für die aufmüpfige Jugend, die gegen die Pläne ihrer Väter rebellieren und lieber ihre eigenen Träume verwirklichen wollen. Die Idee ist nicht neu, wird aber durch die Hauptpersonen und die Erwartungen, die auf Ihnen lasten um einige interessante Facetten erweitert.

Garth Ennis präsentiert hier seine ganz eigene Vision von Himmel und Hölle. Hier blitzt die Genialität des Autors in den vielen kleinen Details, mit denen er seine Version von Himmel und Hölle versehen hat auf. Unbeschreiblich ist zum Beispiel seine Interpretation der 72 Jungfrauen, die auf einen Selbstmordattentäter im Paradies warten. Wenn man sich nicht von dem ganzen Blut und der derben Sexualität ablenken lässt, fällt einem auf, dass der Autor sehr gewissenhaft recherchiert hat. Zum einen ist ihm die Offenbarung des Johannes, also das Buch der Bibel, in dem es um das Armageddon geht, bekannt und zum anderen kennt er sich vorzüglich mit den Werken aus Film und Literatur aus, in denen der Antichrist Erwähnung findet. So gibt es dezente Verweise auf Filme wie "Das Omen" oder "Rosemarie Baby". Garth Ennis bedient sich nicht nur beim Weltuntergang aus der Bibel. Viele Akteure aus dem Neuen Testament bekommen einen, für den Autor typischen Gastauftritt. So verdreht z. B. die Hure von Babylon den Männern den Kopf und Judas Ischariot versucht in einem Pornoladen mit den Silberstücken zu bezahlen, die er für seinen Verrat an Jesus bekommen hat.

Die Chroniken von Wormwood sind prallgefüllt mit Kritik an der katholischen Kirche. Hier verfehlt der Autor ein ums andere Mal die Grenze des guten Geschmacks und gerade im Zusammenhang mit den immer wiederkehrenden Missbrauchsanschuldigungen der Vergangenheit geht so mache Anspielung nach hinten los. Der erste australische Papst, dem man in diesem Comic begegnet, rückt das Oberhaupt der katholischen Kirche in ein denkbar schlechtes Licht. Neben seinen frevelhaften Taten und den vielen Orgien im Vatikan schreckt er auch nicht vor einer Zusammenarbeit mit Satan persönlich zurück. Diese geschmacklose Darstellung könnte so manchem Gläubigen stark erschüttern und der Leser sollte auf jeden Fall eine Vorliebe für schwarzen Humor und bissige Satire haben.

Neben der häufigen Kirchenkritik gibt es auch viel pubertären Humor. So verwandelt der Sohn des Teufels einen Barkeeper in eine regelrechte "Penisnase". Dieser Charakter wird zu einem Running Gag der immer mal wieder auftritt. Hierbei bleibt dem Leser selbst ein frühzeitiger Erguss der Nase nicht erspart. Dies ist nur eine der vielen derben Sexszenen, die kaum eine Spielart der Grenzbereiche menschlicher Sexualität auslassen. Sei es im Bild oder als Text.

Optisch bewegt sich der Band im soliden Mittelfeld. Jacen Burrows versteht es, die aberwitzigen Ideen von Garth Ennis detailreich aufs Papier zu bringen. Besonders die Szenen in der Hölle und im Himmel sind mit vielen Details versehen und der Leser entdeckt immer wieder neue Kleinigkeiten. Beeindruckend sind auch die Zeichnungen des Teufels. Ein bösartiger gehörnter Höllenfürst wie er nur in den schlimmsten Alpträumen erscheint entfaltet hier auf ganzseitigen Splashpages seine Pracht. Leider kann der Zeichner bei den Perspektiven und der Mimik häufig nicht überzeugen. Gerade Danny Wormwoods Kopf wirkt häufig unnatürlich in die Länge gezogen. Auch der Hase Jimmy scheint während der Geschichte mehrmals die Rasse zu wechseln. Mal sieht er aus wie ein Kaninchen und ein anderes mal hat er die für einen Eselhasen typischen Riesenohren. Der Künstler versteht es seine Bilder mit einigen Ekel erregenden Details zu versehen. Insbesondere ein Killer-Eunuch aus dem Vatikan ist hier hart an der Grenze des Erträglichen.

Die Farbgebung der einzelnen Bilder passt zur Atmosphäre ohne diese um eigene Aspekte zu bereichern.

Zusätzlich zu den "Chroniken" enthält der Band noch die Zweiseiter Al Kyda/Pete O'Phyle und Donna Partie. Die beiden Geschichten haben keinen direkten Zusammenhang mit den Abenteuern des Anti-Christen. Die erste Geschichte besticht durch pubertären Wortwitz und einen Kalauer, der etwas unter der Übersetzung leidet und auf Deutsch nur schwer zündet. Zeichnerisch wirkt die Geschichte stark cartoonartig. Der gewählte Stil passt hervorragend zum flachen Witz der Geschichte. Der zweite Zweiseiter ist ein reiner Kannibalen-Schocker ohne Handlung, dessen Ende einfach nur abstoßend ist.


Fazit:
Die Chroniken von Wormwood ist eine derbe Satire, die an die Grenzen des guten Geschmacks stößt und manchmal darüber hinaus schießt. Leser die empfindlich auf Blasphemie reagieren, sollten den Band links liegen lassen. Menschen mit schwarzem Humor können einen Blick riskieren und Fans von Garth Ennis können bedenkenlos zugreifen. Sie bekommen genau das, was sie erwarten. Der Comic richtet sich eindeutig an ein volljähriges Publikum und hat in den Händen von Jugendlichen nichts zu suchen.

Die Chroniken von Wormwood - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Chroniken von Wormwood

Autor der Besprechung:
Marcus Koppers

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 19.95

200 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • schwarzer Humor
  • intelligente Geschichte
Negativ aufgefallen
  • jenseits der Grenze des guten Geschmacks
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1.67
(3 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 15.08.2010
Kategorie: Die Chroniken von Wormwood
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