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Comic-Besprechung - Jeronimus 2: Schiffbruch

Geschichten:

Schiffbruch (Originaltitel: „JÉRONIMUS Deuxiéme Partie: Naufrage“)

Autor: Christophe Dabitch, Zeichner & Kolorist: Jean-Denis Pendanx



Story:
Am 29. Oktober 1628 brach die Galeone Batavia  auf, um von Amsterdam nach Java zu segeln. Es war ein neues, bedeutendes Schiff der Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) und sollte an seinem Ziel exotische Gewürze laden, welche den Reichtum der Aktionäre der Kompagnie begründeten.

In Schiffbruch, dem zweiten Teil der Trilogie, die auf einer wahren Begebenheit basiert, passiert das Unausweichliche, das schon im Titel angesprochen wird. Zuvor zieht die Geschichte des Apothekers und Unterkaufmanns Jeronimus Cornelisz, der mit seinem bisherigen Leben abgeschlossen hat, den Leser weiterhin in ihren Bann.

Die Batavia ist bereits mehr als sechs Monate auf hoher See und hat einen Zwischenstopp am Kap der guten Hoffnung hinter sich, wo die Besatzung ihre Vorräte aufstockte und die gedämpfte Stimmung an Bord mit Landgängen auflockern konnte. Die eigentliche Spannung jedoch, die zwischen dem kommerziell verantwortlichen Leiter der Expedition, Oberkaufmann Francisco Pelsaer, und dem Kapitän, Ariaen Jacobz, ließ sich nicht auflösen. Im Gegenteil, die atmosphärischen Störungen nehmen stetig zu, je weiter die Reise fortschreitet.

Zwar kulminiert die Historie der Batavia, als das Vorzeigeschiff auf ein unvorhergesehendes Riff läuft. In der Geschichte von Jeronimus hingegen wird nur ein Kapitel beendet und umgehend ein neues aufgeschlagen. Von den Überlebenden, die sich auf eine nahe Inselgruppe retten konnten, wird er als Führer angesehen. Seine Wandlung vom harmlosen Apotheker zur menschenverachtenden Bestie nimmt ihren Lauf.

Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Mehr noch als der erste Band dieser vom Verlag Schreiber & Leser als Graphic Novel etikettierten Serie, fesselt der zweite Teil den Leser mit tief unter die Haut gehendem Drama. Das Setting bietet sich dafür geradezu an: die verschiedenen Charaktere auf engstem Raum auf der einen, das weite, unberechenbare Meer auf der anderen Seite. Zwischen Kapitän und Oberkaufmann, die sich beide um die unnahbare Edelfrau Lucretia streiten, versucht sich Jeronimus mit psychologischem Geschick als dritte Kraft zu etablieren. Als er sich bei Lucretia nicht durchsetzen kann, spinnt er feine Fäden, um das Schicksal in seinem Sinne zu gestalten. In jeweils passenden Momenten führt er Gespräche, beeinflusst Passagiere oder schaut weg, wenn er hätte einschreiten müssen. Spätestens als Lucretia als Teil eines Komplotts vergewaltigt wird, um eine Meuterei auszulösen, wird deutlich, dass sich die Psyche von Jeronimus  verändert hat und weiter verändern wird.

Neben den Sprechblasentexten der eigentlichen Handlung bedient sich Christophe Dabitch verstärkt des Erzählstils des voice-over. Mit klarer Nüchternheit kommentiert er damit die Geschehnisse oder die Eigenarten der Akteure des Dramas. Darüber hinaus gibt es ganze Seiten, in denen Dabitch schweigt und das Erzählen den ausdrucksstarken Bildern von Jean-Denis Pendanx überlässt. Und das sind nicht nur die Szenen, in denen die Batavia durchs Meer gleitet, auch Action-Sequenzen kommen stellenweise ganz ohne Worte aus.

Der Zeichenstil von Pendanx hat einen impressionistischen, malerischen Touch, der sehr gut zur Atmosphäre der Geschichte passt. Das Zusammenspiel seiner Farben hat der Franzose geradezu perfektioniert, wenn es um die Darstellung der rauhen See oder der optischen Umsetzung von düsterer Stimmung geht. Beispielsweise ist der psychische Zerfall von Jeronimus fast schon an seinen Gesichtszügen ablesbar. Dieser Stil, der die Zeichnungen sehr von der durchschnittlichen Grafik eines Abenteuercomics unterscheiden lässt, wirkt höchst faszinierend. Gewisse Motive kann man immer und immer wieder betrachten. Das ein oder andere Panel könnte man sich auch sehr gut als gerahmtes Gemälde an einer Wand vorstellen.  



Fazit:
Während der erste Teil (Ruhe vor dem Sturm) die tragenden Personen und die determinierte Handlung vorgestellt hat, verdichtet die Fortsetzung (Schiffbruch) die Szenerie um einiges und steigert die Spannung bis zum Zerreißen. Auch der zweite Band ist die großartige Umsetzung eines menschlichen Dramas in historischem Ambiente. Wer bei Seefahrercomics die oft fehlende psychologische Note vermisst, der ist hier genau richtig. Die Tragödie steuert auf ihr Ende zu. Packend, entsetzlich, schonungslos. Oder anders ausgedrückt: schön erschreckend, ebenso wie erschreckend schön.

Jeronimus 2: Schiffbruch - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Jeronimus 2: Schiffbruch

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 22.80

ISBN 13:
978-3-941239-33-3

96 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • gut recherchierte Geschichte
  • ein etwas anderer Seefahrer-Comic
  • intensiver Lesegenuß
  • sehr schöne Hardcovergestaltung
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 07.08.2010
Kategorie: Jeronimus
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